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(Atadtli.'aqe Lwn ^l600 Otäckst dein Ratbaus war wohl das wicktigste Gebäude die städtiscbc Wage: sic mag wobl gleicb bei der Gründung der Stadt eirr- gericktet sein, war dock die Bürgersckaft zum großen Teil ganz; ans den .handel, ans Kans »nd Verkauf eingestellt. Außerdem batte dir Stadt das Privileg, daß alle Kaufmauusgütcr von Sacksen nack Polen, von Brandenburg nack Böbmen und umgekebrt ans den Straßen über Görlitz befördert werden mußten. Dazu kam »rock das Monopol der Salz- und Waidniederlage, jenes Farbstoffes, dessen Verkauf für die Stadt eine bedeutende Einnabmeguelle war. Sckon im Fabre ,4,1 wird ein „crainen bei der wage" erwäbnt und ,4.ZZ von einem Neubau berücktet. Dieses Hans mag nock klein ge wesen sein: denn im Fabre 1599 befckloß der Rat, die Vvagc nnd das dazu gekaufte Haus eures Barbiers auf drei Gesckosse zu erböbeu. So wurde denn am 18. August der Grundstein zum Erweiterungs bau gelegt „unter der Barbierstür, so gegen den Crarnen gelegen", und am 25. September „drei starke Eicken, so die Wage über dem Gewölbe tragen", eingezogen. Fm Fabre 1600 ist der Bari vollendet, als Bartbolomäus SerrltetnS Bürgermeister war, worauf Buchstabe und Zahl „68. i6on" deuten, die auf einem Schlußstein im Fnneren sicktbar sind. Es wird weiter bericktet, daß am r z. April i.ZZ2 ein steinernes Sckcffelmaß au die Wage gefetzt wurde, das aber am ,8. Mai 1622 iu mebrere Stücke zersprang. Auck befanden sieb au dem Haufe Halseifen, die im Fabre 1^69 am Ratbaufe angebrackt wurden. Die oberen Rämnlickkeiten dienten im Laufe der Zeit verschiedenen Zwecken. So waren das i. und Z. Stockwerk bis zum Fahre 182z der landesberrlicken Akzise nnd dann dem Steneramt eingcränmt. Fn diesem Fahre wurden die Räume dem Magistrate zurückgegeben, der im i. Stock das Eickamt umerbrackte, das bis zu feiner Übersiedlung nack dem Grünen Graben darin verblieb, wäbrend der 2. Stock im Fabre i8,;2 an den Gewerbcverein für feine Sitzungen nnd Samm lungen sowie feine Bibliotbek vermietet war. Das, was uns dieses Gebäude so reizvoll erfckeinen läßt, ist einmal die arckitektoniscke Gliederung: denn dem engeren Unterbau — dieses vielleicht, da er noch gonscke Formen trägt, teilweise nock ans der Zeit des UmbaneS im Fabre 1427 — ist eine größere Zabl Säulen vor gelegt, die das vertagende Dbergesckoß tragen, äbnlick den Fachwerk bauten der Harzstädte. Dann sind es die sckönen Köpfe, die als oberer Absckluß der Säule das Gebälk tragen. An ibnen bat der Bau künstler in liebenswürdigster Weife neben einigen Köpfen allegorifcken FnbaltS die zu jener Zeit bei der Stadtwage maßgebenden nnd tätigen Personen dargestellr. So seben wir an der Ecke — die ersten ackt Köpfe sind auf unserem Bilde nickt sicktbar — einen Herrn I 6, das ist der Baumeister Fonas Roskopf, der Enkel des großen Wendel Roskopf, mit Zirkel, Stcinmetzzeicken nnd der Fabreszabl 1600, ans der näcksten Sänke einen sckönen Löwcnkopf, dann ei»,en Ritter mit Federbut, der einer jungen Dame etwas Freundlickes zuflüstert, wobei sie versckämt ibre Augen nicderscklägt. Dann folgt der würdige Herr mit Kelle und Hausmarke, gewiß der Maurermeister, dann der sckon be tagte Herr F. F mit einen, Gewickte, der Wagemeister, dann ein Mann mit einen, Gefäß in der Hand nnd einem Sacke ans den, Rücken, wohl der Wiegeknecht. IVm folgt, hier nicht mehr sichtbar, ein Engel, dann ein Mann mit scklanem Gefickte und einem Drei master, der Stadtbote, dann ein Löweukopf, aber diesmal mit Scklangcu muri,igelt, die seine Augen bedecken, und zuletzt ein junger Mann, fieber einen Bürger der Stadt darstellend. Welcke Freude mögen diese Bildnisse zu damaliger Zeit bei den Bürgern anSgelöst baben, wo ein jeder den andern kannte und bier diese für die Stadt wirbligen Personen verewigt sab!