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Schlößchen und Voqtshof Rückseite Dort, wo sich heute die stolze Peterskircbe und das nücbterne Gebäude des ebemaligen ZucbtbauseS erbeben, lag, so darf man wobl annehmen, ovr der Gründung »lnsrer Stadt der alte slcwiscbe Ringwall. Erst im Jabre 126kl, als Görlitz durch Teilung der Oberlausitz der Mittel- punkt der östlichen Oberlausitz wurde, mag ein Gebäude als Wohnung für den Landvogt entstanden sein, das natürlicb Eigenem» des Landes- berrn war. So sagt KöuigJobaun von Böbmen 1 Z29: „nnser vogt in nnserem Hofe zu Gorlicz". In diesem Dogtsbofe, der in den RatSrecbmmgen von 1419 bis i4Z7 »Hof, voytes Hof" oder „bus" beißt, wnrde ancb das Land- oder Hofgerickt abgebalten. Der große Stadtbrand vom 18. Juni 14.56 zerstörte das Gebäude, und seitdem lag es über 100 Jabre wüst und öde. Neben den, Vogtsbofe lag östlich ein anderes kleines Haus, das „Schlößchen" genannt, das noch setzt, obgleich mit dem ehemaligen Zucbtbause banlick vereint, eine besondere Nummer trägt. Nacbdcm es siel' mebrcre Jahre im De sitze von Privatpersonen nachweisen läßt, gebörte es im Jahre 1425 der Stadt, die es 40 Jahre später dein Jakob von Hag überließ. Er hatte, wie eine nocb beute an der Hinterseite befindlicbe Jnscbrist angibt, Kriegsdienste unter Kaiser Karl V. getan, war Scbloßbaupt- mann rind Kapitän aus dem Oybin unter Kaiser Ferdinand I., sodann Kaiserlicber Rat Maximilians I. gewesen. Dann batte er „dieses Haus auf dem Gipfel des Berghanges mit vieler Mühe gewölbt und voll Liebe zum Vaterlande und besonderer Anhänglichkeit an diese Stätte gesetzt, die wegen des Kranzes der Berge und besonders wegen des vorbeifließenden Stromes Geflüster so lieblicb und gesnnd ge legen ist". Im Jabre 1578 kaufte der Rat das „Schlößchen" zurück, nm es an Sebastian Hofmann zu veräußern. Von diesem erwarb es der Ritter Friedrich Späth, der nacb tapferen Kriegsdiensten in seinem Älter zu Görlitz seine Rübe fand. Am 20. Februar 1089 starb er 74jäbrig und wurde als ein Ritter zur Erde bestattet. Seine Leiche wurde von 8 Jnnkern zwiscben 12 Fackeln nebst einer Fabne, einem Rosse, Helm und Sporen bis in die Nikolaikirche getragen und dort ausgestellt. Danach wurde er in der Kircbe in einem Grabe, darinnen zuvor ein Priester gelegen, beigcsetzt. In der Peterskircbe ließ er sich rind den Seinen nocb bei Lebzeiten ein Epitapb setzen, das aber bei dem großen Brande von 1691 zugrunde ging. Im Jahre 1565 überließ Kaiser Maximilian II. den Vogtshof der Stadt Görlitz zu einem „Getreide- oder Scbüttbanse", erlaubte aber zugleich den Görlitzer Landständen „notwendige Zimmer, darin sie ibre Versammlungen halten", ans eigene Kosten zu erbauen. Die „Steinbütte, so bei der Kircbe gestanden", wurde dort im Jabre 1572 weggerissen und ans den Vogtshof gesetzt: aber Jahre später siel das Gebäude unter großem Kracben ein. 1579 wurde das Vorder baus der» Königlichen Amte mit Stuben, Gewölben und Kammern zugcricbtet. In diesem Zustande blieb das Hans bis zum Jabre 1811, wo die Oberlansitzcr Stände den Vogtshof (samt dem „Schlößcben") für 9900 Taler der Stadt abkauften, um dort ein Zucht- und Arbeitsbans zu erbauen. Wegen des Krieges konnte es aber nicbt ausgebaut werden. Als im Jabre 1826 die Regierung in Licgnitz Ansprncb auf das Gebäude machte, überließen es ibr die Stände für 2^ 000 Taler. Jedoch be kiekten sie das Schlößcben. Am 28. Mai 1848 brannte der nördliche Teil, am 7. November der östlicbe Flügel des Zuchthauses ab.