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Vorfahren einer Völkergruppe waren, ans denen sich im Laufe der Zeiten die Germanen herauslösten. jedenfalls können wir auf diese frühesten nachweisbaren Bewohner unsrer Heimatscholle das Wort Geibels anwenden: „Fort zieh» die Gestalten — Wer sagt dir wohin?" — Die jahrknnderte um Cbristi Geburt sahen dann in unsrer engeren und weiteren Heimat tatsächlich germanische Stämme verschiedener Sippen zu längerer oder kürzerer Siedlung, wie zahlreiche Funde lehren — keiner freilich aus dem Weichbilde von Görlitz —, bis auch sie der Drang nach dem Süden verwehte und im Verlaufe der so genannten Völkerwanderung (seit nach Christi Geburt) unser Land von Einwohnern stark oder säst ganz entblößt wurde. Da rückten im sechsten Jahrhundert n. Ehr. slavische Scharen in die leeren lochenden Gefilde ans dem Osten ein, die ohne höhere Kultur Ackerbau, Viehzucht und Fischfang nährte — bei uns die Wenden, jni Gegensatz zu der früheren Bevölkerung pflegten sie ihre Wohn sitze in der Niederung an Bächen oder Flüssen anfzuschlagen. Sic waren die Gründer eines Dorfes an der Lunitz, nnfcrn ihrer Mündung in die Neiße, und zugleich auch die, die diesem Dorfe seinen Namen gaben: „Görlitz." Warum denn grade diesen? — Die Namen pflegten nack der hervortretenden Eigenart des Geländes gegeben zu werden: nach der Lage im Lanbwalde, ans oder bei einer jnsel, in schöner Flur usw. Görlitz aber heißt zu deutsch „Brandstätte". Und das Dorf lag an, Fuße des alten Burgberges, den die ver schwundenen früheren Bewohner errichtet hatten, nnd der jetzt nnr zu deutlich die Spuren von Brand und verkohltem Holze answies, wie noch herrte so viele andre Bnrgwälle, die nnbesiedelt geblieben sind, augenfällig zeigen. Dieser älteste Name von Görlitz: Azhorelik, richtiger Zgorelic (zu dcntsch eben „Brandstätte") findet sich bereits als Goreliz in der Urkunde von 1071, die zum ersten Male „das Dorf Görlitz" nennt. Bei andern Burgwällen, die ans der gleichen Zeit stammen, haben die eingewandcrten Wenden den alten Vorgefundenen Brandwall mit Erde nnd Steinen überschüttet, bis schließlich das frühe Mittelalter im Schutze solcher meist an hervorragender Stätte angelegter Wälle ritterliche Befestigungen und Burgwarde für die Landessichcrung und den Schutz wichtiger Punkte schuf. So kann man die Schichten heme noch ganz genau am Burgwalle iu Ostro bei Kamenz O.-L. erkennen: zu unterst den alten Holz- (Brand-) Wall aus der Mitte des letzten vorchristlichen Jahr tausends, wie die Einschlüsse einwandfrei ergeben, darüber eine wendische Schicht mit entsprechenden Einschlüssen, und zu oberst eine noch jüngere Schicht mit mittelalterlichenScherben derBurgwardzeit. Ganz entsprechend hier in Görlitz! — Dort haben wir die beweisenden Funde, hier die beweisenden Namen, und in jüngerer Zeit (im 12.Jahrhundert) den Bericht des gleichzeitigen Chronisten. — Die einrückenden Wenden fanden ans unserm Burgberge die alten mächtigen Holzbefestignngen, die teils wirklich verbrannt, teils nur durch chemische Einflüsse verkohlt waren, und nannten den Berg und nach ihm die Siedlung, die sic am Fuße dieses Berges schufen, „Brandstätte" —Goreliz. UmS Jahr i i Zo erneuerte der Böbmenherzog Gobieslaus die alte Befestigung und baute in ihr und auf ihr eine neue Burg, die er nach dem vorhandenen und überkommenen Namen in althergebrachter Weife Azhorelik — Gorelic Görlitz nannte, die, wie der Chronist ausdrücklich hinzufügt, „zuvor auch Drenow genannt worden war". Man sieht, daß Zgorelic nnd Drenow (auch Drzewniow kommt vor) im Grunde ganz dasselbe bezeichnen: Drenow den Holzbau ans dem Berge an sich (denn dieses Wort bedeutet „Holzstätte"), und Zgorelic sein damaliges Aussehen, das ein offenbarer Brand zuwege gebracht hatte: „die Brandstätte". — Der sich einbürgernde Name Zgorelic für Wall und Dorf am Fuße des Brandbügels hat, wie ans der IX