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Schrickells Garten Denkmal und Brücke Im Jahre 1782 verkaufte die Eigentümerin Frau Schrickell, geb. Grobmann, die Bleiche und den Garten nebst den dazugekörenden Häusern ibrem Stiefsohne Cbristian Friedrich von Schrickell fiir 2900 Taler. Dieser war es, der mit seinem großen Vermögen den Garten zu dem machte, was er einst war. Er bewolmte zunächst zwar das Grundstück nicht selbst: denn er erwarb im Iabre 1796 von der Witwe des 179Z verstorbenen Friedrich Aloysius von Brühl, einer geborenen Gräfin von Scbafsgotscb, die Herrschaft Rotbenbrrrg, wo er den furchtbaren Brand vom Iabre 179^ miterlebtc, dem auch ein Teil seiner eigenen Wirtschaftsgebäude zum Dpfer siel. Er gestattete aber „anständigen Personen sehr gern den Bestich des schönen Parkes", wenn sie sich in ibm ergeben wollten. Durch einen großen Hausflur gelangte man dann in den weiten romantischen und idyllischen Garten. Vor dem Besucher breiteten sich große Rasenflächen ans, auf denen im Frühling unzählige Veilchen blühten, die die Luft mit ihrem Dufte erfüllten. Große, «nächtige Bämne reckten ihre gewaltigen Kronen hoch zum Himmel empor. Die letzten dieser Riesen sind bis ans wenige «nlängst der Axt zum Dpser gefallen. Hier und da stände«« alte Denkmäler und Postamente. Über das tiefliegende Bächlein führte eine schwankende Kettenbrücke, die der Jugend viel Spaß machte. Aber noch interessanter war die steinerne Brücke, die ihre Boger, über den längst zugeschütteten Bach spannte. Dieser beute noch in Trümmern sichtbaren Brücke batte Schrickell drei Inschriften ge geben, die auf eisernen Platten folgende Worte entkieltcn: „Der Ver gangenheit", „Der Gegenwart", „Der Vollendung". Ein Denkstein befindet sich beute noch ir, dem ehemaligen Scbrickell- schen Garten, der folgende Inschrift trägt: „Freude uns zu machen, war die Losung des am i.z. September 1829 entschlafenen Ekristian Wiese«,Hütters, nachdem er 45 Iabre lang dieser Pflanzungen un ermüdet wartete nnd illiZ diese schöne Fichte rettete, sttmnmer ver gessen wir sein. Friedrich und Therese von Scbrickell." Gewiß ein schönes Zeugnis von Anerkennung nnd Dankbarkeit eines Besitzers gegen einen seiner Angestellten und ein beredtes Zeugnis seines guten Herzens! — Im Iabre 1804 verkaufte Scbrickell seine Besitzung Rothenburg und zog in seine Besitzung nach Görlitz. Er bewahrte Rothenburg ein so treues Andenken, daß er in rührender Erinnerung an den ver heerenden Brand in seinem Testamente zum Ausbau des Turmes 2noo Taler, zur Anschaffung neuer Glocken 7,0« Taler und noch weitere /zoo Taler der Kirchengemcinde in Rotbenbnrg vermachte. Scbrickell lebte die letzte Zeit seines Lebens teils ir, seiner Besitzung in Görlitz, teils in Dresden. Er starb an, i.z.Nkai «ÜZZ, «nie berichtet wird, infolge einer überschnellen Fahrt die damals noch viel steilere und engere Kable hinab, bei der er sich das Genick brach. Die Gräber des Schrickellschen Ehepaares befinden sich an der Rkaner des alten Friedhofs nnter einer «nächtigen Linde gegenüber den«Grabe v.Amons. Der Erbe des großen Grundstückes verkaufte dann mancberlci, so be sonders das heutige Logengruirdstück an der Kable. Im Iabre «Ü75 kaufte Rcanrermeister Gock das Restgrundstück von etwa 16 Nkorgen Größe für 126 000 Taler. Er baute dann die Kable ans nnd schloß im Iabre 1877 mit dem R.cagistrat einen Vertrag, demzufolge die Uferstraße durckgebrocben und ausgebaut wurde. So verschwand auch hier, wie so ost, ein schön angelegtes und ge pflegtes Grundstück, das sehr wobl der Öffentlichkeit nnd der Bürger schaft hätte erhalten bleiben können. Aber wirtschaftliche Forde rungen haben sich «««eist stärker dnrcbznsetzen vermocht als ideelle nnd künstlerische Bestrebungen.