Volltext Seite (XML)
9Ieißftras;e 29 Brüstung 9 tikolaistrasie 10 Portal von 4 583 Nicbt nur im Äußeren ist das Hans Nr. 29 auf der Neißstraße von bervorragender Scl'önbcit, auch im Innern barg es köstlicl'e Arbeiten eines begabten Bildbauers. Eine Balkonbrüstung, jetzt in nnserm Museum anfbewabrt, befand sieb ebemals an geeigneter Stelle in diesem Hanse. Dieselben zierlicben Akantbnsranken, die den Fries über dem Untergeschoß und die Leibung des Portals sclnnücken, kebren bier in größerer Form wieder: zwei kleine Knaben stützen die spiralig geschlungenen Zweige, vier Vögel picken an den Früchten. Das Wertvolle der Arbeit zeigt sich darin, daß Blattwerk und Figuren völlig durchbrochen, nicht als Relief behandelt sind. Zu beiden Seiten siebt je ein bärtiger Laudsknecbt mit weiter Hose, Har nisch, Helm und Hellebarde. Vielleicht von demselben Künstler stammt das ans dem nebenstebenden zweiten Bilde wiedergegebene berrlicbe Portal Nikolaistraße io. Auch hier zeigen die Füllungen der beiden Zwickeln mit ihren feinen, durch zwei Vögel belebten Blattranken große Äbnlicbkeit mit dem Friese am Hanse Neißstraße 29 und der ans diesem stammenden Brüstung. Prächtig sind die sechs Frucht- nnd Blattrosetten gebildet, denen vom Hause Peterstraße io (Abbildung ans Seite 71) vom Iabre 1578 sebr nakestebend. Fast äbnlicb sind auch die beiden Fi guren gestaltet, die sich über der Türwandnng erbeben. Hier sind es jedocb der Glaube mit Kelch nnd Kreuz und die Gerechtigkeit mit ver bundenen Augen, Scbwert und Wage, die svmbolisiert werden. Den Schlußstein bildet ein kleiner Engel, der mit seinen Armen eine Kartusche umschließt. Diese cntbält die Zabl i.zÜZ, die Buchstaben 9t 8 und die Hans- nnd Handelsmarke des Erbauers. Auf dem das Portal oben abschließenden Sims siebt der lateiniscbe Spruch: IV8IR O>(>I) IV8IVVI l^I AA^lDVVIAI^ VI VIVK8 I b?()88II)I.V8 lI Illl V>I ^XVVl I)(DlIXV8 !)I.V8 OlDl.IiH I Illi. „Was recln ist, dem sollst du nacbjagen, aus daß du lebe» uud ein- ncbmen mögest das Land, das dir der Herr, dein Gott, geben wird. Buch Mose." Scbou seit Mitte des iIabrbnndertS wurde es üblicl>, besonders in den Handclsstätteu des nördlichen Deutscbland, die Häuser der Kauf- nnd Handelsberren mit Hausnrarken zu verseken, mit denen dann auch die Warenballen bezeichnet wurden. So entstand aus der Hausmarke die Geschäfts- oder Firmenmarke, die ja bis aus den ben- tigen Tag eine wichtige Rolle im Gescbäftsleben spielt. Wir finden mm auch in Görlitz einige wenige von diesen Marken. Eine dieser Rcarken ist uns scbon begegnet als die des reicben Hans Frenzel, die sieb unter der St.-Annen-Figur am Ebore der von ibm in den Iabren bis 1^12 erbamen 2lnnenkapelle befindet (Ab bildung ans Seite 37). Zwei andere Marken befinden sich an dem schönen Portale Brüderstraße 11: 5 nnd 8 , von denen die letztere als Namenszug des Baumeisters Wendel Roskops bezeichnet wird. Dann ist eine andere Marke an dem Hause Bei der Peters- kircbe 12 mit deu Bucbstabeu 8 zu finde«. Llber ibueu schaut das Brustbild eines Mannes berab. Es ist der Besitzer des Hauses, der Bürgermeister Franz Schneider, der es von etwa 1520 bis besaß. An der Stadtwage (Abbildung auf Seite 7Z) seben wir neben einem Kopse die Buchstaben P II., bei einem zweiten die Buch staben beiden war eine Hansmarke beigegeben. Auch an einem Gcwölbescblnßstein in der Wage sieben die Buchstaben 8 8, die Zabl 1600 und eine Marke. Dann finden wir noch weitere: Kränzel- straße 2Z von 1717, Kriscbelstraße l<> (ü 8 von 1717, an den Türen der Nikolaikircbe I) VV nnd 8 Is von 172^, Plattnerstraße 9 von 1751, Fleiscberstraße Große Wallstraße 7 nnd Z4 von 1808. Mit dieser A ttszäblmlg ist die Sammlung alter Hausmarken nicht erschöpft. Wer Zeit bat, gebe einmal ans die Suche iu deu Straße» der Altstadt.