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Das Großmaiinsche Daus von 4500 Die Pil>laubeu Neben dein Scbönbof siebt das nntcr dem Nainen „das Großmanu- schc Hans" bekannte Gebäude, in dessen Familie es nm das Jahr > lioo war. Diel eher müßte man es das „Frenzelscbe" nennen, nach dem Manne, der es im Jahre r.zoo erwarb und es so umbauen ließ, wie es unser Bild zeigt, und wie es heute noch in seinem Innern er kalten ist. Die Besitzer lassen sich von» Jabre i4<>o an Nachweisen; vom Jahre i4?7 bis i499 gehörte es dem RatSmitgliede Kaspar Tylke, nach dessen Tode es sein Schwiegersohn Hans Frenzel erhielt. Hans Frenze! ist siir die Görlitzer Geschichte von ganz besonderer Bedeutung; war er es doch, der die Annenkapelle auf seine Kosten erbauen ließ. (Siebe Seite 57.) Im Jahre 1465 war er geboren und in be scheidenen Verhältnissen ausgewachsen. Dann kam er als Kaufmann in die Handlung seines Vetters Peter Frenzel. i49Z heiratete er die reiche Görlitzer Kaufmannstochter Anna Tylke, die ihm die Dörfer Friedersdorf und Girbigsdorf sowie den Braubof ibres Vaters mit in die Ehe brachte. Diesen Brauhof nun ließ er im Jabre t.zoo umbauen und gab ihm jenes Aussehen, das unser Bild zeigt. Ein spätgotisches, bobeS Portal vermittelte den Eingang, hohe gotische Fenster gaben den vorderen Räumen Licht, eigentümlich gestaltete, natnralisiiscbe Formen mn- rahmten die oberen Fenster, zwischen denen die Jungfrau mit dem Kinde, zn deren Seiten der bciligc Georg mit dem Dracben nnd Jo hannes der Tänfer in luftiger Höbe anfgcsicllt waren. Nicht weniger reizvoll ist beute noch das Innere. Die geräumige Halle im Dbergeseboß ist von malerischen Gängen umzogen, die durch Maß- werkgeländcr abgegrenzt werden. Erst im 19. Jahrhundert wurde der schöne gotische Giebel abgetragen und das änßerc Aussehen des Hanfes verändert. An der westlichen Seite des Ilntermarktes lagen die Pilzläuben, so genannt, weil die Leute ans der Heide hier ikre Pilze, ibrc Preise!- nnd Blaubeeren verkauften. Sie bestanden ans zwei großen Brauhöfen, deren Hinterhäuser bis in die Helle Gasse reichten. Die Bausormcn trugen im allgemeinen das Zeichen des Barock, solche aus der Zeit der späten Gotik nnd der Renaissance waren nnr wenig zu finden, aus dem Grunde, weil diese Häuser bei den Feuersbrünsten des Jabres 1642, 1691 und 1717 mit abbrannten. Wenn auch die Gewölbe und festen Manern den Elementen widerstanden, so wurde doch das Innere ver nichtet: und so trugen denn auch die Räume wnndervollc Stuckdecken aus der Zeit nach 1717. Im Jabre 1^95, als sich die Erweiterung des Rathauses als not wendig erwies, kaufte die Stadt das linke Grundstück zum Preife von 60 000 Mark, im folgenden Jabre das rechte für 76 non Mark. Der Abbruch erfolgte erst im Jabre 1901. Die Rückseiten der Pilz- länben gehörte zur Hellen Gasse, die ihren Namen nach einem uralten Hause, „die Helle", erhalten hatte. Dieses lag an der Ecke der so be nannten Gasse nnd der Langengassc, die in ältesten Zeiten an dieser Stelle auch Pech- oder Koldizcrgasse hieß. Noch ein Gebäude wurde für den Erweiterungsbau des Rathauses verändert nnd nmgebant. Es ist ans nnserm Bilde links noch eben sichtbar. Zwar behielt es, als es im Jabre 1904 niedergelegt wurde, seine alte Vorderseite und das Portal vom Jabre 157,6. Auch dieses Hans bat seine lange Geschichte, die sich bis zum Jahre 1472 zurück- verfolgcn läßt. Hier ist besonders zn erwähnen, daß es im Jabre 162 r der Rat der Stadt kaufte, nm es für die Zwecke seiner Münze zu be nutzen, wovon aber nur wenige Jabre Gebrauch gemacht wurde. Schon i6.z4 ging das Haus wieder in Privathände über, und erst im Jahre 1847 kaufte es die Stadt zurück.