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Ulltermarkt1843 von Gock „2lm 2Z. ^lpril iliiz früh um 8 Uhr zog König Friedrich Wil helm III. in Görlitz em. Er batte am 22. April Breslau verlassen und war über Liegnitz, Hau««««« und Waldai« gereist; in diesem Orte rmpsing ibn der Besitzer des Dorfes, Karl Gottlob von Anton. Uni formierte Honoratioren ritten ibm entgegen, die Bürgcrgarde und weißgekleidete Rtadcken standen vor dem ibm bereiteten Absteige quartier Dbcrmarkt 29. Aber er stieg nickt ans, sondern nabm ernst und sorgenvoll die Glückwünscke des Rrckgistrats, der Geistlicken nnd Lebrer im V2agen entgegen. Er ward aber dabei von der Neugierde und Zudringlickkeit des Volkes so besckwert, und man warf ibn, soviel Blumen in den Wchgen, das; er kann« eine Tasse Schokolade trinken konnte. Nack den« Pferdewecksel befabl er, sckleunigst fortztifabren." So sckildert Prof. I)«-. Feckt in seinem Bucke „Görlitz in der Fran- zosenzeit «8n6—181.^" den Besuck des Königs. Diese«« Vorgang bat der srübere Stadtverordnete Maurermeister Gock ans den Untermarkt verlegt, rind er zeigt «ms diese««, nack alten Vorbildern, wie er im Fabre «8«Z ausgeseben babe«, «nag. Da scben «vir ztlnäckst das Eckbaus an der Neißstraße, den Braunen Hirsch, der heute wieder sein stolzes Wahrzeichen wie vordem in dunkler Silbouette zeigt. Fm Hintergründe sckaut die alte Apotbeke von I.Z.Z2 nnd das Hans Untermarkt 2Z vorn Fabre 1536 mit seinem bobcn Nenaissancegiebel bervor. Der eigentümlicke Ban der Stadtwage vom Fabre 1600 beberrsckt die Mitte des Bildes, dem sick die übrigen Häuser dieses Blockes ansckließen. Dann kommt das Ratbauö, nock verseben «nit seinen, alten, erst in der Mitte des vorigen Fabrbnnderts beseitigten Vorbau, der den Eingang zum Ratskeller vermittelte. Links von dem prächtig gestalteten Ratbans- turm sckanen «vir in die Briidcrstraße «nit ibren hoben Giebelbänsern, binter denen die schlanke Spitze des Mönckes «««fragt. Die linke Seite des Bildes nebrnen die Häuser der „Banmläirben" ein. An dec Ecke seben «vir ansckließend noch eben de«, Sckönbof von 1526 mit den, Hirschgeweib. Dann folgt das ebemals Großmann- sche Hans vom Fabre i.zoo mit seinem hoben gotiscken Giebel, dessen Ansickt wir ans Seite 7Z zeigten. Daran sckließt sick der „Goldne Banin" vom Fabre «Zz8, jenes Hans, das in seine,n Fnnern nock die sckönen Netzgewölbe trägt, die jeden Besricker entzücken. Dann folgt das Sckultzescke Hans, «vo dieFabreszabl «335 an einen« Krag stein das Fabr der Erbauung verrät. Das näckstfolgende Haus trägt an einem Pfeiler die Fahreszahlen 1566 und 1720, woraus zu er sehe», das, es «rack dem Brande vom Fabre 1325 eure neue Gestalt, im Fabre «720 eine«« Umbar« erkalten batte. Den Besckltts; dieser Lauben bildet das wundervolle Haus im Stile der Spätrenaissance. Ans drei Bögen erbebt sick das Doppelhaus, nm «nit zwei lebhaft gegliederten Giebeln zu endigen; der linken Seite ist, vom Erdboden ausgebend, ein von scklanken Säulen gestützter Erker vorgelegt. Fn diesem Hanse wobnte der reicke, für unsre Stadt so bedeutsame Bürgermeister Georg Emerick, der Erbauer des Heiliger« Grabes. Fm Fabre «833 wurde das Gebäude, das sick bis zur Bäckergasse bin erstreckte, vollständig abgebrocken, da cs für die Webergasse nur einen 15 Fuß breiten Rar«««« übrig ließ. Es ist aber zu bedenken, daß diese Gasse keinen Verkebr batte. Sie endigte viel- nrebr früber an der Stadtmauer; das erste „Psörtgen" erbiclt sie ja erst im Fahre 1568, und das vergrößerte Webertor wnrde 1793 errrcktet (siebe Seite 58). Von den« Grundstück nabm mar« einer« Teil für die Verbreiterung der Straße, aus dein Rest fübrte man drei Neubauten aus. Der Untermarkt ist nun ans nnsecnr Bilde belebt von zablreichen Zu- sckanern, wie es aus Anlaß eines solcken Ereignisses üblick ist. Das Militär, russische Kavallerie, freiwillige prcnßiscke Fäger nnd die Görlitzer Bürgergarde vervollständigen das interessante Bild.