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194 - Grob, wie die allgemeine Not, war aber auch die Fürsorge in der Keimat für die Kn-eger und ihre Angehörigen. Sie machte sich bemerklich in zahl losen Liebesgaben für die Soldaten sowie in allerhand Sammlungen. Das letzte Goldstück wurde von vielen fürs Vaterland hingegeben. Aus die frei willigen Sammlungen für Keereszwecke folgten schließlich Beschlagnahmungen verschiedenartiger Gegenstände. Sogar Glocken nahm man von manchen Türmen, um Kanonenmaterial zu gewinnen. Jede neue Kriegsanleihe fand auch bei uns in Stadt und Land bereitwillige Zeichner. Viele Frauen und Männer stellten sich freudig in den Dienst der vaterländischen Sache (freiwillige Krankenpflege, „Notes Kreuz" usw.). Ungeheuer waren die Menschenopfer dieses schrecklichen Krieges auch in unserer Keimat. Eine Prüfung der Kriegerdenksteine und Gedenktafeln in Stadt und Land zeigt, wie gewaltig die Verluste dieses Krieges gegenüber denen von 1870 gewesen sind. Die Zahl der gefallenen Zittauer geht ins 2. Tausend. Kaum eine Familie gab es, die nicht durch den Tod eines lieben Verwandten in Betrübnis versetzt worden wäre. Viele Kämpfer starben auch in Lazaretten oder trugen schwere Krankheiten oder den Verlust einzelner Glieder davon. Der für uns unglückliche Ausgang des Krieges machte der alten Re gierungsform ein Ende. Die Revolution vom 9. November 1918 stürzte die Monarchenthrone in Deutschland und schuf die Republik. Diese gab in Weimar am 11. August 1919 dem deutschen Volke eine neue Verfassung. Die Folgen des verlorenen Krieges sind noch ungeheuer fühlbar und werden es auf Jahrzehnte hinaus noch sein. Unsere Pflicht ist, daran mitzu arbeiten, daß sich unser Volk, das schon soviel Schweres überwunden hat, auch aus diesem Elend wieder emporarbeitet, um einst wieder den Platz ein zunehmen, der ihm dank seiner Tüchtigkeit unter den Völkern gebührt. 47. Berühmte Südlausitzer. Zu allen Zeiten hat es in unserer Keimat Männer gegeben, die in Kunst und Wissenschaft oder durch ihre hervorragende öffentliche Tätigkeit sich ausgezeichnet haben i). Ein Strahl ihres Ruhmes fällt auf die Stätte, wo ihre Wiege stand oder wo ihr reichgesegnetes Wirken sich entfaltete. Es ge bührt sich daher, der berühmten ehemaligen Bewohner unserer Südlausih ehrend zu gedenken. Unter den Männern, die sich um die Geschichte der Keimat verdient gemacht haben, seien besonders genannt' Petrus von Zittavia (hervorragender böhmischer Geschichtsschreiber, * in Zittau um 1270, Abt zu Königssaal, Freund Wenzels II.), Johann von Guben (Verfasser der ältesten Chronik von Zittau, war um 1365 Obersiadtschreiber daselbst), Ioh. Benedikt Carpzov (* 1675 in Dresden, hiesiger Bürgermeister, schrieb 1715 das hochwichtige Werk: „Kistorischer Schauplatz der Stadt Zittau": ch 1739), Ernst Friede. Kaupt (1810 Zittauer Bürgermeister), Christ. Ad. Pescheck (hochverdienter heimischer Geschichtsforscher, * 1789 in Jonsdorf, ch als Archidiakonus in Zittau 1859, schrieb: „Kandbuch der Geschichte von Zittau" und andere Werke, wofür ihm 1861 auf dem Oybin ein Denkmal gesetzt ward) und Or. Kermann Knokhe (* 1821 in Kirschfelde, Professor in Dresden, ch 8. Febr. 1903). ') Aus guten Gründen ist davon abgesehen worden, noch zur Zeil in Zittau lebende Personen in obige Zusammenstellung einzureihen.