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139 anstatt. 1582 bildete sich eine Begräbnisgesellschaft, die sich bis in die neueste Zeit alljährlich zum „Totenbier" versammelte. Ferner verdienen Erwähnung die Stiftungen und Vermächtnisse für Schüler und Studierende und andere Unterstützungsbedürftige. Gehen somit die Anfänge der Wohlfahrtspflege bereits in alte Zeiten zurück, so war es der Neuzeit vorbehalten, sie noch mehr zu regeln und weiter auszubilden. Zu dem, was Reich und Staat in dieser Hinsicht leisten (Fürsorge für alte, invalide, kranke oder durch Unfall geschädigte Arbeiter, für Arbeitslose, für Blinde, Schwindsüchtige und Geisteskranke, für die Jugend, für verwahrloste Kinder usw.), gesellen sich vielfache Hilfeleistungen aus kirchlichen Mitteln (Innere Mission) sowie aus solchen, die von Vereinen und von der Stadt zur Verfügung gestellt werden. Hiesige Unterstützungs vereine sind die Gesellschaft 8 Schnitt Z: (gegründet 1877), der Kreuzbruder verein, die Loge Friedrich August zu den 3 Zirkeln, der Verein der Kinder bewahranstalten, der Frauenverein und der Albertzweigverein. Ganz besonders hat aber auch die Stadtverwaltung die Wohlfahrtspflege im Auge. Es sei nur erinnert an die Amtsvormundschaft, die beiden hiesigen Kinderheime, das Knabenerziehungsheim, das Bethlehemstift in Eichgraben, an die Tätigkeit des Schularztes, die Schulzahnpflege, die Krüppelfürsorge, an die hiesigen Alters heime (Hospital, Klosterversorghaus und Albertslift), an die Fürsorge für Kranke, für Kriegsbeschädigte und andere Notleidende, was aber alles zusammen noch nicht die Tätigkeit des kiesigen Wohlfahrtsamtes erschöpft. 32. Das ehemalige Zittauer Brauwesen. Im Jahre 1846 wurde von der Mehrzahl der brauberechtigten Bürger die hiesige Sozietätsbrauerei gegründet. Seit alter Zeit haftete auf mehr als 100 Häusern i) das Recht, daß ihre Besitzer der Reihe nach ein bestimmtes Masi von Bier brauen und ausschenken durften. Meh rere „Bierbürger" besaßen eine Braupfanne zusammen, viele hatten ihr eigenes Malzhaus. Wenn in einem Bier hof Bier zum Trinken fertig war, wurde diese erfreuliche Tatsache den Zechern durch ein Zeichen kund getan. Als solches diente ursprünglich ein an einer Stange zum Fenster hinausgesteckker bemaltes doppelarmiges „Reihenschankzeichen". Das Zittauer Bier war von jeher sehr berühmt. Es ward bis nach Halle, Prag, Breslau, Wien und in andere entfernte Städte ver sandt. Das Brauwesen gab bisweilen den Anlaß, daß die Bürger mit Nachbar orten in Streit gerieten. Die Bewohner der Umgegend sollten nurZittauerBier trin ken. Als 1530 der Eibauer Strohwisch oder Kranz, >25. R-ihenich-miizeich-n. Richter ein Faß Laubaner später ein geschnitztes und Bier gekauft hatte, zogen bewaffnete Bürger hin und zerschlugen ihm das Faß. Als am 3. Okt. 1628 ein Herr von Tschirnhaus auf Grafenstein als Exulant nach Zittau kam und sich 6 Faß Bier mitbrachte, schoß man Löcher hinein, daß das Bier auslief. ') Seit 1639 gatten 108 Grundstücke als „Bierhöfe".