Volltext Seite (XML)
141 33. Die Gründung des Sechsstädtebundes. Mit den adligen Gutsherren der näheren und weiteren Umgegend lebten Zittaus Bürger lange Zeit im besten Einvernehmen. Im 14. Jahrhundert und später ward jedoch diese Eintracht manchmal arg gestört. Besihstreitigkeiten und andere Ursachen gaben Anlaß zu blutigen Fehden. Dann suchten beide Teile einander nach Möglichkeit Schaden zuzufügen. Die Ritter mit ihren Knappen drangen plündernd in die unbeschühten Vorstädte, oder sie lauerten beutegierig im waldigen Versteck auf die Tuch- und Leinenfuhren der Zittauer Kaufleute, deren Waren nach Prag, nach Schwaben und dem Elsaß und in andere ferne Gegenden versandt wurden. Gar oft aber wurde ihnen auch das begangene Unrecht gebührendermaßen heimgezahlt. So zogen einst (1312) Leute eines Wartenberger Ritters in feindlicher Absicht gegen die leipischen Kerren von Zittau übers Gebirge und zündeten in Kerwigsdorf Käufer an. Allein die Zittauer unter Führung Keinrichs des „Eisernen" i) von Leipa setzten den Räubern nach und nahmen ihrer 20 im Oybiner Tal gefangen. Die Bürger unserer Stadt standen damals im Rufe besonderer Tapferkeit. Als 1343 meißnische Plünderer in großer Menge (225 Mann) an der Leipaer Straße bei Oberolbersdorf Gewandwagen überfallen und Geleitsleute vom Mühlstein bei Zwickau getötet hatten, genügte eine Viertels so starke Anzahl von Zittauern, um sie zu vertreiben und bis Neu stadt bei Stolpen zu verfolgen. Nach einem abermaligen Raubzuge, den die Meißner 1347 in die Gegend von Leutersdorf und Cunnersdorf unternommen hatten, wurde ihnen bei Rumburg so heimgeleuchtet, daß sie darauf das Wiederkommen vergaßen. Die meisten Straßenplacker, unter denen auch viele Bürgerliche waren, saßen in Böhmen. Die Zitlauer suchten sich dadurch Ruhe zu verschaffen, daß sie gegen ihre Käufer vorgingen. Es gelang ihnen auch, einzelne Burgen, wie 1337 den Tollenstein, zu erobern, 1339 Schönbuch bei Schönlinde zu zer stören. Vielfach aber war die einzelne Stadt machtlos gegen ihre Schädiger. Darum schlossen sich im 14. Jahrhundert bisweilen Städte zu gemeinsamem Wirken zusammen. So vereinigten sich schon 1339 (auf 12 Jahre) Bautzen, Löbau und Kamenz mit Breslau und anderen schlesischen Städten 2) zu einem Achtbündnis des Inhalts, daß die „Ächter" jeder einzelnen Stadt die des ganzen Bundes sein sollten, und wer einen hauste oder hoste, selber der Acht verfallen sei. 1369 schloß sich auch Zittau einem solchen größeren Bunde an, der aber wohl wegen zu großer Entfernungen der einzelnen Orte voneinander nicht Erfolg und Dauer hatte. Weitaus wichtiger war eine Vereinigung mit Nachbarstädten, deren Kilfe man im Notfälle rasch anrufen und erwarten konnte. Im Jahre 1346 schlossen in Löbaus Bautzen, Görlitz, Zittau, Lauban, Kamenz und Löbau den Sechsstädtebund ^). Karl IV. aber gab den Städten die Vollmacht, ihre Feinde im Namen des Königs zu ächten und die schäd lichen Burgen zu brechen. Er setzte die Bürger zu Richtern und Nrteilsvoll- streckern über den Adel. Zwar sollten nur schädliche Köse und deren Besitzer tz Er war der Sohn Keinrichs, dem Zittau damals gehörte. 9 Es galt die wichtige Straße nach Schlesien von Räubern frei zu halten. 9 Erste urkundliche Erwähnung Löbaus 1221. 9 1398 schlossen die Sechsstädte auch ein Bündnis auf 5 Jahre mit Dresden, Meißen, Ortrand und Großenhain.