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lltttermarkr Portal des Dleustqebälldes ^706 bis 7^4 Von dem ans der vorigen Seite genannte» alten Kaufhause, das die Nordseite des Häuserblockes inmitten des Ilntermarktes einuabm, sind uns keine Abbildungen erhalten. DieDarstellungen ans derNacb- bildung des Metzger- und Scharsenbergschen Holzschnittes von (Seite 4^) und des io Zabre später crschiencrien Blattes von Brann und Hogenberg (Seite 5) sind zu unbestimmt, r,l,i ans ilmen genauere Schlüsse zu ziehen. Zn diesem Marktbause ging der Ausscbnitt und Verlaus des wich tigsten Handelsstoffes der Stadt, des Tuches, vor sich, auch wurden hier die Handelsabschlüsse vorgenommen, so daß das Gebäude als Börse bezeichnet werden konnte. Ein vollständiger Umbau von Grund auf erfolgte in den Zabreu 1706 bis 1714, und nocb lange bieß es das „neue Kaufhaus", das „neue Haus", die „Börse" oder „das Kommissionsbaus". Das im Äußern ziemlich scblichte Gebäude hat ein reich ausgebildetes Barockportal. Die das mebrfach geschweifte Gebälk tragenden Säulen sind von je sieben Acktecksquadern durchsetzt, eine Formen- gebnng, die sonst in unserer Stadt nicht wiederkebrt. Ans der stark geschweiften Giebelverdacbnng rnbt links die fast lebensgroße Figur der „Gerechtigkeit" mit Wage nnd Schwert, rechts die Figur der „Wabrbeit" mit Spiegel. Der Schlußstein des Rundbogens trägt das Görlitzer Wappen. Zwischen den beiden Figuren waren die vier Wappen der zu dieser Zeit regierenden Bürgermeister angebracht: das des Samuel Knorr v. Rosenrotb, des Abrabam Friedrich Nicius, des Georg Moller v. Mollerstein und des Johann Georg Pauli. Als im Zahre 1784 die umfangreiche Milichsche Bibliotbek in den oberen Räumen uutcr- gebracbt wnrde, verschwanden diese Wappen; an ihre Stelle trat eine von reichem Blattwerke nmrabmte lateinische, heute noch vorbandene Zuschrift, die in deutscher Übersetzung lautet: „Unter der Regierung Friedrich Augusts, des erlauchten Kurfürsten von Sacbsen, Markgrafen der Lausitz, Vaters des Vaterlandes, stiftete der Senat der Stadt Görlitz dieses vor kurzem wiederher gestellte Gebäude zur Aufbewahrung der schon früher mit jener alten Klosterbibliothek vereinigten Milichscbcn Bibliothek im Zabre des Herrn 1784." Der Stifter dieser Bibliotbek, Zobann Gottlieb Milicb, war in Schweidnitz als Advokat tätig nnd starb am 26. Znli 1726, mir 48 Zabre alt: er »nachte das Gymnasium znm Erben seiner Bücher schätze. Zm Zuni des ZabreS 1727 kamen die 4000 Bände, in 11 großen Kisten verpackt, bier an nnd fanden ihre erste Aufstellung im Ratbause. Zm Zabre 1784 kamen sie in das 70 Zabre vorber erbaute „Kaufhaus", wo sie bis 1820 verblieben. Da dieses Gebäude dem Königlichen Landgericht eingeränmt wurde, wanderte die Biblio thek, die inzwischen durch weitere Zuwendungen auf über 10000 Bände angewacbsen war, wieder zurück ins Ratbaus. Hatte sie das erstemal ibren Platz in dem gewölbten Räume über dem Ratskeller, so wurde sie jetzt im zweiten Stock im Natbansflügel an der Brüder straße nntergebracbt. Noch viermal ist sie gewandert: im Zabre 18.^7 in das ncuerbante Gymnasium, dann in die Elisabetbscbule, dann wieder zurück ins Gymnasium und endlich in das Gebäude der Stadt bücherei in der Zocbmannstraße. Schon einmal wurde, im Zahre 1816, durch den Stifter der Ober- lausitziscben Gesellschaft, v. Anton, dann wieder im Zabre 1840, der Wunsch ausgesprochen, die Milichsche Bibliothek mit der der Gesell schaft zu vereinigen, nm so die Büchereien einer besseren Benutzung zu gänglich zu machen. Anch bei der 200-Zabr-Feicr der Milichsche» Bibliothek im Dezember 1927 gab der Bibliotbekar und Stadt archivar Pros. Oi. Zecht dem Wunsche beredten Ausdruck. Möchte er sich in nicht allzulanger Zeit verwirklichen.