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Das Dauere der Pererskirehe „Das hervorragendste Denkmal der Spätzeit in der Oberlausitz, St. Peter nnd Paul in Görlitz, unterscheidet sich nicht nnr durch das Material von den Backsteinkirchen Schlesiens. Seine Sonderstellung berubt ans der Breitenentsaltnng der fünf Schiffe, auf der Durch sichtigkeit des Raumbildes, die durch weiten Pseilerabstand erzielt wird, auf der differenzierten Profilierung der schlanken Stützen, denen die Gewölberippen entwachsen. Das Netzgcwölbe, das olme Gurt- markiernng die Decke überspinnt, dient der Verschmelzung der Nanm- teile. All dies ist schlesischen Kirchen fremd und läßt diesen Van als einen äußersten Vorposten westlicher Hallenräume erscheinen." So spricht ein hervorragender Fachgelehrter in der „Kunst in Schlesien", nnd der Verfasser des schlesischenDenkmälerwerks, Geheimrat Lutsch, zählt den Van der Größe wie der Raumwirkung nach zu den be deutendsten Kirchen des östlichen Deutschlands. Ein Blick in den erbaben-gewaltigen Raum genügt, um sich solche« Urteilen bedingungslos anzusckließen. Eine Zeichnung soll ibn uns übermitteln ans dem Anfänge des vorigen Jabrbunderts, die das jetzige Gestühl noch nicht kannte. Freilich: die z6 Altäre der gotischen Zeit, deren einen nnr noch nnser Museum birgt, sind verschwunden ebenso wie die z8 znm Teil boch- bedentsamen und wunderbaren Epitapbien, die die Wände schmückten. Gesprungen und vernichtet sind die berühmten alten Glasfenster der gotischen Zeit, verschwunden infolge des Brandes von der Mitter- nachtswand am früheren Hochaltäre „das aus klaren Steinen künst lich dnrchgearbeitete SakramentSbäuschen", 24 Ellen hoch, zur Auf bewahrung der geweihten Hostie, wogegen ganz in seiner Nähe an der Nordwand der Kirche bis heute eine lebensgroße Rundfigur Marias mit dem Christuskinde unbeschädigt geblieben ist. Doch trotz aller schweren Verluste hat hingebender Opferwille auch das Innere gar bald wieder zu dem überwältigenden Eindrücke er beben, der beute bier jeden in seinen Bann schlägt. Die geretteten Kostbarkeiten sind wohlgeborgen und trefflich wieder ausgestellt — außer der Maria die beiden bereits erwäbnten Holzfiguren des St. Petrus und Paulus nnd die prächtige Tansglocke mit ibrem köst lichen Gitter, die der Brand verschonte. Neben das eine gerettete Epitaphium des Bürgermeisters Gehler von 1675, das gebessert wurde, traten u. a. die des Bürgermeisters Sommer nnd seiner Ge- mablin, Kunstwerke ans vergoldetem Messing im Gewichte von nahezu 18 Zentner mit den Bildnissen der Verstorbenen, von 1696 und 170z. Woblhabende Bürger wetteiferten in derStiftmrg von Ausstattungs gegenständen für den Gottesdienst, unter denen drei schöne, mit holz geschnitzten Figuren reich geschmückte Beicbtstüble der damals noch ganz allgemein in protestantischen Kirchen bestehenden Einzelbeichte dienen sollten. Die Kanzel wurde 169z von dem Kaufmann August Kober, der Altar vou der geuauttteu verwitwete» Frau Sommer, geb. Strapbiuus, 1695 gestiftet. Er ist zo Ellen hoch, aus Sandstein, Stuck und Marmor, vorn Architekten und Bildbaucr Heermann in Dresden erbaut, das Altarblatt, das Christi Himmelfabrt darstellt, von Ernst John, einem Maler aus Breslau, geschaffen. Drei Kron leuchter, deren einer (beim Altar) in Nürnberg gefertigt wurde, er gänzten diese Geschenke, und 1712 wurde die neue Bedachung ans 447 Zentner Kupfer vollendet. Sie kostete 17 870 Taler. Die i z Schlußsteine des Mittelschiffs haben noch ihre» plastischen Schmuck mit Bemalung und der Darstellung von Szenen aus dem Leben Jesu, des Todes der Maria und der Dreieinigkeit. Die West seite ziert die wappengeschmückte Magistratsloge und die gewaltige Orgel Casparinis vou 170z.