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197 — Zwei Gedichte von Franz Ulrich Apelt?) Sechsstadlballade. Die Schlacht bei Kratzau-Machendorf (siehe Seite 149). Kussitennot! Kussitennot! Laßt Slurm die Glocken dröhnen! Brandwolken hängen ums Morgenrot, Die grüne Lausitz würgt der Tod, Sie rüst nach ihren Söhnen. Von Iserbergen kam Morgenglut, Auswehte Rauch und Schwaden: Keida, ich seh die Kussitenbrut! Nun laszt uns mit dem roten Blut Die grüne Keimak baden! Kei, Sechsstadtmannen zagen nicht, Sind nicht nur Krämergeleile! Kerr Manko spricht: Der ist ein Wicht, Der immer hinter Mauern sicht, Wir ziehn hinaus zum Streite! Fest saßen sie zu Kieb und Stich, Und drauf ging's auf die Waisen. Laut prallte der Kampf, doch keiner wich, Und als der Morgenstern erblich, Noch blitzten die von Eisen. Aus Zittau zog die Schar zum Kampf — Sturmglocken und Körnerrufe — Es stank im Felde nach Rauch und Dampf, Kei, Waffenklirren und Roßgestamps! Glulasche wühlten die Kufe. Kussitennot! Kussitennot! Wie sie die Rollen tauschten! Die Wagenburg umraste Tod, Bis hoch vom Schwertgeblitz umloht Die Sechsstadtbanner rauschten. Kerr Manko an Zittaus Banner stand, Ihm war das Schwert entsunken. Ihm quoll es heiß über Brust und Kand. Von Blut und Sonne war rot das Land — Da sank er todestrunken. Christian Meyer. Eine Zittauer „Ke! Nachbar Seifert! Auf ein Wort! Meint Ihr, die Preußen scheren sich fort?" „Die Preußen? Da kennt Er den Schmettau schlecht! Pah er auf! Das gibt ein Gefecht Keut oder morgen!" „Verflucht, das geht uns ans Kollet, Wer nur einen festen Keller hält'!" „Macht Er sich vor den Unsern Sorgen? Meint Er, sie Kanonieren herein?" „Je, Gott verhüt's, mir fiel's so ein!" Nach dreien Stunden der Tanz begann, In den Ketlern bangten sie, Weib und Mann, Krieg schnob um die Mauern, das Ungeheuer, Mit Donnertritt und spuckte Feuer, Zerrt an den Glocken, die wimmernd schrei'n, Bläst den Qualm in die Gassen hinein. Lohe steht aus. Kin und her Wogt ein brüllendes Flammenmeer ... Auf der Bibliothek in den stillen Gängen Kohe Gerüste zur Decke drängen, Band an Band, unermeßlich schier. Friedlicher Tage Schmuck und Zier, Uralte Weisheit und junger Witz, Aller guten Geister Kort und Sih. Ballade (1757). Kier schaltet, ob heut auch keiner naht, Christian Meyer, der Kandidat, Wohlbestallter Bücheremerwalter. Km und her Treppab, lreppan Schleppt er schwer Der treffliche Mann Eimer viele Aber die Diele: Wasser und Sand, Erde und Mist, Allerhand, Was gegen Brand Dienlich ist. Glutrot weht es vorbei. Sausender Lohe grausiger Schrei. Glocken — Geschütz — Trompeten Brüllen ums Kaus. Brandkugelkometen, Er löscht sie aus. Ziegel rieseln und Balkensplitter, Glut steht über dem Sparrengitter. Meyer! Zum Kenker, was fällt Ihm ein! Laß er die alten Scharteken sein! >) Dr. Apelt, geboren 1882 in Zittau, ist Rechtsanwalt hier.