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Pererstrasie 8 von 4528 Ratsa^otheke von 4552 Das zweitälteste uns erhaltene Bürgerhaus aus der Renaissancezeit befindet sieb Peterstraße 8, Eckhaus des Platzes Bei der Peterskircke. Es wurde nack der Insel,rift an, Portal im Iäbrc 1528 erricktct. Auch hier finden wir wieder die Sitzkonsolen den Nischen eingefügt; plastisch verzierte Rosetten sclnniicken den Rundbogen, die Veibnngen der Pilaster und die Zwickel sind mit slackem Reliesornament gefüllt, voller Freude am Schmuck, der nieist ans pflanzlichen Motiven, aber anck ans pbantastiscb gezeickneten Tieren, z. B. Delphinen, besteht. Die Fenster des Erd- »nd i. Obergeschosses sind mit kannelierten, korinthischen Pilastern eingefaßt. Die Pilastersockel des Ober geschosses sind nut qnadratischen Füllungen versehen, die mit Rosetten, Schildchen und .Narrenmasken verziert sind. In zwei der gekuppelten Fenster des Obergeschosses ist se eine derbe jonische Säule zur Unter stützung des Fenstersturzes gestellt. Die Ecke des Hanfes ist besonders betont: Hier sind drei korinthische Pilaster übercinandergestellt, deren unterster auf einem halbkreisförmigen Unterbau ruht. So ist auch hier das Haus, das der Brand von 1525 vernichtete, drei Jahre später in neuer schöner Form entstanden. — Das Bild unsrer Altstadt, besonders des Untcrmarktes, wird wesent lich belebt durch das Gebäude der Ratsapotheke, die die Ecke des Untermarktes und der Peterstraße einnimmt. Die Besitzer des Hauses lassen sich schon vom Jahre 14"2 an Nachweisen: im Jahre 1544 war der „Ehrenveste und Wohlweise Herr Hans Hofsmann, Ratsfrennd dieser Stadt Görlitz", wie er ans seinem beim Brande der Peterskirche im Jahre 1691 vernichteten Epitaph genannt wurde, Eigentümer des Hanfes. Von diesem Hause sagt eine alte Handschrift: „Aus der Mitter nachtsseite des HeringsmarkteS (jetzt Untermarkt) sind 5 Vierhöfe nnd ein Privatbank!, nrner welchen das Eckhaus besonders zu be trachten, als welches nicht nur an den Ecken, sondern oben mit steinernem Giebel und desgleichen Umgang gezieret ist. Der damalige Besitzer, der es also erbauet, ist Sebastian (muß heißen Hans) Hofs mamms, dessen Wappen über der Thür, nämlich ein getheilter Schild, in dessen Feldern 2 über das Creutz stehende Mohren, in den anderen Alien zn sehen, ans dem Helm ein Mohr. An dieses Haus hat Zacharias Scultetns, Barthol. consnlis Brnder, ein gelehrter Poln- glott nnd Mathematicns, eine kunstreiche Sonnenuhr gemacht." Die bcigcfügten, heute noch vorhandenen, lateinischen Verse lauten in deutscher Übersetzung: „Die Planetenstnnde ist mit grüner Farbe be zeichnet, rote und weiße Flächen zeigen die Hänser. Mit schwarzem Faden gewebt ist der Anstieg der Sonne, wo dann der Reihe nach die rötliche Senkrechte das Azimut anssckneidct." Darunter stand: „8<Mtetu8 invenit 1550." Im Mai 1770 kaufte Benj. Ang. Struve das Haus nnd verlegte an, 2 9.I,,li des folgenden Jahres die bisher in, Westflügcl des Rat hauses an der Brüderstraße befindliche Apotheke hierher. Struve ließ den steinernen, mit zierlichen Docken besetzten Umgang am Dache wegnehmen und auch das Hofsmannscbe Wappen entfernen. Im Be sitze dieser Familie ist das Haus noch bis 187,4 geblieben. Wie schon am Schönhof, so ist es auch hier der hohe, über Eck gestellte Erker, der die Schönheit und ^Dichtigkeit dieses Hauses hervorhebt. Eigentümlich, da sonst in Görlitz nickt wieder vorkommend, wirkt die Gliederung des Gebäudes durch die schlanken Halbsänlen und das zier liche, jetzt als Fenster umgcbante Portal. Die eingelassene Platte ans der Seite der Peterstraße gibt als Zeit der Erbauung und Erneuerung das Jähr 15.52 an.