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162 - gerührt). Als 1683 Wien abermals belagert wurde, trugen sächsische Truppen unter Johann Georg III. wesentlich zur Befreiung der kaiserlichen Hauptstadt bei. 1686 ward in Zittau aus Anlas; dieser Rettung ein Dankfest gefeiert. Rach diesem Erfolge gelang es den Österreichern, die Feinde noch mehr mals entscheidend zu schlagen und große verlorene Gebiete (u. a. Ungarn und Siebenbürgen) wiederzugewinnen. So erreichte die Türkennot im 18. Jahr hundert nach und nach ihr Ende. 38. Schicksale der Südlausitz im Dreißigjährigen Kriege. Die Südlausitz im Böhmisch-Pfälzischen Kriege (1618—1621). Im 16. und zu Anfang des 17. Iahrh. breitete sich die evangelische Lehre nicht nur im Norden, sondern auch im Süden, in Österreich und Ungarn, immer weiter aus. Zahlreiche Anhänger fand sie auch in Böhmen, wo Huß als Borläufer Luthers gewirkt hatte. Der König Ferdinand jedoch, der Neffe des Kaisers Matthias, suchte die mächtige Bewegung in den habsburgischen Ländern mit Gewalt zu unterdrücken. Als den protestantischen Böhmen die Glaubensfreiheit immermehr beschränkt wurde, stellten sie 1618 die kaiserlichen Räte, denen man die Schuld gab, daß auf die erhobenen Klagen der Kaiser harte Antwort erteilt hatte, im Prager Schlosse zur Rede und warfen zwei von ihnen und den kaiserlichen Schreiber zum Fenster hinaus. Damit begann der schreckliche Dreißigjährige Krieg, der wie alle anderen deutschen Gaue auch unsere Heimat überaus schwer schädigte. Nach Matthias Tode (20. März 1619) setzten die evangelischen Böhmen den streng katholischen Ferdinand als König ab und den Kurfürsten Friedrich von der Pfalz auf den Thron. Von den Aufrührern in Prag wurden die Lausitzer aufgefordert, mit ihnen gemeinsame Sache zu machen. Der Abfall von Ferdinand, dem man 1617 gehuldigt und den damals (am 7. Oktober) auch Zittaus Bürgerschaft als König in ihren Mauern begrüßt hatte, erschien vielen bedenklich, zumal der Pönfall noch warnend in Erinnerung stand; doch stimmte man endlich zu. Die Bürgerschaft versah sich mit Waffen und ward im Zwinger gemustert. Ein Ostritzer Schulmann, der als ein „versuchter" Krieger galt, wurde als „Trillmeister" angenommen. (Er trillte und vexierte die Leute aber so, daß sie ihn bald wieder daoonjagten.) In den Kirchen sprach man Kriegsgebete. Für den „Winterkönig" wurden überall in der Lausitz Söldner geworben. Auch Zittau mußte für ihn Truppen ins Feld stellen. Zur Sicherheit der Stadt ward eine Kommunalgarde eingerichtet. Am 11. März 1620 empfing Zittau den Besuch des Königs. Er kam bei Fackelschein mit einem Gefolge von 239 Personen und 436 Pferden über Görlitz zu Wagen hier an, wurde am Frauenendetor (in der Gegend der Bahnbrücke) vom Rat festlich empfangen und von der Bürgerschaft, die er durch seine Leutseligkeit äußerst entzückte, glänzend bewirtet. Man benutzte die Gelegenheit, ihm eine Streitigkeit betreffs des Landbrauens oorzutragen. Er hatte freilich ganz andere Sorgen, da er hier erfuhr, daß ein kaiserliches Geigenklang junge Leute an. Bisweilen preßten sie aus rohe Weise, durch List oder Gewalt, solche zu Soldaten, überfielen wohl auch nachts junge Burschen und lieferten sie ans Militär ab. Die Behörden mußten dabei mit Rat an die Hand gehen und benutzten öfters die Gelegenheit, den Ort liederlicher und zanksüchtiger Leute zu entledigen.