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144 - Zittauern das Schloß einnehmen wollte, zeigte sich des Wartenbergers Heim tücke. Denn es war mit feindlichen Kriegern voll gefüllt, die die Angreifer gar übel empfingen. Von den Zittauern wurden 8 erschlagen und 26 gefangen, von denen sich drei mit 300 Schock lösen sollten. (Gewonnen wurde Grafen stein erst 1448, als sich seine Besitzer abermals als Ruhestörer erwiesen hatten.) Doch die Zittauer rächten sich. Sie lauerten dem Verräter auf, fingen ihn und ließen ihn (auf einer Kuhhaut) schleifen und vierteilen. Diese Tat hatte indessen eine 10jährige Fehde mit Ralskos Verwandten zur Folge, durch die Zittau sehr geschädigt ward. Als Rächer des Getöteten trat besonders Siegmund von Tetschen aus. Er plünderte bald darauf Herwigsdorf, und als die Zittauer ihm nachsetzten, fing und tötete er ihrer viele in Warnsdorf. Nicht lange nachher brannte er in der Zittauer Webervorstadt einen Kof mit der Scheune nieder. Ein ander mal überfiel er in einem Hohlwege hinter Rosental Zittauer Kaufleute, erschlug 3 der Ihrigen, verwundete andere „hartlich" und führte nebst 33 Gefangenen ihr Gut auf 6 Wagen mit fort. Mit Keuschberg auf Grafenstein (s. Kap. 34) und andern Helfershelfern unternahm er im Dezember 1433 „auf 100 Pferden einen Ritt" in die Gegend von Reichenbach, um dort an der Straße zu lagern, sowie um Vieh zusammenzutreiben. Allein die Görliher fielen über die Stegreif ritter her, nahmen ihnen ihren Raub wieder ab und verfolgten sie. Zwischen Hirschfelde und Zittau machten die Fliehenden plötzlich kehrt und stellten sich den Angreifern entgegen. Doch diese gewannen das Treffen und brachten viele der Wegelagerer in ihre Stadt, die zumeist dem Henker verfielen. Siegmund soll mit seinem Anhang so stark gewesen sein, daß er 900 Mann ausschicken konnte. Er setzte seine Raubzüge — namentlich in die Görlitzer Gegend — noch jahrelang fort. Da er durch seine ausgedehnten Ritte auch Kursachsen beunruhigte, schloß dieses mit dem Oberlausitzer Landvogt und mit Bautzen, Kamenz und Löbau ein Bündnis gegen ihn und andere Land- placker (4. Juni 1436). 1439 ereilte endlich den Wartenberger die Vergeltung. Er fiel in die Hände eines Feindes (Meinhard von Neuhaus), der ihn wegen Verrats gegen die Hussiten in einem Turme verhungern ließ. Siegmunds Sohn Heinrich aber setzte die Raubzüge in die Lausitz fort. Da beschlossen im Jahre 1440 die Sechsstädter gegen ihn und seine Helfer einen großen Kriegszug. 9000 Mann zu Fuß und zu Roß rückten, mit Geschützen wohl versehen, aus und gedachten besonders mit Hilfe einer großen Görliher Kanone die feindlichen Burgen erfolgreich zu bekämpfen. Zuerst wurde das Felsennest Birkstein erobert, dessen Teiche man „zunichte" machte. Dann gewann man mit großer Beute die Burg Drum auf dem Ronberge und verbrannte die Stadt Kamnitz. Das Haus Dewin am Hammersee bekam man nicht, doch wurden die Getreidefluren daselbst verwüstet. Endlich siel das Schloß Tetschen und wurde (wie auch im selben Jahr Trosky bei Turnau) zum Teil zerstört. Vom Jahre 1443 wird eine fast unglaubliche Geschichte berichtet. „Die von Kamnitz" (wo die Sechsstädter so übel gehaust hatten) kamen mit anderen böhmischen Herren vor die Stadt, um hier „unbeschadet ihrer Ehre" Vieh zu stehlen. Da es nicht mehr auf der Weide war, verschafften sie sich unter einem harmlosen Vorwande Einlaß in die Stadt und raubten 20 Kühe und 10 Pferde, die sie rasch hinwegführten. Als sich die Zittauer von ihrem Er staunen über diese Dreistigkeit erholt hatten, waren die Räuber schon auf und davon. Wan setzte ihnen nach, ereilte sie aber erst bei Gabel. Da gab es