Volltext Seite (XML)
eißstraße 29 von 4570 Wohl dec Glanzpunkt Görlitzer Bürgerbauten ist das Haus Neiß- straße 29. In wundervoller Weise ist hier die klare Gliederung der einzelnen Stockwerke durchgeführt und betont. Die vorgelegten Pilaster sind mit reichen, aufstrebenden Pflanzenschrnncke ausgefüllt, der überall verschieden ist. Das reich ausgebildete Portal wird von zwei mit flachem Pflarrzerrscbmucke bedeckten Vollsänlen mit korin- tlüschen Kapitalen eingefaßt, die das Gebälk tragen. Auf diesen, ist ein schöner Rankenfries sichtbar, der sich auch über den drei Fenstern des Untergeschosses fortsetzt. Hier ist eine Inschrift in lateinischen Großbuchstaben erbaben ansgemcißclt, die „ns auch das Entstekungs- sabr angibt: (.051 81'I VII. IX III I lII.lt I.IiI.O88IIt VXD liri.85l.Ii VV5 D5.X VOIiI.^885 K U VIK'lt ^l.l.1'1». 1570. Die abgeschrägte Leibung des Nrmdbogens trägt einen schönen Rankenfries aus Akanthusblättern, der von pichenden Vögeln belebt ist. An Stelle des Schlußsteines schaut ein bärtiger Kriegerkopf, wie er in älmlicher Form noch an andern Häusern der Altstadt zu seken ist, auf das Getriebe des üntermarktes. Uber den beiden Sitzplätzen erbeben sich mit feinem Relief verzierte wischen, die durch zwei liegende Figuren abgeschlossen werden. Uber dem Friese, der das Ge bälk des Portales schmückt, befindet sich eine weitere Inschrift, die in folge des tiefen Schlagschattens meist in, Dnnkeln liegt: sie lautet: <7.01 Ill.V.VIil. DIIX5.X 5IX(!/VX(! VXD XV8SVX0 /V 5.VVI65.X 25.1 D5.X. Leider fehlt der figürliche Schmuck, der in den Rundschildern inner halb der Zwickel vorgeseben war. Den Hauptfchmuck aber bilden die Füllungen der Brüstmrgsfelder in den beiden folgenden Geschossen. In der nnteren Reibe sind Hand lungen aus dem Alten, in der oberen solche ans dem Irenen Testa mente in, Nelies dargestellt. So sehen wir in dem linken Felde, wie Gott nach Erschaffung der Welt, der Pflanzen und Tiere, ans der Rippe des schlafenden Adam das Weib entstellen läßt. Im nächsten ist der Sündenfall und die Vertreibung aus dem Paradiese zu sehen. Dann folgt angesichts einer vieltürmigcn Stadt die Dpfcrnng Isaaks: dann in zwei kleineren Feldern zunächst die Schilderung, wie Moses die Gesetzestafeln erbält, während im Hintergründe der Tanz um das goldene Kalb vor sich gebt, weiterbin die Erhöbung der Schlange durch Moses. Die oberen Felder entbalteu die Geschichte Jesu. Da ist zunächst die Verkündigung au Maria durch den Engel; daun folgt die Geburt Ebristi, mit reichern architektonischen Hintergründe. Im dritten Bilde seben wir die Taufe Icsn nnd die Erscheinung Gottes, in, vierten das beilige Abendmabl. In, letzten ist die Kreuzigung wiedergegeben: Maria und Johannes zur linken, der Hauptmann und zwei Kriegs knechte zur rechten Seite. Go seben wir Begebenbeiten des Alten Testamentes in Beziehung gefetzt zu ähnlichen des Irenen. Über der obersten Fensterreibe ziebt sich nm, noch ein weiterer Fries bin, bestellend ans allegorischen männlichen und weiblichen Figuren, deren Bedeutung jedoch nickt ganz klar ist: Im ersten Felde eine Figur nut springendem Schwein nnd Bäumen, vielleicht eine Iagdszene; in, zweiten die Tragödie mit Maske nnd Karitas mit einen, Kinde; im dritten die Gerecbtigkeit mit Schwert und Wage und der Glaube mit Kelch rind Kreuz; im nächsten die Redekunst, dargestcllt durch einen deklamierenden Jüngling, und die Baukunst mit Kapitäl; zu letzt eine Figur mir Pauke und Urne, vielleicht Musik und Wein- srenden bezeichnend.