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Die Krypta unter der Peterskirche Wohl jede Krypta nmsängt den Besucher mir einer Art von gruseliger Scheu, mit einer ans Grabeskult und Wunderglauben gernisckten Luft. Waren dock die alten eckten Krypten — meist unter dem Cbor— nnterirdiscke Ruhestätten von Märtyrern und Heiligen, die auf die ältesten Zeiten der Kicckenbanten zurückgeben. Der Grabeskult blieb unsrer Krypta sicher fern, «lickt aber das ge- heimnisvoll Wunderbare, das beute nock aus sedeiri Steine, aus jeder Ecke des uuterirdiscken Baues zu uus fprickt. Sicker ist, daß der heutige Bau entstaube« ist durck das Bedürfnis, die ursprüngliche Peterskircke mit ihrem Chor vorzusckieben und diesen Cbor am stark abschüssigen Bergeshange durch einen Unterbau zu stützen. Sicher ist, daß die seierlickeGrmidstcinlcgnng dieses Neubaues am ki.Mai 142z stattgefnnden bat, daß die Weibe unsrer jetzigen Krypta »432 er folgte und dann bis zur Fertigstellung wenigstens eines Teiles der Dberkircke der Gottesdienst hier stattfand, aber erst 1734 wieder durch ein Vermächtnis die lange vernachlässigte und unbenützte Unter- kircke zu zeitweiligem Gebrauche geschmückt wurde. Wir sehen, daß die Hauptsäulen dieselben sind, die den Chor der Ober- kircke tragen, aber das Mittelschiff ist dnrck eine neue mittlere Pfeiler reihe nochmals gestützt, so daß der Unterbau vier Schiffe zeigt. Altar und Kanzel von 1734 sind vor die Westwand gestellt. So stellt der Unterbau im ganzen eine Einheitlichkeit mit dem Chor da. Die Krypta enthält aber innen und außen noch oft beachtete Merk würdigkeiten: im Znncrn eine Säule mit einem Fries ans ganz merk würdigen Gestalten, einer« Manne mit einer Zipfelmütze, der mit Hunden, einem Löwen »nd andern sich beißenden oder berührenden Tieren eine Kette bildet, an, Äußern außer einem Halseifen an einem Strebepfeiler eine Gruppe von Affe und Schwein, die auf Dar stellung verwerflicher Trunksucht gedeutet wird, und schließlich über ihrem Cüdeingarigc ein Wahrzeichen, wie solche besonders an Kirchen angebracht wurden, die jeder reisende Handwerker gesehen haben mllßte, nm sich, wie es beißt, über den Besuch der betreffenden Stadt answeisen zu können — hier secks cingemauerte Töpfe, die freilich sicker nickt auf „früheren Topfmarkt" deuten, sondern viel tiefcrerr Sinn haben. Stammt nnsre heutige Krypta ans den Zähren 142Z—»4Z2, so ist es doch aber auch sicher, daß die Verbindung mit St. Georg, dem sie geweiht ist, auf weit ältere Verhältnisse zurückgeht, die im einzelnen kaum mehr zu klären sind. Von einer alten Krvpta wie von einer Bnrgkapelle kann kann, die Rede sein, aber einige Urkunden und Be richte im Verein mit baulichen Besonderheiten lassen es wahrscheinlich erscheinen, daß bereits vor den» ältesten Bau der Peterskircke hier am Dstabbange des Burgberges eine Kapelle St. Georg« stand, wie sie schon 1379 zum ersten Male — dann öfter — erwähnt wird. Als die Deutschen unter Sobieslaus nzi aufs neue den Burgberg befestigten, gab es mir im Dorfe Görlitz die Nikolaikircke, die ja nock Zahrhnnderte dieParockialkircke blieb. Aber die christlichen Deutschen branchten in Burg und Hag eure uahe Erbammgsstätte vor Not und Kampf — und die Peterskircke wurde erst etwa loo Zabrc später gegründet. Go entstand wohl eine Rundkapelle, wie sie gerade in Böhmen, von wo Sobieslans kam, im n. und 12. Jahrhundert so häufig waren. Prag hat allein nock drei. Zbre Rundung ist nock heute an der Bordwand der Krypta zu sehen, vor der die Wciterfübrung des nördlichsten Schiffes Halt gemacht hat — ebenso wie die alte Kircke selbst in ihren» Ostschlusse, der sonst in seiner gradlinigen, von einen» Außenfrieö bezeichneten Gestalt, den die Krypta birgt, kaum erklärbar wäre. Die »»ene Krypta verschlang die alte Kapelle, aber ihr Name blieb.