Volltext Seite (XML)
Der Kampf um die politische Macht Nach dem 8. November stand vor -der Arbeiterschaft die Aufgabe, ihre Positionen zu festigen, um die bürgerlich-demokratische Umwäl zung in die sozialistische Revolution überzuleiten. Aber dafür war eine marxistisch-leninistische Kampfpartei notwendig, die sich an die Spitze der Revolution stellte und, gestützt auf die Arbeiter und werk tätigen Bauern, die Macht der herrschenden Klasse brechen mußte. Die Grundfragen der proletarischen Revolution ist die der Macht übernahme durch das Proletariat, denn „die Arbeiterklasse kann nicht die fertige Staatsmaschinerie einfach in Besitz nehmen und diese für ihre eigenen Zwecke in Bewegung setzen“ 1 ), sondern „die Revolution besteht darin, daß das Proletariat den Verwaltungsappa rat, ja den ganzen Staatsapparat zerstört und ihn durch einen neuen, aus bewaffneten Arbeitern bestehenden Apparat ersetzt. Der Kern der Frage besteht durchaus nicht darin, ob ,Ministerien* bestehen bleiben, ob es ,Kommissionen' von Fachleuten oder irgendwelche Institutionen geben wird, ob die alte Staatsmaschinerie (die durch tausend Fäden mit der Bourgeoisie verbunden und durch und durch von Routine und den Geist der Trägheit durchsetzt ist) aufrecht erhalten bleibt, ob sie zerstört und durch eine neue ersetzt wird. Die Revolution darf nicht darin bestehen, daß die neue Klasse mit Hilfe der alten Staatsmaschinerie kommandiert, regiert, sondern sie muß darin bestehen, daß sie diese Maschinerie zerschlägt und mit Hilfe einer neuen Maschine kommandiert und regiert.“ 2 ) Diese historische Aufgabe stand im November 1918 vor dem deutschen Proletariat und mußte gelöst werden. Der Leipziger A. u. S.-Rat wäre mit Unterstützung der revolutionären Massen in der Lage gewesen, nicht nur das reaktionäre Stadtverord netenkollegium davonzujagen, sondern auch mit eisernem Besen die Amts- und Kanzleistuben der reaktionären Stadtverwaltung, des Justiz- und Polizeiapparates reinzufegen. Die Bürokratie als feste Stütze des alten Machtapparates der herrschenden Klasse bot auf Weisung der sächsischen Regierung dem A. u. S.-Rat ihre „Mitarbeit“ an. Es gelang ihr dadurch, jhre .alten Machtpositionen zu behalten. Die reaktionären Beamten, die jahrzehntelang den Arbeitern die ein fachsten demokratischen Rechte streitig gemacht hatten, blieben in ihren Ämtern und wurden zu Organisatoren der Konterrevolution. Im Unglauben an die Kraft und die Fähigkeiten der Arbeiterklasse, überließen Lipinski und Konsorten den reaktionären Beamten das *) Siehe Karl Marx, Der Bürgerkrieg in Frankreich, Berlin 1949, S. 64. 2 ) Siehe Lenin, Staat und Revolution, Ausgewählte Werke Bd. II, Moskau 1947, S. 248.