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Weinkanne von 4674 unb 4704 Großer Ober laußker Kruq von 4682 Durch den Pönsall (iZ4?) waren der Peterskirche bekanntlich alle Kleinodien genommen, bis auf jenen kostbaren Kelch, der jetzt im Museum anfbewahrt wird (Abb. Seite i6). Aber durcb die Mild tätigkeit frommer Bürger wurde das Fehlende nach nnd narb wieder ergänzt. Natürlich konnten diese heiligen Geräte nicbt dieselben Formen zeigen, wie sie das i6. Iabrhundert herstcllte. Vielmebr paßte sich auch das Kunstgewerbe dem veränderten Zeitgeschmack an. So sehen wir ans dieser Weinkanne vom Jahre 1671 nicbt mehr jene zierlicbcn Türmchen, Fialen, Vierpässe und Perlen ans gotiscbcr Zeit, auch nicbt die nur wenig erbabenen Ornamente der Renaissance, wie sie der Nitterpokal auf Seite 82 zeigt, vielmehr prägt die wohl habende und begüterte Zeit des 17. Jahrhunderts, des Barocks, diesem Kunstwerk ihren Stempel aus. Kräftig vorgetriebenc und leb haft bewegte Ranken und Blumen mnscbließen drei Medaillons. Aus ihnen sind die Taufe Christi, das Abendmabl und die Kreuzigung dargestellt. Aus unsrer Abbildung sehen wir das heilige Abendmabl: Christus und die Jünger in sehr bewegter Haltung. Auch der Wulst des Fußes trägt drei Reliefs: Ze einen Engel mit Rute und Halm, mit Speer und Scbwannn, mit Messer und Geißel. Der Ausguß zeigt einen vierflügeligen Engelskopf. Die Bekrönung des Deckels ist abgebrochen. Im Innern des Deckels lautet eine Inschrift: LIwistinni IMerti 601I. ^mlit88ec:r6tniii blinteibrliebrene bchjben. I^nno t6/1. Durch das Meisterzeichen 4. 8 wird Johann Breit, der von 1666 bis 1682 in Görlitz als Goldscbmied tätig war, als Schöpfer dieser vergoldeten Silberkanne festgestellt. Nicht minder schön und wertvoll ist die zweite Weinkanne, die, wie die vorige, als Leihgabe der Peterskircbe in unserm Museum aus- bewabrt wird. Daß auch noch zu Begiuu des 18. Jahrhunderts aus die Knnstsormen dec Renaissance, wie sie auf dem zwischen 1599 nnd 1608 gefertigten Pokale (Abb. Seite 16) zu sehen sind, zurückgegriffen wird, zeigt uns die große Ähnlichkeit des Rankenwerks aus beiden. Docb läßt sich ans der Gesamtsorm sowie aus der Gestaltung des Henkels und des Aus gusses die Zeit der Herstellung leicht ablesen. Zu beiden Seiten des Ausgusses befinden sicb zwei Kartuscben, die folgende Inscbristen tragen: Gott zu Ehren n. zum Geb. in der Kirchen S. P. P. u. ehret diese Kanne — Gott. F. Knappe Kans und Handels M. zu einem an Denken in Görlitz d. 25. Dec 1704. Die Bekrönung des Deckels bildet ein Pelikan mit ausgebreiteten Flügeln, der seine fünf Jungen mit seinen, Herzblute nährt. (Siehe ancb Abb. Seite i.z.) Auch die Knnsttöpferei stand zu jener Zeit in hoher Blüte, und die Vielgestaltigkeit ihrer Erzeugnisse zeigt ans das Reichhaltigste unser Museum. Da seben wir Töpfe und Schüsseln ans allen Gebieten Deutschlands; besonders die Apostel- und Planetenkrüge, die Auf- erstehungs-, KreuzigungS- und Muttergotteskrüge erregen unser Wohlgefallen. Durch seine große Form fällt der Oberlausitzer Krug ans. Er ist ans der ganzen Fläche mit zahlreichen Reliefs bedeckt: Adam und Eva, Christus an, Kreuz mit Maria und Magdalena, der seg nende Christus, der Iesnöknabe mit der Weltkugel, mehrere Bild nisse, Pferde, Blumen, Vögel, das Wappen von Kursachsen und vieles andere zeigen ein lebhaftes und doch nicht nnrubig wirkendes Bild. Der bellgelbe Farbton des Krnges klingt mit den Farben der Reliefs in blan, brann und grün harmonisch zusammen. Das Iabr der Herstellung wird durch die unter dem Henkel befindliche Inschrift „S.kÄj. 1682" sestgestellt.