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Noch heute staunt man über die Festigkeit des Mauerrestes und den 43 m tiefen Brunnen, der den Bewohnern stets ausreichend Wasser lieferte. Man schoß damals noch mit Pfeilen i), und die Mauern mußten auf Leitern erstiegen werden. Einer Überlieferung zufolge soll ein tapferer Verteidiger lange Wider stand geleistet haben, bis ein guter Schütze in dem Augenblick, wo jener am Fenster den Koller anlegte, ihn in den Kals schoß. Der vereinigten Macht der Angreifer konnte die Burg nicht standhalten. Sie wurde erobert und zerstört. (Aus Steinen des Mauerrestes hat man 1794 das Rohnauer Forst haus gebaut.) 1417 befehdete Keinrich Renker, ein Zittauer Bürger, der das Schloß Tschocha am Queih gekauft hatte, wegen einer Schuldforderung den Besitzer der Burg Kohnskein bei Stolpen. Zahlreiche Adlige, die sich an dem Zuge beteiligten, verübten unterwegs manche Gewalttaten. Sie zogen das Vieh aus den Ställen, spannten von Wagen die Pferde aus, plünderten den Kos zu Gersdorf und auch Ruppersdorfer Bauernhöfe und trieben in Menge Vieh fort. Da zogen der Landoogt und die Sechsstädter gegen sie und nahmen bei Blumberg viele fest, die zumeist gehängt oder geköpft wurden. In Zittau wurden von 41 Gefangenen 18 hingerichtet. Die Bürger hatten in jenen Zeiten gar nicht selten das Schauspiel, die Köpfe adliger Kerren auf dem Markte fallen zu sehen. Im Jahre 1425 hatte sich Johann Berka von der Duba auf Tollen stein mit unsrer Stadt aus unbekannten Gründen verfeindet. Im April trieb er in der Gegend von Mariental Vieh zusammen. Als er dann über Kerwigsdorf nach Böhmen zurückzukehren gedachte, erfuhr er, daß die Zittauer gegen ihn ausgerückt seien und im Gebüsch sich gelagert hätten. Da befahl er seinen Reitern, nach Spitzcunnersdorf zu eilen und dort einige Käufer in Brand zu stecken. Das Vieh aber ließ er über Oderwitz nach Rumburg treiben. Sobald das Feuer sichtbar ward, verließen die Zittauer ihren Kinterhalt, und es kam zum Kampf mit den Brandstiftern. Als nun Berka mit dem Fuß volk die Städter im Rücken angriff, kamen diese in Unordnung, und ihr Kauptmann Niklas von Ponikau wurde mit vielen seiner Leute gefangen. Man brachte ihn nach Tollenstein. Doch ward er nach Verhandlung mit den Sechsstädten im Mai „seines Gefängnisses wieder ledig." Glücklicher für unsere Stadt war der Ausgang einer andern Fehde (im Aug. 1426). Ian, der Sohn Peters von Wartenberg auf Dewin, hatte sich „mit 400 Pferden gesammelt", um ins Gebiet der Zittauer einen Ritt zu tun. Er zürnte ihnen, weil der Rat für einen jüdischen Gläubiger ihm gehöriges Tuch gepfändet hatte, und raubte ihnen dafür Kühe, Schafe und Pferde. „Da folgten unsre Leute ihm nach und liefen durchs Spitalholz und kamen mit ihm zu schicken (Kämpfen) in den Kohlwegen. Die Unsrigen machten die Feinde flüchtig und erschlugen viele, nahmen ihnen das Vieh ab und taten ihnen solchen Schaden, daß sich Kerr Ian nimmer davon erholen konnte." Von den Zittauern waren 12 gefallen. 1433 erbot sich Ralsko, der Sohn Ians auf Wartenberg und Roll, dem Landvogt Thimo von Koldih um 400 Schock den Grafenstein „einzu antworten", der lange Zeit ein berüchtigtes Raubnesk gewesen war (s. Kap. 34). Der Vorschlag ward bereitwillig angenommen. Als jedoch Thimo mit den ') Aus einer großen (Zittauer) Büchse schoß man in der Lausitz zum erstenmal, als die Sechsstädter 1408 vergebens das Schloß Drebkau bei Kottbus belagerten ().).