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185 — 43. Zittau nach der Beschießung. Zittaus schreckliches Schicksal erregte in ganz Deutschland Aufsehen und Mitleid. Friedrich der Große bezeichnete die Handlungsweise der Österreicher als eine nutzlose Grausamkeit. Der Schaden, der den Preußen durch die Be schießung zugefügt worden war, war gering gegen das Elend, worein der größte Teil der Bewohner verseht wurde. Die beiden im öster reichischen Lager weilenden sächsischen Prinzen, die die harten Maßregeln gegen die Stadt gebilligt hakten, weil man glaubte, daß die Bür ger mit den Preußen ein verstanden wären, weinten vor Mitleid, als sie den Irrtum erkannten. Am 14. Oktober 1758 vernahm man hier den Kanonendonner der Schlacht bei Hochkirch. Am 30. Juni 1766 kam der Kaiser Jo seph II., nachdem er dieses Schlachtfeld und andere im Siebenjährigen Kriege be rühmt gewordene Orte be sichtigt hatte, unter dem Namen eines Grafen von Habsburg zu Roß nach Zittau. An den Toren und vor der „Sonne" waren Ehrenwachen aufgestellt und im genannten Hause ein Frühstück für ihn bereit. Dort stand auch der Rat versammelt. Ein feierlicher Empfang war ausdrücklich verbeten worden. DieFenster waren voller Zuschauer, und der Kaiser grüßte freundlich 139. Das Innere der neuen Iohanniskirche in Zittau. sS. Seite 6.) nach allen Seiten hin. Die Bürgergarde präsentierte und rührte das Spiel. Als man aber Miene machte, ihn feierlich anzureden, wandte er sein Pferd und ritt mit den ihn begleitenden Offizieren und Husaren rasch hinweg, um über Grottau in seine Staaten zurückzukehren. Nur sehr langsam erholte sich die eingeschossene Stadt wieder. Von den Brandstellen der Wohnhäuser blieben manche lange unbebaut, andere wurden in Gärten umgewandelt. Ein abermaliger Brand, der letzte große, der Zittau heimgesucht hat, zerstörte im Jahre 1786 in der Gegend der Weber- und Oybiner Straße eine Anzahl solcher Gebäude, die 1757 verschont geblieben waren. Bei dem Werke der Erneuerung der Stadt kamen ihr der immer