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Das Raksgestühl Die itt der ersten Hälfte des IZ. IatzrtzundertS erbaute Franziska,ler- kircbe hat in itzrem Innern eine außergewötznlich schöne Ausstattung bewahrt, da sie nie, wie die Peters- »nd Nikolaikirche, unter Brand schäden gelitten hat. Als der große Choranbau vollendet und imIatzre i gewcitztwar, wahrscheinlich zugleich mit der ueuerbauteu Kapelle St. Barbarae an der Südfront, ging man mit allem Fleiße an eine würdige Aus- stattnng des eindrucksvollen Innenranmes: eine Drgel war von ^VI. Drtolptzns erbaut, vier bunte Glasfcnstcr in den Chor gesetzt nnd dann i4.zo die Decke, die srüber ans Holz war, gewölbt worden. Das Ende des i iz. IatzrtznndertS brachte die gehaltvolle Vollendung: die ^Weihe des neuen Hochaltars, die Aufstellung der prächtigen Steingruppe der Grablegung — beides V5erke des Hans Dlmützer— und im Iatzre 1484 die Vollendung des sogenannten RatSgcstützls und des Chorgestützls. Dieses „NatSgcstützl" stand bis 1904 rechts und links des West ausganges der Kirche. Es ist offenbar weder ein Ctzorgestützl, das ja im Chor wirklich ans gleicher Zeit vorhanden ist, noch das in den Urkunden erwälmteSchnitzwerk desMag.Drtolptzus ans demIatzre '.487, weil sein Stil viel jünger (spätgotisch) ist. Als MagistratS- gestühl mag es später benützt worden sein, aber es ist auch für die ge nannte Stelle ursprünglich nicht gefertigt worden. Die Gctzrung an beiden Enden nnd die verschiedenen Typen des Matzwerks beweisen, daß es einst über Eck gestanden hat — vielleicht in einer Abtskapelle. Dafür würden auch die vollendete Arbeit und die außerordentlich reichen Krönungen sprechen, die das Chorgestühl noch an Feinheit des Ausdrucks übertreffen. Unser Bild zeigt den rechten Flügel, während die Seitenlehne des linken ans unserem Bilde rechts besonders dargcstellt ist. Beide Seitenlehnen, 50 Zentimeter breit, Z,40 Meter hoch, sind aus dreizölligenEichenbohlen meisterhaft geschnitzt — mit der ganzenHin- gebung eines frommen Mönches an seine gottgeweihte Arbeit. Die linke zeigt im untern Felde den heiligen Franziskns in Relief, dem Christus am Kreuz (mit sechs Flügeln) erscheint. Darüber sind ins obere Feld in feinster durchbrochener beiderseitiger Schnitzerei Blatt werk, ans den» ein Frosch kriecht, eine Maske nnd inmitten von Blatt ranken und Weintrauben ein beerenpickender Vogel eingcarbeitet. In, oberen Spitzbogen erscheint ein Kopf nut Spruchband, auf dem „Jeremias" steht. Die andre Seitenlelme ist in gleicher Weise ansgefübrt nnd eingeteilt. Jin mitern Felde stellt eine Jungfrau mit langen Zöpfen nnd Buch iu der Hand, ebenfalls Reliessckmitzerci, — auf die Jungfrau Maria gedeutet. Das obere Feld ist mit luftigem Astwerk mit Eichenblättern und Eicheln gefüllt. Der obere Spitzbogen zeigt ebenfalls einen Kopf, aber olme Spruchband. Die oberen Felder sind nach vorn durch zarte Säulen abgeschlossen, deren eine aus gewundenen Rundstäben, die andere ans einem astartigen Aufbau besteht. Die Bekrönung bildet bei beiden Seitenlehnen eine von zwei Türmchen flankierte Kreuz blume. Beachtenswert ist noch über dem Kapitäl der Säule ein nach Art der Wasserspeier herausgearbeiteter Tierkopf. Das Gestühl ist je z,.zo Meter lang mit Sitzen, deren 4 Zwischen pfosten mit geschnitzten phantastischen Tiergestalten geziert sind. Das Maßwerk an den Wänden ist mir bei den, rechten, die obere Be krönung mir bei dem linken erhalten: pkantastische Tiere, die in her vorragender Weise neben Geäst in die Spitzbögen hineingearbeitet sind. Gebogene Fialen und Wimperge sind sein Schmuck. Das Gestützt bildet eine Hanptzierde der kirchlichen Abteilung des Görlitzer Mnscmns.