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138 - werk, 3 Kaupt- und 2 Nebengebäude). 1813 steckten Kosaken die Brücke bei Mariental in Brand, wobei 6 Käufer in Altstadt und Klosterfreiheit zer stört wurden. 1771 erschlug der Blitz die läutende Magd des Schulmeisters aus dem Kirchturm in Oberseifersdorf, 3 Jahre darauf am nämlichen Tage (22. Juni) den läutenden Lehrer. 1877 brannte die Kochwaldrestauration ab. Infolge von Unvorsichtigkeit sind auch bisweilen größere Waldbestände durch Feuer vernichtet worden, so z. B. 1611 im Kartauer Forst, 1719 am Töpfer, 1794 am Straßberge, 1864 bei Beutnitz und 1880 bei Dornhenners- dorf. In den Jahren 1906 und 1920 wurden die Forsten der Umgegend durch das massenhafte Auftreten von Nonnenraupen überaus schwer geschädigt. Auch von verheerenden Stürmen, die in unfern Wäldern Tausende von Bäumen zerbrachen (1693 und besonders 1833), Türme herabwarfen (1612 am 20. Dezbr. den der Kreuzkirche sowie der Kirchen in Kleinschönau und Kerwigsdorf, 1625 am 20. Febr. den Leubaer Kirchturm) und zahllose Dächer beschädigten (1868), erzählen alte Nachrichten. Ungeheure Schneestürme be wirkten bisweilen große Stockungen im Bahn- und Postverkehr. In dem schneereichen Winter von 1851 fanden in der sächsischen Oberlausih 31 Menschen im Freien den Tod. Im 16. Jahrhundert und später (z. B. 1696 einmal drei Stunden lang, ferner 1710, 10. Mai: 1735, 3. Juni) zogen mehrfach Schwärme von Keuschrecken über unsere Gegend und verheerten die Felder. Mißernten führten zu Teuerungen und Kungersnot, z. B. in den Jahren 1616, 1720, 1770, 1772 und 1790. Im Jahre 1616 holte man Getreide auf Schubkarren bis aus Mähren, weil die Fuhrleute nicht genug herbeischaffen konnten. Als 1720 infolge einer langen Dürre der Flachs gänzlich mißraten war, ward die Not so groß, daß viele nur mit Kleienbrot ihren Kunger stillen konnten. Sogar das Fleisch von gefallenem Vieh wurde gegessen. Nach 1770 stieg der Preis für einen Scheffel Korn bis auf 10 Taler. Viele Menschen starben damals vor Kunger. Glücklicherweise ward von da an der Kartoffelanbau in unserer Keimat immer allgemeiner, so daß in späteren schlechten Geireidejahren dieses „Brot der Armen" die mangelnde Kornfrucht ersehen konnte. Zur Linderung der allgemeinen Nöte geschah bereits im Mittelalter mancherlei. Dahin gehören u. a. die Stiftung von Seelbädern i), die Gründung des Kospitals, des Siechenhauses zum Keiligen Geist (s. Seite 90) und anderer Krankenanstalten2) sowie Schenkungen an sie. Man baute auch Käufer für Pestkranke3) und andere mit ansteckenden Leiden Behaftete („Fernsieche"). Ilm 1525 wurde von Keidenreich für redliche Arme der Gotteskasten eingerichtet. Von ihm gelangte man über die Einrichtung des Klingelbeutels (1560), der Armenbüchse (1616) und der Legate um 1700 zu einer ordentlichen Armen kasse. Da in Zeiten der Kriegsnot und Teuerung ganz außerordentliche Maßnahmen erforderlich waren, wurde 1805 im Kloster eine Suppenanstalt eingerichtet. 1823 wurde endlich vom Bürgermeister Kaupt eine geregelte Armenpflege geschaffen. Ilm 1700 erfolgte hier die Gründung einer Waisen ¬ ff Seelbäder waren Freibäder für Arme, durch deren Stiftungen man der eigenen Seele eine Stufe in den Kimmel zu bauen hoffte. ff Ein Krankenhaus stand unweit der Gabler Landstraße. ff Ein Pesthaus (die „Weiße Kenne" auf der Queckwiesch hieß das „Orgelhaus", angeblich deshalb, weil die Pestleichen vom Wärter in einfachster, roher Weise aus Rad karren zum Begräbnisplah „fortgeorgelt" wurden. Eine Pesthütte im Schülerbusch brannte 1680 ab. Auch in der Gegend von Eichgraben waren Pesthütten.