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DerqorischeKelch aus der Peterskirche Sckivec lastete nach der Gcklacht bei Mühlberg im Jabre 1.^47 der sogenannte Pönfall aus den Sechsstädten nnd besonders aus nnserni Görlitz: alle Güter und die Heide wurden ihm genommen, und neben andern scbweren Nutzen mied ibren Kirchen die stlbendmablsgeräte, oon denen in Prag allein 7 Zentner Edelmetall an einem Tage ein geschmolzen sein sollen. Ein einziger Kelch samt Patene aus dem iZ. Jahrhundert war den Görlitzcr Protestanten belassen worden: freilich nicht der sebleebteste, sondern ein Prunkstück, wie es wenige gibt. Aus schwer vergoldetem Silber gearbeitet, baut er sich in einer Höhe oon 29 Zentimeter mit seinem Fuße ans einem Sechsecke auf, zwischen dessen Zacken Kreissegmente — Sechspaß — sind. Der einfach gekeblte Boden bat von Spitze zu Spitze 19,8, oon Segment zu Segment 18,7 Zentimeter Durchmesser. Die vertikale Be grenzung des eigentlichen Fußes wird oon einem dnrchbrocbenen Bande mit Sechspaß und Dreipaß in Quadraten und deren Ecken gebildet. Bon den bis zmn Knanf von Perlstäben abgeschlossenen sechs großen und sechs kleinen Feldern entbalten erstere in Hochrelief unter einem mit Kreuzblumen bekrönter» Spitzbogen folgende Darstellungen: Ehristus an» Sebäckerkrenz mit Maria und JobanneS: rechts nnd links Petrus nnd Paulus; riebe», Petrus der Heilige Georg zu Roß, die Heilige Barbara mit Turm und ein Bischof (oon Meißen, vielleicht als Kirchengründec Gotebold, der die Stadt Görlitz aus gesetzt haben soll). — In den sechs kleinen Feldern befinden sich Engel mit Spruchbändern auf Blattwerkhintergrund. Der Knauf ist prrnrkvoll zu sechs strgeben ansgestaltet, die von gotifcken Säulen und Türmchen flankiert nnd von Spitzbogen mit Kreuzblumen überböbt sind. In diesen st rischen ist dargestellt: Ebristus mit Dornenkrone, Lendentuch und Kelch, Martba mit Kocklöffel nnd Scküffel, Heilige mit Kirckc ruck Rosenkranz, Margareta als Patronin Per Gebärenden mir Kreuz und gefesseltem Drucken, Dorotbea mitPalme nndKorb nndKatbarina mitGebwert nndRad. Der Boden der Knppa — des eigentlicken Kelckes — ist mit Blatt ornament, Flammen und Strablen verziert, wäbrend ibr Qberteil ans einem Kranz von frei gearbeiteten Palmetten anfsteigt, die miten »nit einen» Drcipaßmnster auf einem Laubkranze ruben, der vor» borizontalen Perlstäben begrenzt ist. Die Knppa ist 10 Zentimeter bock bei einem größten Durckmesfer von ist Zentimeter. Der präcktige, in spätgotifckcm Stile ansgefübrte Gpeisckelck be findet sick in den Sammlungen der Gedenkballc als wertvolle Leib gabe der Görlitzer Peterskirche. Wie mag der von Ferdinand I. und dem Herzoge Alba über Görlitz verbängte Kirckenraub die Bürger der Stadt angemutet baben, nackdem erst neun Jabre zuvor derselbe Ferdinand in Görlitz geweilt, die Petcrskirckc besuckt batte nnd von ibren» Anblicke so ergriffen »var, daß er ein Bild von ibr zn baben wünfckte! — Es bedarf kann» der Erwäbmmg, daß m»ser Kelck ans katboliscber Zeit stammt, in der man vorderKelckentziebmigsim 1 Z.Jabrbnndert) die kleineren Altarkelcke, ans denen den Laie»» der Wein gespendet wurde, von de»» sogenannten „Speisekelcken" untcrsckicd, die als Prunkstücke gedacht waren und bei ibrer oft gewaltigen Größe bis weilen zwei Henkel batten. Ihr shtodus (Knauf) entwickelte sick bisweilen in großen Ausmaßen zur Aufnahme von Reliquien, was dann diesen Knanf allmäblick zu einer kleinen, dnrckbrockenen oder mit Kristallsckeiben geschlosserte»» Kapelle mit Strebebogen, Fialen, Heiligenstatnettcn »r. dgl. entwickelte. Solcke Kelcke, die bis über i ll Pfund wogen, nannte man dann ancb Reliquienkclcke. Ein solcker Speisekelck von der Form eines Neliquienkelckes ist der unsrige, gleichviel, ob im lö-Jahrbundert in seinem Knaufe wirklick eine Reliquie verwabrt »var oder nicht.