Volltext Seite (XML)
Plan von Görlitz- ITord voll 1790 Eine besondere Betracktnng verdient das Gelände im Horden unserer Stadt. War dock bier die Gegend, wo vor vielen Zabrbunderten der kleine slawiscke Weiler lag, der nnserm Görlitz später den Namen gab, wo die dem beiligen Nikolaus geweihte Kircke stand, die lange nack ibrer Entstellung die Pfarrkircke der Stadt und beute nock, wie sie es seit ibrer Gründung war, die Begräbniskirche geblieben ist, wenn auch zeitweilig die von einem Friedbof umgebene Frauenkirche gleichen Zwecken diente. Auf dem Ausscknitt nnsrcr Karte ans dem Jahre 1790 sehen wir unten links wieder die beiden Rondelle am Hälterberge, dem sich östlick davon das Nikolaitor ansckließt. Von diesen, geben in nordwestlicker Ricktung die Bockgasse, setzt Bogstraße, und der Steinweg ab, der dnrck das sckon bekannte Kreuztor abgescklossen wird. Nördlich davon liegt der durch Manern eingeschlossene, noch kleine, alte Nikolaifriedbof mit der Kircke, den man dnrck ein hohes Tor von Süden her betreten konnte. Auf seiner Ostfeite fübrte ein schmaler Weg, das Armesündergäßcken, zum Finstertore, dein einzigsten uns erhaltenen Torbaue aus alter Zeit. Von diesem ans zog sich eine Maner östlich bis zur Galgengasse, jetzt Rothenburger Straße, wo wieder ein Tor, das Niedertor, die Vorstadt nach außen absckloß. Vom Finstertore führte die Nettgasse an der Scharfrickterei vorbei, wandte sich dann rechts ab, um später in die Rothenburger Straße einzumünden. Dieses war der Weg, den die zum Tode dnrck den Strang Verurteilten gehen mußten, um zur Nichtstätte zu gelangen. Wo stand nun der Galgen, der sogar der Straße seinen Namen ge geben batte? — Zn der Gegend der alten Lisselschen Sandgrube binter dem srüberen Gastbose „Zur Stadt Düsseldorf", zwiscken der Rotbenbnrger Knnststraße und der Neiße befand sieb einst ein großes Gräberfeld, das den Beweis erbringt, daß hier ans Görlitzer Flur bereits in der Zeit von 1.500 vor Ehristi Geburt an Menscken gewohnt haben, die hier ihre Toten bestatteten. Die Funde ans diesem Gräber felde sind die ältesten, wenn auch ungeschriebenen Urkunden über die Siedlungsgeschichte von Görlitz! Wie heilig hätte man sie halten sollen! Welche Anfscklüsse bätten sie im einzelnen geben können! Was tat man aber? — Als die Rothenburger Straße ausgebaut wurde und man dieses Gräberfeld sand, wurden ungezählte Urnen zur Besserung des Wegebaues aus die Straße geschüttet uud so veruichtet. Eine einzige ebrwürdige Urne wurde im Zabre 1870 gerettet und stellt beute in der vorgesckicktlicken Abteilung der Gedeukhalle. Auf diesem altheidnischen Friedhöfe stand einstmals der Galgen, und seine Fundanrente mit vielen Schädeln wurden gefunden, als man die obengenannte Sandgrube erweiterte. Dock bat der Galgen nicht immer an dieser Stelle gestanden. — Auch die Neißvorstadt am rechten User des Flusses war dnrck Mauern und Tore gescbützt. So lag an der Breslauer Straße dort, wo sie in, reckten Winkel nack Osten abbog, das Wassertor oder die Wasserpforte, durch die man auf die Bleichen ging; am heutigen Gasthof „Stadt Breslau" lag das Laubaner Tor, während in, Süden das Nabentor diese Vorstadt abschloß. Zwar hatten all diese Vorstadttore in ernsten Kriegsfällen und in Be- lagcrnngszeiten nur geringen Wert. Da slücktete jedermann binter die starken Manern der Stadt, die einen besseren Schutz gewäbrten als die wenig hohen Mauern der Vorstadt und ihre Tore. Zhr wesent lichster Zweck war wobl, sick vor ränberiscken Überfällen „nd Land streichern zu sckützen.