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- 87 - 18. Das Dorf Körnitz als Flurbeispiel slawischer und deutscher Siedlungsweise. (Von Dr. Langer in Freiberg.) Während Kaiser und Papsl in bittren Kämpfen um die Vormacht rangen und viel deutsches Blut jenseits der Alpen geopfert wurde, spielte sich die gewaltigste Offenbarung deutscher Volkskraft in der Wiedereroberung und Kultivierung des slawischen Ostens ab. Nur auf fruchtbarem und leicht bestell barem Boden hatten sich die Slawen niedergelassen, so um Bautzen, Seiden berg und auch an der Neiße—Mandau aufwärts bis Körnitz—Scheibe. Um einen Dorfrundling lag die kleine, in Blöcken zerlegte Flur, und jeder hatte ein Anteilstreifchen in einem Acker- oder Wiesenblock. Diese Besitzstreulage der Dorfgenossen erforderte gemeinsame Bestellung und Ernte, sog. Flurzwang, wie es auch in den germanischen Gewannen war. Den deutschen Eroberern folgten schon vor 1200 deutsche Bauern aus dem dichtbevölkerten Westdeutschland, sie legten die bekannten Waldhufen streifen hinter ihren Gütern an, die ihrerseits sich an einem Bach oder eine Flußaue reihten wie etwa in Olbersdorf, Kerwigsdorf, Großschönau, Reibers dorf, Burkersdorf usw. Jeder hatte so Anteil an der fetten Wiesenaue, an dem fruchtbaren Löß-, Lehm- oder Verwitterungsboden, und am Skreifenende (manchmal an der ganzen äußeren Flurgrenze entlang) lag der letzte Rest des gerodeten Waldes. Der deutsche Bauer der Kolonisationszeit war alleiniger Kerr auf seiner Kufe. An der Neiße, z. B. in Gießmannsdorf und Frieders- dorf fanden die Deutschen schon waldfreies Slawenackerland vor und legten deshalb die Flur in einzelne Gewannblöcke, diese wiederum in Streifen. In der Körniher Flur (400 Ku) finden wir slawische und deutsche Flur einteilung nebeneinander. Der ehemalige Rundling ist vom Kerrenhof (Rittergut) in Althörnih teilweise aufgesogen, aber die Flur behält ihren ursprünglichen Charakter im allgemeinen länger als das Dors. Die südliche Flurhälste bis zu den „Zschirnwiesen" und dem „Leitberg" zeigt blockartige Aufteilung und auch slawische Flurnamen. Auf der übrigen Flur finden wir zwar noch slawische Flurnamen: Koitsche (Tännigt), Kritschelstück (Fleck, wo nicht viel wächst), Läuse oder Leisehübel (Kügel am Sumpf, vergleiche die „Moorwiesen" daneben!), aber gerade die westliche Flurhälfte zeigt deutlich die Waldhufen, sie verdankt ihr Dasein also deutscher Rodearbeit. Die Bauern hatten neben ihren Kauptstreifen noch ihren Anteil an dem Scheibenbergflurblock. Bezeichnender weise liegt auch Neuhörnih auf dieser jüngeren Nordflurhälfte. Die klein parzellierten Flurteile um Althörnitz zeigen den Besitz der Kätner oder Kalluppner, sie sind teilweise Reste der ehemaligen slawischen Blockeinteilung. Die Orts herrschaft hat aber sich der Altflur bemächtigt und später sogar die 3 west lichsten bäuerlichen Kufenstreifen (beim „Gehege" und hinter der Ziegelei) ihrem Besitz angegliedert (Bauernlegen), später aber, wie es auch in anderen Dörfern zu beobachten ist, der wachsenden Dorfbevölkerung einen Teil parzelliert wieder abtreten müssen. Wie aus den z. T. noch erhaltenen Streifen ersichtlich ist, hat auch das jüngere Rittergut Neuhörnitz seinen Flurbesih aus ehemaligen bäuerlichen Kufen zusammengelegt. Von der ca. 400 da großen Flur bleibt nur ein kleiner altslawischer Flurkern übrig. Der Grundherr, in der Zittau-Ostriher Gegend also der böhmische König bez. der meißnische Bischof, vergab das Land an seine Lehnsleute in söge-