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Die Goldene Maria Die Krönung der Innenausstattung der Franziskauerkirchc bildete die Aufstellung des Hochaltars, eines Werkes des in ganz Schlesien damals berühmten Malers und Bildschnitzers Hans Olmützer, an dem er von 1488 an lange gearbeitet haben soll. Daß die Altar stiftungen von 1.484 und 1400 bei Anfertigung des neuen Altars der Goldenen Maria Verwendung fanden, wie man annahm, ist kaum wahrscheinlich. llnfre Goldene Maria, ein fünfflügeligcr Altar (Pentaptychon) von bervorragender Scbönbeit, blieb der Hocbaltar bis zum Jahre 171z, wo sie wegen ibres schlecbten Zustandes infolge von Wurmfraß nacb der Barbarakapelle verbracht wurde. sUeben dem Hochaltar standen bis zur Reformation nocb 16 (Uebenaltärc im Innern der Kirche. Sie sind verschwunden. Unsre Annalen berichten, daß die Görlitzer Tischler Peter und Pank den Altarscbrein nnt Flügeln und Maßwerk im Jahre 1487 angefertigt baben. Zur Herstellung der Holzscbnitzcrcien und Malereien wurde Hans Dlmützer berufen, der 148.4 als Maler in Breslau das Bürgerrecht erlangt hatte. Der Altar besteht aus dem eigentlichen Schrein «nd vier Flügeln. Das gesclmitzte Mittelfeld zeigt als Hauptfigur Maria mit dem Kinde im Strablenkranze, auf der Mondsichel stehend. Ibr bält ein Engel das Gewand, zwei über ihr schwebende die Krone. Auf der Innenseite der inneren Flügel befinden sieb folgende ge schnitzte Darstellungen ans Goldgrund: links die Verkündigung und die Geburt, rechts der Besuch der Maria bei der Elisabeth und die Anbetung der Weifen ans dem Morgenlande. — Bei geschloßenen Flügeln entsteht ein Pafsionsaltar mit folgenden Gemälden ans den vier Flügeln: Oben das heilige Abendmahl, Christus in Gethsemane, die Gefangennahme (Petrus haut dem Malclms ein Dhr ab) und Christus vor den Hohenpriestern: unten die Geißelung, die Aussetzung der Dornenkrone, die Verspottung und die Kreuztragung. Der geschlossene Altar zeigt auf zwei Flügeln vier Bilder: oben Christus am Kreuz und die Grablegung, unten die Auferstehung und das jüngste Gericht. Man nimmt an, daß der Altar früher noch mit vielem Schnitzwerk, mit gotischem Aufbau, Spitzbögen nnd Maßwerk außen verziert war, ehe er ans dem Chor der Kirche entfernt wurde. Aber schon am An fänge des vorigen Jahrhunderts freuten sich die Sachverständigen, daß die Hanptsacbe aufbewahrt sei, weil dieser Altar unstreitig die schönsten Gemälde habe, welche sich in Görlitz an einem öffentlichen Orte befänden, da Brände so viel vernichtet hatten. Und am Ende des Jahrhunderts erklärte Geheimrat Lutsch die Figuren wegen ihrer lebensvollen Darstellung und sorgfältigen Durchführung, nament lich einzelner Porträts, besonders aber wegen der erhaltenen Farben frische, als erheblich wertvoll. Die Aufstellung des Altares in der Barbarakapelle hatte seiner Er haltung schleckt gedient, und so wurde er dem Musenm überwiesen, wo er nach streng sachgemäßer Behandlung und Beseitigung seiner Schäden unter ebenso strenger Schonung seiner Wesenheit in Form nnd Farbe jahrelang die Freude der Besucher bildete nnd vor un gezählten Tausenden, die als Laien oder Fachmänner dasR.cusemn besuchten, durch den Reiz seiner Ursprünglichkeit Zeugnis ablegtc von der Blüte der gotischen Kunst in der Oberlansitz, die sie im Nahmen anderer gleichzeitiger Schaustücke zu würdigen vermochten. Die Erneuerung der DreisaltigkeitSkirche hat ihn — nicht zum (Untzen seiner Erhaltung — zurückgefordert, wo er nun nochmals überarbeitet und erneuert wurde, aber zmn Schmerze aller Vertreter der Denkmalpflege den ursprünglichen Schmelz seines Alters ver loren hat. Unser Bild entspricht einer alten Aufnahme ans der Zeit, bevor der Altar im Jahre 1904 dem Museum übergeben wurde.