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dors und Seifersdorf arg geplündert und in Brand gesteckt. Da wappneten sich die Bürger von Zittau und zogen dem Feinde entgegen. In drei Keer- haufen geteilt, lagerten sie sich am Breitenberge im Gehölz. Als nun die Plünderer mit ihrer Beute nahten, um auf der Straße, die damals südlich an ihm vorbeiführte, heimzukehren, schickten sie einen Kundschafter aus, der von der Köhe des Berges aus nach der Stadt und den heranziehenden Bürgern Ausschau halten sollte. Diesen Kundschafter aber fingen die im Walde lagernden Zittauer und stellten dann selbst einen Mann auf die Spitze des Berges, der den Feinden das Zeichen gab, daß alles sicher sei. Daraufhin setzten diese beruhigt und ohne Ahnung der drohenden Gefahr ihren Marsch fort, bis plötzlich die Zittauer aus dem Waldesdickicht hervorbrachen und so gewaltig aus die Überraschten losschlugen, daß über 150 Kussiten getötet wurden. 2m Jahre 1468 rüstete man sich in Schlesien und der Lausitz zu einer gemeinsamen großen Kriegstat. Bei Zittau sammelte sich das Keer; es bestand aus Sechsstädtern, Niederlausihern, böhmischen Adligen und Truppen des Kerzogs von Freistadt und zählte 7000 Mann Fußvolk, 1000 Reiter, eine schöne Wagenburg und 600 Kreuzsöldner. Don Kartau aus brach dieses Kriegsoolk verwüstend in Böhmen ein. Es zog vor Turnau, das verbrannt und dessen Umgebung verwüstet wurde. Dann aber mußten sich die Ober lausitzer und Schlesier vor den anrückenden Ketzern wieder zurückziehen. — In eine große Gefahr geriet Zittau 1469. Seine Bürger und Söldner waren gegen Ian von Wartenberg vor Tollenstein gezogen, das sie belagerten und mit der Tetschner Büchse, einem großen Geschütz, beschossen, als ein großer Kussilenschwarm vor der Stadt erschien und sie umzingelte. Zum Glück war noch kein Angriff unternommen worden, als die schleunigst in Kenntnis gesetzten Bürger zum Schutze der bedrohten Mauern herbeieilten. In der Gegend der Neumühle und Queckwiese entspann sich ein heftiger Kampf, wobei 60 Zittauer getötet und mehrere hundert gefangen wurden. Die Feinde zogen endlich über Kirschfelde, Ostritz und Seidenberg, wo sie überall die Käufer in Asche legten und die Bewohner erschlugen oder mit sortschleppten, in die Gegend von Lauban. Nach solchen Nöten erwarteten unsere Vorfahren gar sehnlich den Frieden i), denn „sie vermochten nicht mehr zu streiten'". Ihr Wunsch ging bald darauf in Erfüllung: denn auch den Kussiten gebrach es schließlich an Kraft, den Krieg fortzusehen. Neue Nahrung fand die evangelische Bewegung später durch Martin Luther. 35. Die Einführung der Reformation in Zittau. Noch im Kussitenkriege hatten sich Zittaus Bewohner streng katholisch erwiesen. Dennoch war es eine der ersten Städte der Oberlausitz, in deren Mauern Luthers Lehre Eingang fand. 2s Das letzte katholische Fest hier war 1518 die Anwesenheit des Bischofs von Nicopolis, der als Vertreter des >) Noch 1475 soll Kirschfelde von hussitischen Adligen geplündert worden sein, wobei die zur Kilfe herbeieilenden Zittauer eine Niederlage erlitten. Ja noch 1489 sollen hussitische Räuber plündernd in die Oberlausttz eingesallen sein. 2) Viele Oberlausitzer Jünglinge studierten damals in Wittenberg und verbreiteten dann in ihrer Keimat die reformatorischen Ideen. In Wittenberg erhielten die protestan tischen Geistlichen ihre Ordination. Die Beziehungen, die der hiesige Rat mit den Resormatoren unterhielt, hatten das Gute, daß hervorragende Männer wie Nesen und Dornspach (s. Kap. 47) nach Zittau empfohlen wurden.