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tlS MlEiAmtor Vom Zweitältesten Tore der Stadt, vom Mikolaitore, stebt Kerne mir nock einsam, seines Tores und seiner Manern berankt, der Tnrm, der kakl wie eine dicke Röbre gen Himmel ragt. Gluck' diesem Tore, das bei dem ganz geringen Verkckre der abschüssigen Strafe ein Funken von wohlwollender Einsicht hätte als wunderbares Dokument stolzer Vcrgangenkeit und Baukunst erkalten können, gilt das Web, das dir Vernicklung des Meißtnrmes sckus. ^lus Bilder und Llberliesernngen sind wir auch hier angewiesen. Das Tor wurde bereits aus den ersten Blättern des alten Görlitzcr Stadtbnches beim Zabre i zoZ genannt, ja die Sage behauptet, es sei von Herzog Sobieslaus nzi erbaut worden. Wenn iZ44 von einer „Hofestätt" unter dem St.-MikolauS-Turme zwischen der Maner die Rede ist, so bestätigen dies alte Bilder und Pläne, nach denen man an ein dreifaches, überaus starkes Tor zu denken hat. — Das erste Tor fükrte von der Mikolaistraße dnrck die innere Stadtmauer, das zweite, das durch ein starkes Fallgatter bewehrt war, durch die Außenmaner des Zwingers, während das dritte Tor, das sich unter dem Torhanse öffnete, an den Graben nnd die Zugbrücke stieß, die, wenn sie auf gezogen Ivar, das Tor völlig deckte. 1400 wurde ein neues Torkans, an dem früker feit iZ9<) Hälschen befestigt waren, geschaffen und 1428 der Hufsitengefahr wegen über ihm noch ein Wekrgang. Zn dieser ersten Gestalt stand es bis zum Brande von 1456, der das Tor bis auf die Umfassungsmauern zer störte. Zm folgenden Zahre schon wurde es in der früheren Festigkeit aufgebaut und kielt so lange Zahre trotz manchen Wetterschlages nnd mancher Veränderung stand. — Auch in Friedenszeiten war es be wacht. i4^9 setzte der Rat einen besonderen Wächter ans Tor, der den Bierschmuggel des Pfarrers in die innere Stadt verhindern sollte, da die Geistlichkeit nur die Befugnis hatte, lediglich auf dem Pfarr hofe (vgl. Seite 44) für sich und die Kleriker fremdes Bier zu halten. Dieser Bierstreit beschäftigte König und Bischof durch Zahre. — Ans uttserm Bilde Seite 4Z (ganz rechts) seken wir den Turm noch mit dec gotischen Spitze nnd der „überkängenden Wehre" geschmückt, bis ein ncner Brand im Zakre 1717 Tor nnd Tnrm in gleicher Weise zerstörte und ikm zu seiner neuen Gestalt die kentige Haube gab. 1568 batte die Torbrücke steinerne Pfeiler mit Bogen als Durch lässe erkalten, die unser Bild zeigt, und im Zakrc 1774 wurden Zug brücke und Fallgatter entfernt. — Bis 1752 ging man von derStadt- mancr ans ans einer Treppe nach dem Turme, und erst im genannten Zabre wurde im Turme ein besonderer Eingang hergestellt. — 1848 wurde das Tor abgebrochen, nnd mir das Wacktkans fristete, weil es selbst in den Augen der Tor- und Manerstürmer den Weg nicht ein- engte, noch auf kurze Zeit sein reickbewegtcs Leben. Von ganz besonderem Reize ist das nebenstekendc Bild von 1773. Abgcseken vom Tore mit seiner nenmodischenSperre nnd Bewachung durch Stadtsoldaten fesselt uns der Anblick der Häuser am Eingänge nach dem Steinwegc und der Lnnitz, wo wir noch linker Hand an der Ecke des Mikolaigrabenö einen schönen Nenaissancegiebel aus dem l6.Zakrknndert nnversekrt vorfinden, nnd rechts am Hanse des sogenannten „Zesusbäckers", an dem eine „Kapelle" (Bildstock) süc die Prozessionen zum Heiligen Grabe errichtet war, diese Kapelle von der Seite erblicken, wie sic einst durch ein Dach geschützt war. Heute ist die Kapelle ikres Bildschmuckes beraubt, steht aber noch an ihrer alten Stelle. Vom Mikolaitor fükrt die KrebSgafse an der Maner bin. Hier batten die Dominikaner ans Bmizlan bis 1456 ihre Tccminci, nnd in eins der Häuser wurde die „Alte Schule" verlegt, bevor sie 1365 ins Gymnasium kam. An ihrer Statt entstand dann dort 137z die erste allgemeine deutsche Knabenschule mit vier Lekrern. Krebs gasse und Karpsengrund boten sonst die Wokmmgen sür Geistliche, Altaristen, den Organisten, nnd batten auch ein „Seelkanö", das 1537 ans Frauenspital überging.