D ie Lausitz, das ist ein Land der Kuppen aus Urgestein, ein Land der bizarren Felsgebilde, der waldigen Hügel und Auen, aber auch der Sumpf- und Heidelandschaft zu beiden Seiten der Spree. Jenes flache Luchgebiet im Spreewald hat seinen sorbischen Bewohnern vor mehr als tausend Jahren den Namen „Lusizer“ eingetragen, und nach diesem sorbischen Stamm wurde später das Land von Lübben bis Zittau benannt. Die Lusizer saßen im Raume der heutigen Niederlausitz. „Ober“ dem Reich der Lusizer lag das der Milzener, eines anderen sorbischen Stammes. Beide sorbischen Stämme wurden zwischen 900 und 1100 von deutschen Markgrafen unterworfen. Die deutsche Feudalherrschaft brachte den Sorben ein doppeltes Joch, weil sie einerseits als Slawen, andererseits als Bauern besondere Lasten tragen mußten. Auch die deutschen Bauern, die hauptsächlich aus dem fränkisch-thüringisch-sächsischen Raum einwanderten, sahen sich bald unter das strenge Feudalregiment der Landstände gebeugt. Neben dem Landadel nahmen die Handelsherren der Städte starken Anteil an der Beherrschung des Landes. Besonders der Oberlausitzer Sechsstädtebund erlangte beträchtlichen Reichtum und beachtliche Macht. Ihm gehörten die Städte Bautzen, Görlitz, Zittau, Kamenz, Löbau und Lauban an. Die in den Zünften organisierten Handwerker verliehen dem Rang dieser Handelszentren sichtbar Ausdruck in großartigen Bauwerken, kunstvollen Geräten und feinem Zierat. Aber sie stellten auch solide Erzeugnisse für den täglichen Bedarf in Stadt und Land her. Die Tuchweber, Färber, Walker, Tuchschcrcr, die Schmiede und Wagner, die Gerber und Schuster, die Brauer und viele andere Gewerbe gaben den Kaufleuten Waren in die Hand, mit denen sie in Böhmen, Ungarn und in anderer Herren Ländern ihr Glück machen konnten. Aber die Patrizier ließen die Handwerker nur mäßig am Reichtum und kaum an der Macht teilnehmen, was zu ständigen Reibereien und mehreren Handwerkeraufständen führte. Das für die Lausitz charakteristische Tuchmacher- und Leineweberhandwerk mußte später der Manufaktur und der Fabrik weichen. Die technischen Fortschritte des Webens schlugen unter den damaligen frühkapitalistischen