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Demiamplatz Nordseite Das alte Stadttheater Betrachten wir den alten Stadtplan auf Seite Z, so sehen wir auf der Südseite des späteren Deinianiplatzes schon einige Häuser, deren weitere Gestaltung wir auf den vorigen Seiten besprochen haben. Die Nordseite jedoch stand noch vollständig leer, was wohl auch damit zu sammenhing, daß das Gelände dort wegen des Stadtgrabens feucht und sumpfig war. Die schlichten Holzhäuser, die dann mit den Jahren dort entstanden sind, werden wohl 1429 bei dem Sturm der Hussiten, und später, 1641, bei der Belagerung durch die Kaiserlichen ver nichtet worden sein. Eine spätere Ansicht, etwa um i8zo, zeigt das Bild auf Seite ZZ. Hier tragen die Obergeschosse noch Fachwerk. Aber bald ändert sich das Bild. Jenes erste Haus wird weggerissen und macht einem Neubau Platz, der fast den ganzen Garten am Steintorc mitbenutzt. Nur ein schmaler Zaun trennt das Gebäude von dem alten Torhaus. Damals enthielt das rechte Erdgeschoß eine Schankwirtschaft, die von Bürgern der Stadt gern besucht wurde. Durch Umbau und Vergrößerung entstand dann das Bargonsche Kaufhaus. Nach Norden schloß sich die „Natursorschende Gesell schaft" an, deren Haus ans dem Schutte des anSgefüllten Stadt grabens erbaut wurde. Die nächstfolgenden Häuser zeigen im Jahre 1841 noch dasselbe Gesicht wie vordem (Abb. Seite Zz); aber nach io Jahren seben wir auch sie verschwinden und einen Neubau an ihrer Stelle. Beide Häuschen, die zwar ein Dach zeigen, aber zwei getrennte Eingänge hatten, erhielten jene Form, die sie auch heute noch zeigen. Nur das dritte Häuschen hat das Jahr 1852 erlebt. Es gehörte dem Buchdrucker und Schriftsetzer Karl Gottlieb Dreßler. Bei ihm wokmte der in der Buchdruckerei von Heinze beschäftigte Franz Wein- gärtner. Dieser heiratete die Tochter Dreßlers, kaufte seinem Schwiegervater das Grundstück ab und ließ bald nach 1852 durch den Baumeister Gock das große Haus Demianiplatz 8 erbauen, dem sich das folgende Haus, der jetzige „Fuchsbau", bald anschloß. — Auch die alte Promenade ist verschwunden und ein neuer Bürgersteig an gelegt. Nnr die Türme der Stadt haben den Zeiten getrotzt und schauen erstaunt herab auf die Umgestaltung und Veränderung. Noch war ein freier Platz geblieben, der sich nördlich der „alten Pro menade" hinzog, hier entstand, nachdem die Theatcrrämne in der Neißstraße im Jabre 1846 polizeilich geschlossen wurden, das Sonnnertheater. Dieses mag wohl nur eine schlichte Holzbaracke ge wesen sein; denn im Jahre 1850 beschloß der Magistrat, nm dem unhaltbaren Zustande abznbelfen, an der gleichen Stelle einen Neu bau z« errichten, der 1851 eingcwciht wurde. Das Aussehen dieses Gebäudes ist für uns von besonderem Interesse. Zeigt es uns doch die älteste Gestalt mit den, Eingänge von der Nordseite. Zur Linken schaut das alte Rondell hervor, das bald darauf abgetragen wurde und dessen starke Grundmauern bei dem Erweiterungsbau 1926 sichtbar wurden. Zu beiden Seiten des Theaters sehen wir die ersten massiven Bauten des südliche» Deinianiplatzes, die ehemaligen Radclänben. Das hohe Hans links neben dem Rondell ist die neue Mädchemnittelschule, während vor ihr die alten Gebäude im Bau zwinger sichtbar sind. Dreimal wurde das Theater im Lause der Jahre mngebaut nnd erweitert. Zunächst wurde im Jahre 1901 der bisherige Eingang an die Westseite verlegt, dann io Jahre später dieser mit einem neuen Säulenvorbau nnd Balkon geschmückt, auch an der Südseite ein Ein gang vorgelegt. Die dritte und letzte Erweiterung geschah im Jahre 1926/27 nnd traf mit dem 7-^jährigen Jubiläum des Theaters zu sammen. Das Alte fällt, es wandelt sich die Zeit, und neues Leben blüht ans den Ruinen!