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134 - altertümliche Böhmische Tor, das zum Pfingslschietzen mit grünen Maien ge schmückt wurde. Besonders festlich gestalteten sich auch die Schühenmahle, bei denen „außerordentlich" gegessen und aus zinnernen Krimpen „auf das Wohl des Landesherrn, des hochweisen Rates und der wohllöblichen Schühengesell- schaft" viel Bier vertilgt wurde. Beim Pfingstschietzen 1836 zeigte sich diese zum erstenmal in Uniform. Zur Fastnachtszeit ergötzte man sich ehemals gern an tollen, öffentlichen Scherzen. So stellte man einst (1505) auf dem Markte den Kampf zwischen Fleisch und Fastenspeise bildlich dar, indem eine Bratwurst und ein Kering, zwei entsprechend gekleidete Personen, mit einander ringen mutzten. Die Brat wurst ward besiegt und unter dem Beifallsgeschrei der Menge in einen mit Wasser gefüllten Röhrkasien geworfen. Ein andermal belustigte man sich da mit, ein auf dem Markt errichtetes Bretterhaus einzuwerfen. Ilm die Osterzeit oder zu Weihnachten wurde in der Kirche (auch in manchen Dörfern) bisweilen die Leidens- oder Geburtsgeschichte Jesu zur Darstellung gebracht; am Palmsonntage führte man hölzerne „Palmesel" um die Fluren und durch die Stratzen. Biblische Stücke, z. B. die Geschichten von Joseph, Daniel u. a., wurden auch mitunter autzerhalb der Kirche in irgend einem grötzeren Saale von hiesigen Bürgern aufgeführt. Vom Ende des 16. bis ans Ende des 18. Jahrhunderts waren es vor nehmlich die Schüler des Gymnasiums, die der Stadt theatralische Darstellungen boten. Die Rektoren, die sogenannte „Schulkomödien" spielen lietzen, bezweckten damit zugleich, ihre Schüler im Gebrauche der deutschen und lateinischen Sprache zu fördern. Stätten solcher Aufführungen waren der Saal des alten Rathauses, der Gewandhaussaal und endlich im 18. Jahrhundert der Saal unterhalb der Stadtbibliothek. Archer dem Schultheater gab es von der Mitte des 17. Jahrhunderts an auch bereits Darstellungen wandernder „Komödianten" i) ') 1693 wird ein Seiltänzer erwähnt, der auf einem Seil vom Iohannisturm herabstieg.