Volltext Seite (XML)
einzudringen. Und nun geschah ein furchtbares Gemetzel auf den Straßen, in den Läufern und selbst in der Kirche, wohin sich viele geflüchtet hatten. Den Pfarrer band man an 4 Pferde und riß ihn in Stücke. Allein die Zahl der erschlagenen Männer in der unglücklichen Stadt, die ausgeraubt und nieder gebrannt wurde, wird auf etwa 1000 angegeben. Die Not der Zeit erforderte es, auch die bäuerliche Bevölkerung militärisch zu organisieren. In jedem Dorfe sollten sich Anführer und bewaffnete Mannschaften bereit halten. So werden z. B. in Ullersdorf 19, in Trattlau 9, in Wanscha 15, in Nikrisch 12 Mann und je 1 Hauptmann und ein Wagen, in Olbersdorf 60 Mann, 4 Hauptleute und 4 Wagen angegeben. Nicht lange nach dem mißglückten Unternehmen der Hussiten auf unsere Stadt kamen sie wieder in bedrohliche Nähe. Im August 1427 fielen sie in Kratzau ein. 1428 hausten sie in Schlesien und gefährdeten die Handelsstraße nach Polen, die für die wirtschaftliche Existenz der Sechsstädte höchst wichtig war. Am Schluß des Jahres 1428 mußte das Haus Falkenberg an seinen Besitzer zurückgegeben werden, das bald darauf der Hussit Ian Koluch erwarb. Von diesem wurden die Zittauer, trotzdem sie ihm um Friedens willen 100 Schock gaben, „hartlich gebrannt, gemordet und beschädigt". Noch im Februar 1437 saß er dort. Doch rückten bald darauf die Oberlausiher aus und brachen das Schloß bis auf wenige Reste ab. Der Befehlshaber zu Roymunt be fehdete um diese Zeit die Stadt Görlitz wegen rückständigen Soldes, bis im Sommer 1429 die Zahlung erfolgte. Die Burg ward dann einem andern übergeben. Im Jahre 1428 wurde in den deutschen Landen eine „Kehersteuer" ausgeschrieben, die an den Meißner Erzbischof abgeliefert werden sollte. Zittau hat diese Steuer zwar eingesammelt, aber, wie es scheint, trotz aller Mahnungen und Drohungen gleich Görlitz und Lauban zurückbehalten. Im November 1428 erfolgte ein Einfall der Hussiten ins Krahauer und friedländische Gebiet. Dann ging der Zug über Ostritz und Bernstadt vor Löbau. Friedland und Oslritz wurden eingeäschert. Da ein Sturm auf die Sechsstadt mißlang, rückten die Unholde über Hirschfelde nach Grottau. Bei Löbau aber sammelte der Landvogt Budissiner und Görliher Mannschaften gegen sie; in Zittau läutete man die Sturmglocken, worauf alle nur irgend tauglichen wehrhaften Bewohner der Stadt sich dem Zuge anschlossen. Nun ging man gegen die Feinde vor. Allen voraus stürmten der Zittauer Haupt mann Manko von Monchaw und Leuther von Gersdorf und machten die Feinde flüchtig. Zwar wurden die Angreifer zurückgeworfen, wobei beide Führer den Heldentod starben, aber bald warf man die Gegner von neuem und drängte sie bis Kratzau und Machendorf zurück. Viele wurden in die Neiße gejagt, andere in Scheunen getrieben und darin zur Vergeltung ihrer früheren Untaten dem Flammentode preisgegeben. Die Hussiten verloren an 500 Tote und ebensoviel Gefangene. Dazu ließen sie an 120 Wagen in den Händen der Verfolger. Groß war in allen deutschen Landen die Freude über diesen Sieg, groß aber auch auf der Gegenseite die Wut und Erbitterung. Es kamen Gerüchte aus Böhmen, daß die Waisen i) die Niederlage rächen würden. Man schickte h Eine linksstehende Partei der Hussiten, die sich nach Ziskas Tode als verwaist betrachtete. Sie hatte sich von den Taboriten abgezweigt, die sich nach dem befestigten Berge Tabor nannten.