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Der Gradtplau vou N7eriail T650 -Oie Erbauer 0er Stadt Görlitz wählten für die Gtadtanlage den selben Grundriß, der für die dentfcben Städtegründungen diesseits der Elbe im i Z. Jahrhundert der herrschende ist: einen Häuserblock mit Nathans und Kaufhäusern in der Mitte des rechtwinkligen Markt- platzes, von dessen Ecken rechtwinklig sich kreuzende Straßen ausgehen. Dieses Scheina ist in Görlitz mir wegen der bereits bestehenden Bnrg- berganlage und der infolge der Steilheit nicht gradlinig geführten I^cißstraße verändert. Der Häuserblock in der Marktmitte macht die ursprüngliche vage des Rathauses auch an dieser Stelle wahrscheinlich. Der alte Burgberg springt (siehe Plan) scharf nach I^ordosten vor, und wir sehen seinen steilen Abhang nach Osten zur Hotherstraße. Verbinden wir in grader Linie dasTVkolaitor mit dem.Tteißtore nmer Beifügung der Grundstücke östlich der gebogenen Straßensübrnng vom Südturme der Peterökircbe bis zur Neißstraße (Hainwald), so müssen wir in diesem Abschnitte den Ausgangspunkt der Stadt gründung erblicken: die Stelle, wo im alten Burgwalle (Goreliz) die vom Böhmenherzog Sobieslaus erbaute Burg zur Deckung wichtigen Landestciles, des Überganges über die T^eiße mit dem Schnittpunkte zweier »ratter Straßen, stand, zu der wokl einige „Höfe" und ein Kretscham gehörten. Dieser ganze Raum war gewiß in Anlehnung an das Bnrgward befestigt (Hainwald, Hain Hagen, Verbau), nm den wichtigen Flußübergang an der Straßenkreuzung fest in der Hand zu haben. Er brachte durch Zölle viel Geld! — Der gewaltige EinwanderungSzug der Deutschen nach dem Osten am Anfänge des i Z. Fahrbnnderts sand an diesem offenbar bereits von Deutschen besetzten Burgberge die denkbar günstigsten Lebensbedin gungen in tbezug aus Handel, Gewerbe und Absatzgebiet. Führen wir am Knick der Mauer beim OVkolaitor die zuvor nach Südwcsten führende Mauerliuic weiter, so gelanget« wir westlich vom Rathause und östlich vom Halbrunde pes Klosters weiterschreitend an die Südseite des Mauerringes. Diese Linie, die im Osten ihren Abschluß an der Steiße findet, ist ungefähr der Ilmsang der Stadt in ihrer ältesten Anlage. Sie hatte Z Tore: das Tceißtor, das Tcikolai- tor und das Ober- oder Brüdcrtor am Ausgange der Brüderstraße nach dein heutigen Obermarkte, der früheren Viehweide. Fkre ältesten öffentlichen Gebäude waren Peterskircbe, Nathans, Waidhaus, Kloster. Aber schon im Fabre 1255 unter der Negierung Ottos I!I. von Brandenburg batte sich diese erste Stadt so nngeahnt entwickelt, dah man die Befestigungen zwischen Altstadt und Kloster samt dem Brüdertore einriß und den Mauerriug in dem Ausmaße erweiterte, den unser Bild zeigt. Die Neustadt, deren Mittelpunkt der Neu markt an Stelle der Viehweide wurde, öffnete sich nach Süden im Frauen-, nach Westen in, Reichenbacher Tore, dem die „.Treue Pastei" (Kaiscrtrntz) später besondere Festigkeit verlieb. Ncit Deutlichkeit siebt man durch die ganze Stadtanlage den Zug der alten Handelsstraße (viu re^iu) geben: von links oben ans nnserm Bilde (von Bautzen her) über Reichenbacher Tor, Tceumarkt, Alt markt, TTeißstraße, Brücke, und dann mit Vermeidung des steilen Nabenberges in der alten Richtung ans Breslau weiter. Ft« .T^ordosteu unsres Planes am linken .Tceißeuser ist die Stelle des alten Gräberfeldes, um die TVkolaikircbe herum an der Lunitz das „alte Dors Görlitz". Die Peterskircbe südlich des Vogtsboses zeigt 4 Türme und 4 Dachreiter, RatStnrm, Mönch und Reichenbacher Turm noch gotische Helme: die Rcaueru des Klosters nmgeben seine Kirche in bewehrtem Halbkreise, und aus dem Ttcmnarkrc steht u. a. das Salzbans, — die Frauenkirche mit Hospital vor dem Tore als Begräbttiskircbe.