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Im Frühjahr 1849 sind es abermals Dresdner Vorgänge, die hier wieder neue Gärung erzeugen. Am 4. Mai beschließt der vom Stadtrat Hensel gegründete Vaterlandsverein, den Dresdner Aufständischen Helfer zuzuführen, auch das Land zur Hilfeleistung aufzufordern. Der König soll zur Anerkennung der Veichsversassung aufgefordert werden. Die provisorische Dresdner Regierung verlangt von der Bürgerwehr Teilnahme an der Volkserhebung. Als dies der Kommunalgarde auf der Schießwiese mitgeteilt wird, hört man einzelne Zuschauer hoch! rufen, und ein Teil der Gardisten wird wankend. Allein der Kommandant von Klüchzner erklärt, daß er diese Regierung nicht anerkenne. Abends (5. Mai) schlägt in die erregte Menge (im Brauhause) wie der Funke ins Pulver der Ruf: „Schämt euch, junge Männer von Zittau, eine Braut fordert euch auf: Kämpft auf den Barrikaden!" Darauf erklärt sich ein Teil der Anwesenden sogleich dazu bereit, und eine Sammlung für den geplanten Zug nach Dresden ergibt die Summe von 100 Talern. Schon am nächsten Tage reisen 40 Freischärler ab. Nachmittags erfolgt ein Auszug der freisinnigen Bürgerschaft auf die Schießwiese, und früh am 7. Mai eine Zusammenrottung vor Bürgermeister Iusts Hause auf der Fleischergasse. Man verlangt Sturmläuten, damit die ganze Umgebung sich erhebe. Da dies verweigert wird, kommt es abends im Brauhause erneut zu stürmischen Auftritten. Doch schlägt die Nachricht von der Niederwerfung des Dresdner Aufstandes am Tage darauf alle Hoff nungen auf ein Deutsches Reich mit freiheitlicher Verfassung nieder. Die Er füllung brachte erst die spätere Zeit. 46. Die Kriegsjahre 1866, 1870/71 und 1914-1919. Auch in neuerer Zeit war unsere Gegend wiederholt der Schauplatz kriegerischer Ereignisse, wenn auch nur das Wetterleuchten des fernen Kriegs gewitters hier verspürt ward. Als im Juni 1866 der Kampf zwischen Preußen und seinen Gegnern begann, trat Sachsen wieder, wie 1756, auf Österreichs Seite. Am 17. zeigten sich hier die ersten preußischen Soldaten, mehrere auf Erkundigung ausgesandte Husaren, von denen drei am böhmischen Ansageposten durch Schüsse begrüßt und von ungarischen Husaren bis Luptin verfolgt wurden. Am nächsten Tage früh 4 Uhr sprengten 40 thüringische Ulanen in die Stadt, um den Telegraphen zu zerstören. Nun erschien wiederholt Infanterie, um zu requirieren. Große Mengen von Kriegsbedarf (Flanell, Hafer und Heu, Schlachtvieh usw.) wurden auf 90 Wagen fortgefahren. Auch Geldforderungen wurden mehrfach erhoben (2 mal 6000 Taler). Die Kommunalgarde wurde entlassen und im Marstall entwaffnet. Am 20. sah man österreichische Husaren in Zittau, die nach den Preußen Ausschau halten wollten. Sie gehörten zu den Truppen des Grafen Elam-Gallas. Am 22. rückte der größte Teil des 4. preußischen Armeekorps hier ein. Nun galt es, für die zahlreichen Soldaten Quartiere, Lebensmittel und Spannfuhrwerke zu beschaffen. An 3 Stellen (am Bahnhof, vor dem Marstall und in einer hiesigen Färberei) wurde in großen Kesseln für sie gekocht. Auf der Schießwiese hatte man eine Feldbäckerei errichtet. Außer Zittau hatten damals auch die nahen Dörfer, namentlich die östlichen, wie Sommerau, viel durch Einquartierungen zu leiden. Aus Furcht, zu preußischen Kriegsdiensten gezwungen zu werden, flohen viele junge Männer in das nahe