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Stadl und vertrieben die Wache am Endetor vor der Hospitalbrücke, worauf in der Weber- und Bauhner Gasse heftig gekämpft wurde. Doch zogen sich die Angreifer gegen 3 Uhr wieder zurück. Am nächsten Tage legte der Herzog den Zittauern, weil aus den Fenstern auf seine Truppen geschossen worden sei, eine Kontribution von 6000 Taler auf, die ihm auch nach dem Abzug der Sachsen — so groß war die Furcht vor den Schwarzen — bis in die Gegend von Reichenberg zugesandt wurde. Auch die Orte Olbersdorf, Bertsdorf, Lückendorf u. a. hatten durch Einfälle der Braunschweiger zu leiden. Am 12. August drang eine Schar von 60 Mann in Waltersdorf ein und mißhandelte die Bewohner, die sich der Plünderung widersetzten. Allein diese läuteten Sturm, die Großschönauer kamen zu Hilfe, und es gelang, die Störenfriede zu vertreiben und sogar noch Gefangene zu machen. Der Herzog von Braunschweig, der wie Schill mit seinem Plane einige Jahre zu früh kam, bahnte sich später, als er sein Unternehmen scheitern sah, mit den Besten seiner tapfer« Schar einen Weg nach England. Als im Jahre 1812 Napoleon seine Macht noch weiter nach Osten aus dehnen wollte, mußten auch Bewohner unserer Gegend seinen Fahnen folgen. Auf Rußlands Schneefeldern fand sein Heer aber einen furchtbaren Untergang. Mit den Trümmern seiner geschlagenen Armee kehrten auch viele Sachsen, meist krank und elend, in die Heimat zurück. Der Kaiser aber eilte nach Frank reich, um neue Truppen auszuheben und sie den Russen und den mit diesen verbündeten Preußen entgegenzuführen. In der Gegend von Leipzig fanden die ersten Kämpfe statt. Am 20. und 21. Mai vernahm man den Kanonendonner der Schlacht bei Bautzen, wo Napoleon über seine Gegner den Sieg errang. Für die Bewohner unserer Gegend brachte der neue Krieg wieder neue Leiden. Heimkehrende Sachsen wurden auch nach Zittau gebracht. Am 21. bis 23. Februar trafen sie auf mehr als 100 Wagen ein. Für sie richtete man im Hause des Bürgermeisters Haupt (Neustadt 25) ein Verpflegungs bureau ein. Das Schießhaus und die Fleischerbastei wurden in Lazarette umgewandelt. Auf der Schießwiese waren Baracken erbaut worden. Die Soldaten brachten ein ansteckendes Fieber mit, an dem auch viele Einwohner starben. Vom April an gab es wieder Truppendurchzüge und öftere Ein quartierungen, und die Stadt hatte viel zu liefern. 2m Mai sah man be sonders viele Preußen hier, später auch Russen und nach ihnen Rheinbund truppen und Franzosen. Für das Gefolge des russischen Kaisers, der im April über Görlitz nach Dresden reiste und am 21. April Herrnhut berührte, hatte auch die Südlausitz zahlreiche Pferde zu liefern. Die Bauern wurden mit Zwangsfuhren viel geplagt. Bis von Lützen (den 8. Mai) und später von Bautzen her brachte man auf Hunderten von Wagen preußische Verwundete nach Zittau. In der Industrie- und Freischule sowie in Scheunen der Böh mischen Vorstadt wurden sie untergebracht. Im Gasthof zur Sonne lag der berühmte General Scharnhorst, der im Juni darauf in Prag seinen Wunden erlag. Aus dem Rückzüge der Verbündeten über Hochkirch und Reichenbach gab es noch zahlreiche Gefechte mit den nachfolgenden Franzosen, so bei Burkersdorf und bei Reichenbach. Zahlreiche Dörfer wurden unterwegs ge plündert und verwüstet; aus der Löbauer Gegend kamen Scharen von Flücht lingen nach Zittau. Nach Hirschfelde brachten am 24. Mai Kosaken einen toten Major, um ihn daselbst zu beerdigen. Von Mitte Juni an weilte ein polnisch-französisches Heer, das aus 10000 Mann Infanterie und 7000 Reitern bestand, in unserer Gegend. Die