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Das Blockhaus Der Obermühl berg um 1820 und 1850 Es gibt wohl kaum einen fremden, der seine Schritte, wenn er auch nnr wenige Stunden in Görlitz verweilt, nicht nach dem Blockhanse gelenkt hätte mit seiner sreundlichen Aussicht aus das zu Außen liegende Neißetal, den mächtigen Viadukt und die sich darüberbin aus- brcitende herrliche Fernsicht aus Lausitzer, Zser- «nd Oriefcngebirge, den Zescbken, die Tafelfichte, die Schneegrubcu und die Schneekoppe! — Der Fremde wie der Görlitzcr können sich gar nicht denken, daß es eine Zeit gegeben Kat, wo das Blockbaus nicht stand; und doch ist es erst durch den Ban des Viaduktes ins Leben gerufen worden. Freilich, der einst weit vor der Stadt gelegene Obermühlberg, dessen Name beute kaum mebr bekannt und genannt ist, bot den» Spazier gänger des alten Görlitz schon manche Freude mit seiner Aussicht; aber er war für damalige Verbältnisse iveit von der Stadt, öde und leer. So blicken denn um das Zahr 1820 die kablen und steilen Felsen, nnr mit wenigen Bäumen bewachsen, hinab in die Fluten der Neiße und aus die Gebäude der Obermühle. Doch allmählich beginnt sich der Verkebr der Spaziergänger ans dem Obcrmüblbcrge zu beben. Zn den Zabren 1829 bis 18,^2 waren vom Portikus aus vier Baum reiben als Ersatz für die alte Promenade am Demianiplatz hier an gelegt, die an malerischen Gartenbäusern vorüber ans diesen Berg fübrten, der nnnmebr mit einem Geländer mnsäumt wurde. Wie kam nun aber unser Blockbaus dabin, und woher kam sein Name? — Als mn die Mitte des vorigen Jahrhunderts die macht volle Entwicklung des alten Görlitz die engen Fesseln der alten Stadt mauern sprengte, als unter dem Bürgermeister Demiani alte Bauten, die Bürgerkrast in ernstesten Zeiten geschaffen, vernichtet wurden, da war nufer Görlitz aus einem bis an die Zähne bewebrten Ritter zu einer Stadtgöttin in neuzeitlichem Bürgergcwaude geworden. Aber wenn auch feit der« Zabrc 181Z kein Feind mebr den Toren unserer Stadt genaht war, wenn auch seit 1815 Deutschland sich eines langen Friedens erfreute, so sabcn doch Kundige die drobendcn Kriege von 1864 nnd 1866 in Sicht kommen. So brachten denn die Zabrc 185z nnd 18,^4 lange Vcrbandlnngen zwischen dem Kriegs-Ministerium nnd andern militärischen Bcbörden einerseits und der Stadt Görlitz anderseits, die wegen der Forderung nach einer neuen Befestigung der Stadt durch den Ban einer Kaserne und des Blockbanses als Brückenkopf entstanden waren. Das Er gebnis dieser Verbandlungen, in denen dein Magistrat vorgeworfen wurde, den Schutz der Stadt, die Mauern, eigenmächtig entfernt zu baben, war die Verpflichtung, bis zum i. Oktober 1857 cm Block baus nach gegebenem Entwurf auf dem Obermühlberge zu errichten. Es war für eine Besatzung von 80 Mann einzuricbteu, „bombensicher nnd obne Dach zu bauen". Für die Friedenszeit sollte die Benutzung der Stadt Görlitz verbleiben, doch mußte sie es in gutem Zustande erhalten, Revisionen seitens der Militärbehörde gestatte», und es in» Kriegsfälle unverzüglich räumen. So übernahm es die Stadt, die es alsbald auch als einfache Restau ration durch Ziehen von Zwischenwänden cinricbtetc. Da der Zu spruch des beliebten Lokales wuchs, wurde 1859 eine Veranda in Form eines Laubengestclls errichtet, im Zabre 1865 eine Kolonnade westlich angcbaut. Die wesentlichste Änderung erhielt der Vorplatz, als im Zabre 189 l an Stelle eines Springbrunnens das Denkmal für den Prinzen Friedrich Earl entbüllt wurde, der 1866 vor seinem Einmarsch nach Böhmen hier mit seinen Generalen stand und nach der Grenze binüberschaute.