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Demiamplak Strauß und Frauenkirche Denüaniplatz Südseite Noch einmal betrachten wir ienen Winkel am jetzigen Demianiplatz, wo beute der Großstadtverkehr brandet. Der Strauß bat sein altes Aussehen wesentlich verändert. Hatte er bis dahin noch ein vor nehmes, gemütliches Aussehen mit seinem schönen Eingang, mit seinen Eckquadern und seinem Mansarddache, so zeigt er hier ein überaus nüchternes, langweiliges Gesicht. Nicht minder «nsreundlich wirkt das hohe dreistöckige Gebäude, jene vormalige kleine Schmiede. Als Geschäftsinhaber wird C. Kubisch genannt, und auch das dritte Haus ist deu vorigen ähnlich geworden. Heute nimmt den ganzen Platz dieser drei Grundstücke mit ihren Hinterhäusern das Kaufbaus zum Strauß ein; nur der Name jenes alten und vielbesucbten Gasthofes ist der Nachwelt erhalten geblieben. Auch die Radeläuben haben der Spitz hacke, eine nach der andern, weichen müssen, bis im Laufe der Jahre alle ein neues, aber wenig schönes Aussehen erhielten. Hatten wir in den drei letzten Bildern die bauliche Entwicklung der südöstlichen Ecke des Demianiplatzes gesehen, so gibt uns das nächste Bild den Anblick von Südwesten aus. Kommen wir von der Bautzener Straße aus durch das alte Töpfector, so bietet sich unseren Blicken die ganze lange Flucbt der Radeläuben. In buntem Wechsel stehen sic da: das eine Mal mit dem Giebel zur Straße, das andre Mal mit der Dachtraufe; hier liegt ein Haus um einige Meter zurück, dort tritt es um dieselbe Spanne hervor. Wird hier das vorspringende Lanbengeschoß durcb starke Eichenpfosten getragen, so ruht dort die ganze Last des Hauses auf steinernem Unterbau. Etwa in der Mitte aber erhebt schon ein „neumodisches" Haus seinen hohen Giebel über seine kleinen Brüder. Neben der Fahrstraße, die den Blick auf den Turn« der Frauenkirche freigibt, liegt die schöne Pappclallee, „die alte Promenade", die der Magistrat hatte anlegen lassen zur Erholung der Städter. Hinter den hohen Bäumen lugen das feste Bollwerk, der Kaiscrtrutz, und der stattliche Reichenbacbcr Turn» hervor. Wär sah es doch einige Zahrbundertc vorher bier so ganz anders ans! Als die Stadt gegründet wurde, waren bier weite Grasfläcben, be standen mit Busch und Baum. Nur die uralte Haudels- uud Königsstraße bahnte, von Leipzig über Dresden und Bautzen kommend, mühsam ihren !Weg durcb die weite Ebene, bis das alte Brüdertor sie aufnahm. Wae scbwcr mochte den ersten Einwanderern aus dem Westen der lange, lange Weg ge worden sein, als sie, noch ehe unser Görlitz stand, sich in diesem ihnen fremden Lande eine ncne Heimat suchten, die ihnen bessere Lebens bedingungen geben sollte, als sie im alten Vaterlande hatten. Als die Stadt dann ihre Mauern weiter nach Westen vorschob, wurden hie und da einzelne kleine Häuser gebaut, wie »vir es auf dem Plane von Merian von 1604 so schön erkennen können (Seite z). Schon zeigen sich die Anfänge der ersten, von der Stadt sich strahlig abzweigenden Wege, die sich zu den späteren festen Straßen ent wickelten. Der sanft geschwungene Bogen der Südseite des späteren Demianiplatzes ist schon angedeutet. Mit zunehmendem Wachstum der Stadt aber füllen sich nacb und nach die noch bestehende!, Lücken, bis die ganze Zeile geschlossen ist. So bleiben sie stehen bis etwa zmn Jahre iklzo, wie es auf unfern letzten Bildern zu sehen ist. Dann kommt die Spitzhacke und reißt ein Haus «ach deu, andern uiedcr, um neuen Häusern Platz zu machen; die „alte Promenade" verschwindet, bis endlich die „neue Elektrische" an ihre Stelle tritt. Die Umgestaltung im Zahre ,927 wird wohl die letzte ans lange Zeit hin gewesen sein!