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Erzbistums, Johann, Bischof von OImühi) — waren nach Zittau geflohen und übten hier die geistliche Verwaltung Böhmens aus. Darum widmete man der Befestigung dieser Stadt besondere Aufmerksamkeit. Sie wurde mit Geschützen wohl versehen und die Zahl ihrer Verteidiger beständig durch sechsstädtische — namentlich Görlitzer — Kilfsmannschaften verstärkt. Im Februar des Jahres 1424 zog Bozko, der Oheim des späteren Königs Podiebrad, mit 8000 Mann zu Fuß und 700 Reitern über den Gabler Patz. Keinz von Dohna hatte seinen Leuten bei Petersdorf Kerings- wagen weggenommen, dafür wollte der Kussit den Grafensteiner und das mit ihm befreundete Zittau züchtigen. Dieses sandte den Feinden, um ihnen den libergang über das Gebirge zu wehren, aus jedem Kaufe einen Mann ent gegen und legte eine schwache Besatzung in das Schloß Karlsfriede. Die Zittauer Mannschaften erlitten jedoch eine blutige Niederlage, viele wurden erschlagen und 56 gefangen. Auch der Befehlshaber der Burg ergab sich nebst 11 Leuten auf die Versicherung hin, daß ihr Leben geschont werden sollte. Allein wie hielt Bozko dieses Versprechen? 15 oder 16 Besiegten ließ er die Nase und die Daumen abschneiden, die übrigen wurden verbrannt. Karlsfriede ward ausgebrannt. Die Kussiten wandten sich hierauf über Olbersdorf und Grottau nach Kartau, welche Orte sie durch Raub und Brand heimsuchten. Nach 3 Tagen rückten sie dann wieder ab, ohne einen Angriff auf das befestigte Zittau gewagt zu haben. Karlsfriede wurde noch im selben Jahr wieder aufgebaut und — wie das Kaus auf dem Falkenberge, das man mietete, als es Kussiken zu kaufen gedachten — dauernd mit starker Lausitzer Mannschaft beseht. Der Burggraf von Dohna aus Grafenstein erlaubte den Städtern auch die Besetzung seines Schlosses Roymunt.2) Im Jahre 1426 drang der Kussitenführer Prokop der Kahle in Nord böhmen siegreich vor. Vor allem hatte er es aus Aussig abgesehen, das im Besitz des sächsischen Kurfürsten den Elbpaß sperrte und seine Bewegungen hinderte. Schon hatte er die westlich gelegenen Städte Dux, Teplitz und Graupen erobert; um auch im Osten gedeckt zu sein, wollte er das wichtige Leipa gewinnen. Dies aber suchten die Sechsstädte zu verhindern. Denn war erst dieser Stützpunkt, der die Straßen nach der Oberlausih beherrschte, den Ketzern anheimgefallen, so konnte man täglich eines Vordringens ins heimische Gebiet gewärtig sein. Man beriet in Löbau und Görlitz über die Kilfeleistung nach Leipa; um aber auch die eigenen gefährdeten Grenzen sichern zu können, hatte man viel Mannschaft nötig, weshalb man in Schweidnitz, Zauer und andern Städten Kilfstruppen erbat. Im Eulholz bei Großhenners dorf sowie in Schlegel und Drausendorf sammelten sich Oberlausiher Kämpfer, und endlich schickte man nach Leipa eine Kilfsmannschaft, die aber nicht ver hindern konnte, daß die Stadt am 19. Mai erobert ward. Bald daraus erlitten die deutschen Keere bei Aussig eine furchtbare Niederlage, wobei auch viele Lausitzer erschlagen oder gefangen wurden. >) Der Prager Erzbischof Konrad, der noch 1420 Sigismund im Veitsdom zum König gekrönt hatte, war auf die Seite der Kussiten getreten. Zittau soll bis 1437 Sih des erzbischöflichen Stuhles gewesen sein. 2) Von roi und mont — Königsberg (j). Die Reste des Schlosses, das später zerfallen ift, findet man bei der „Freudenhohe". IO» 126. Morgenstern aus den Hussitenkriegen (Zittauer Stadtmuseum).