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Jakob Böhme Sein erstes und zweites Wohnhaus Eine ganze Reibe berühmter Männer har unser Görlitz unter seinen Bürgern zählen können. Da ist, nm die bekanntesten zu uenuen, der tüchtige Bürgermeister uud Politiker Johannes Francnbnrg, der Er bauer des Heiligen Grabes Georg Emerick, der Stifter der Anncn- kapelle Hans Frenzel, der Dberstadtsckreiber und Bürgermeister zur Zeit der Reformation Johannes Haß, der bekannte Mathematiker und Astronom Bartholomäus Scultetus, der Stifter der Ober- lausitzischen Gesellschaft der Wissenschaften Karl Gottlob v. 2lnton. Ihnen gesellt sich hinzu, wohl am meisten genannt und durch feine Schriften berühmt, der Schuhmacher Jakob Böhme. Uber ihn, sein Leben und seine Schriften ist in, Jahre 1924 ans Anlaß seines Zoojäbrigen Todestages ausführlich geschrieben worden; hier soll nur kurz über seinen Lebensgang und seine Wohnungen in Görlitz berichtet werden. Jakob Böhme wurde im Jahre 1575 als Sohn eines Bauernhof besitzers in Alt-Seidenberg geboren. MA acht Geschwistern wuchs er dort aus, lernte Lesen und Sckrciben und hals in der Wirtschaft seines Vaters. Da er zur Landarbeit zu schwach war, ließ sein Vater ihn das Sckusterhandwerk erlernen. Nachdem er drei Jahre gelernt, drei Jahre gewandert und wohl vier weitere Jahre vielleicht in Görlitz als Geselle tätig war, hören wir zum ersten Male wieder von ihm im Jahre 1599. Er war Meister geworden und hatte geheiratet. Im selben Jahre hatte er aus den, Untermarkte eine Sckuhbank erworben und einige Monate später ein eigenes Haus. Dieses lag aus der jetzigen Prager Straße. In dem Brande vom ,40. April 1726 ist es stark beschädigt worden, auch erhielt es bei einer Erneuerung in den Jahren 1870/71 eine andere Fenstergestaltung. Nm, ist uns ans dem Jahre ,866 eine Zeickmmg erhalten, die den Zustand des Hauses bis zu dieser Zeit zeigt. Auf unsern, nebenstehen den Bilde ist es das dritte Hans von links nach rechts; es erscheint un verputzt und hat oben gerundete Fenster. In diesem Hanse lebte Jakob Böhme nur nenn Jahre, denn im Jahre 1608 verkaufte er sein Hans. Zwei Jahre später erwarb er eine neue Wohnstätte, die für sein Gewerbe günstiger gelegen war als die vorige. Sie lag an der Ecke der Prager Stratze nnd dem W>ege, der zur alten Neißbrücke führte. Hier bat Jakob Böhme bis zu seinen, Tode gewohnt. Am ,z. April 162/; verkauften es seine Erben für 425 Mark. Ans dem Stadtbilde von 1565 (Nachbildung auf Seite 4z) und dem von 1575 (Abbildung ans Seite 5) hat das Haus einen hoben Giebel. Während der Belagern,,g im Jahre 1641 hatte cs sicher sehr ge litten nnd ist wahrscheinlich ganz abgerissen worden. Ein späterer Be sitzer ließ das Haus nach 1660 wieder neu ansbanen. Nack dem Jahre 1776 ist auch der bisherige hohe Giebel abgebrochen und einMansard- dach ansgesetzt worden. Nock im Jahre 1840 hat das Hans dieses Anssehcn, wie das nebenstehende Bild zeigt: n das ehemals Jakob Bölnnescke Hans, c die Heilige-Geist-Kircke, cl die Banerscke Spinn fabrik, A das Neißtor. Als der Neubau der Neißbrücke eine Ver änderung der Bauflucht nötig »nackte, wurde gleichzeitig mit der Heilige,,-Geist-Kircke das Eckhaus abgebrochen, das sowieso nichts mehr vom alten Iakob-Böhme-Haus enthielt. Als Jakob Böhme im Jahre 1610 sein neues Hans bezog, arbeitete er noch fleißig in seinem Handwerk. Als er jedoch im Jahre 1612 seine „Morgenröte in, Ausgang" niederzuschrciben begann, wurde er seines Handwerks m,lustig und begann mit seiner Fran den Handel mit Garn und Leinwand. Später, als die wirtschaftliche Lage un günstiger wurde, nahm er gern die Unterstützungen seiner Freunde entgegen. Am 17. November ,624 ist er im festen Glauben an seinen Erlöser ruhig gestorben.