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Caspari ms Drsttst Eine der am hellsten strahlender, Seiten der Görlitzer Krrchengefchichre 4 70 3 ist Beschaffung der neuen Orgel, die durcb die Gaben der Gemeinde wie besonders des Rats der Stadt Görlitz ermöglicht wurde, der herr liche, weihevolle und weihespenderrde Abschluß der Wiedergeburt des hehren Gotteshauses. Mit 74 fahren ging der wackere Meister ans Werk, um mit 80 fahren, am 19. August 170z, seine Weine zu erleben. Wer war dieser seltene Mann? — Eugenius Cafparini war als Sohn eines tüchtigen Orgelbauers in Soran.NL. geboren nnd ging mit 17 fahren anfReifen nach Bauern nnd Italien, allein ,zo Jahre in Padua lebte und strebte. Nach einer Tätigkeit an der Hofkapelle in Wien, die ihm lonu Dukaten und eine goldene Kette mit dem Bilde des Kaisers einbrachte, bante er eine Orgel, fast so groß wie die unsre, in Trient, wo er von E. E. Rat zu Görlitz den Rns zum Bane der großen Orgel erhielt nnd im Ver trauen aus die Hilfe seines tüchtigenSohnesAdam Horatius annabm. Die Orgel soll 2^ 000 Taler gekostet haben, von denen der Erbauer 7100 Taler und freie Station erhielt. Cafparini starb 1706 in Nieder-Wiesa bei Greiffenberg. Schor, das aufsehenerregende Äußere der Orgel erweckte den Wunsch nach Bildern von ihr, und bald nach ihrer Einweihung wurde sie nach einer Zeichnung von Johann Christoph Breydt, der Bürger und Goldschmied in Görlitz war, in Kupfer gestochen und mit einer Beschreibung ihres ersten Organisten Christian Aidwig Borberg ge druckt. Andre Abbildungen folgten, bis unser heimatlicher Maler Christoph Nathe aus Niederbielan um 1800 die treffliche Zeichnring scbus, die unsrer Abbildung zugrunde liegt. Das reichgeschrritzte Gehäuse, das 19 musizierende Engel und r8 Sonnen schmücken, umfaßt ein Werk von drei Rc amialen und einem Pedal mit 07 klingenden Stimmen, von denen neben des Meeres Wellen, dem Nachrigallerrgefang und Kuckucksrns noch die um- lanfende Sonne erwähnt sei, die zugleich vier Glöcklcin spielt, nnd die zwölssache Mirtnr, „Sonnenorgel" benannt, die Sonnen und Engel ertönen läßt, deren jeder „sein otlicirim mit Blasnng einer Pfeife verrichtet ". Die Orgel enthält .4270 klingende Pfeifen aus Zinn, Zypressen- und andern, Holz. Die größte zinnerne Pfeife von .42 j^uß, das große im linken Turm, wiegt P/2 Zentner nnd faßt Z i 971 Kubikzoll. Die drei Pfeisenselder der Mitte, an deren größter Pfeife die um laufende Sonne angebracht ist, umfassen das i6füßige, der Oberbau das 8fiißige, das Brustpositiv irr» Unterbau das 4füßige Prinzipal. Die großen Pfeifentiirnre zu beiden Seiten gehören zrrm Z2füßigen Prinzipalbaß, die zwei Pfeifenfelder in den Blindflügeln nebst den Engeln, den Sonnen nnd der großen Schnecke machen die zwölffache .Mirtnr ans, die Pfeisenselder neben dem Brustpositiv gehören zum kleinen Seitenbaß. Die zwei Engel über dem Brustpositiv geben jeder ans einer einzigen Posaune acht verschiedene Töne. Register hatte die Orgel ursprüng lich 82 und 7 je 6 Ellen lange Bälge. Die alte Kircbe hatte eine Orgel, in der zu oberst in einem achteckigen f^elde alle hoher« Festtage ein rrerres Bild gezeigt werden konnte. Sie hatte 47, die kleine Orgel 16 Züge. 1664—1688 erbaute ein Hofbildhauer aus Dresden eine neue, 28 Ellen Hobe nnd 26 Ellen breite große Orgel von Z6 Registern und 16 Seitenbäsfen mit drei.Manualen und einem Pedal, die alsbald dem Brande von 1691 zürn Opfer fiel. Sie wird auf die des Cafparini einigermaßen von Einfluß gewesen fein — wenigstens in ihrer äußeren Größe, die Cafparini noch ans etwa ZZrzo Ellen steigerte. Die Orgel war stets eine Berühmtheit der Stadt Görlitz.