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Zin Zwinger Em berrlicher Blick öffnete sich uns, als wir von der Frauenkirche her Umschau hielten nach dem Platze vor dem Tore, wie er 18.30 aussah (S. .53)- Wenige Schritte die Radeläuben binab bringen »ns den Anschluß an dieses Bild nach Westen zu mit dem mächtigen Rondell am Demianiplatz im Vordergründe, das die Ecke der Roaner bei ihrem Umbiegen von der West- nach der Nordrichtung zu sichern hatte (vgl. den Plan Seite 42). Es stand im Graben, batte aber Verbindung mit der hinter ihm liegenden Bastei. Das malerische Bild wird umrabmt von denBäumen und Sträuchern der alten Promenade, die den Vordergrund bilden, aus dem sich in wunderbarem Aufbau das alte herrliche Stadtbild erhebt: der Kaiser trutz mit seinem früheren Turme und seinen Flügelmauern, die ihn mit dem über sie hervorragenden Reichenbacher Turme verbinden. Wir sehen den schönen Rundbogensries am Äußern der Flügelmauer, von der aus wir die Stadtmauer mit dem Bauzwinger an unserm Rondell vorüber in der Richtung nach dem Frauentore verfolgen können, das mit seinem mächtigen Turme und seiner stolzen Bastei den Blick beherrscht. Zunenbof und das ibm «»gebaute Haus er scheinen von außen, wie wir sie S.52 von innen betrachteten. Verdeckt durch die Wipfel eines alten Baumes ist die Annenkapelle. Neben ihr steht das Waisenhaus. Der Bürgermeister Samuel Knorr von Nosenroth batte 1712 angeregt, „ein Armen-, Waisen- und Zuchthaus" zu errichten, rind es wurde als stattlicher Bau, dem auch noch das städtische Polizeigefängnis hinzugefügt wurde, im Zahre 1731 eröffnet. — Häuser zwischen Demianiplatz und Obermarkt schließen die Lücke zwischen ibm und dem Rondell. Es ist vielleicht, wie das Rondell des Franentors, 1477 erbaut. Jedenfalls brachte auch hier Franenburg eine Zuschrift mit der Zahreszabl 1477 an. Man kann sich, berauscht von dem Anblicke solcher Bilder, kaum um stellen znm Vergleiche mit der neuen, nüchternen Gegenwart! — Wie mögen die alten Görlitzer den rastlosen Vernichtungskampf gegen die Schönheiten ihrer Heimat ertragen haben? — Heute reist man Hunderte von Kilometern, nm nur Ähnliches in Nürnberg oder Rothenburg zu sehen, dessen Erhaltung diesen Städten noch täglich ungcmessene Summen bringt! Das Frauentor war 1848 verschwunden, die Flügelmauern des Kaisertrutzes entfernt, der Maurermeister Gock brach 18.50 das Rondell im Auftrage des Magistrats ab und baute dann dicht neben ibm das große Eckbans Nr. 8 für den Litbographen Weingärtner. Auch die Stadtmauer fiel um diese Zeit und gab Raum für die Häuser der Ostseite des Demianiplatzes. Und das Stadttbeater füllte bald den Raum links des Rondells. „Und aber nach fünfhundert Zabren — Will ich desselben Weges fabren!" — Der Zwinger auf der Ostseite des FranentoreS bieß der Sckießzwinger und war von altersher den Schützen eingeräumt. „Die Schützengesellschaft in Görlitz ist eine uralte Gocietät. Denn da die Görlitzer im XIII., XIV. und X V. seculo, auch noch im X VI., ibr eigenes Defensionswerk hatten, so baben sie sich in den Waffen ge- iibet." — Das Schützenhans im Zwinger hatten sie von altersher „beim Franentore niederwärts", darinnen sie sich wöchentlich im Schießen ans kurzem Stande übten. Schon 1377 (daber 1927 das ZZojäbrige Jubiläum) wird es dort als „czelstat" (Zielstätte) erwäbnt oder auch als „blidenbus" (blide ist die Steinschleuder; Blidenbaus — Geschützbaus). — Da es nur aus Holz war und oft verfiel, wurde es 1.591 aus Steiu ueu aufgebaut. Schon Anno 1546 erlaubte E. E. Rat der Bürgerscbaft, „so im Zwinger mit Schießen sich übete, mancherlei Spiel mit Karte»«, Würfeln und Kegelschieben, so bey denen Alten nicht in Brauch gewesen. " Die Auswirkung sehen «vir auf unserm Bilde! — Das Gebäude batte vor Abbruch unsrer Mauern zur Zeit der Aufuabme des Bildes (um 18.30) die Gestalt, die »vir vor uns seben.