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131 29. Das Verkehrswesen in früherer Zeit. In alten Zeiten war es gar umständlich, nach einem entfernten Orte zu gelangen. Unfern Vorfahren galt eine Reise nach Dresden oder Teplih schon als ein außerordentliches Ereignis, das umfassende Vorbereitungen erheischte. Wenn Kaufleute die Leipziger Messe besuchen wollten, so kam es wohl vor, daß sie vorher ihr Testament machten, weil ihnen der weite Weg große Sorge verursachte. Wer aus fremden Ländern heimkehrte, wurde wie ein Wunder angestaunt. Und doch zogen schon in alter Zeit Kändler nach fernen Märkten, Gesandte weithin zu Reichstagen, die Fleischer bis nach Polen. 1516 richtete auf Veranlassung Maximilians I. Franz von Thurn und Taxis die erste regelmäßige deutsche Postverbindung (zwischen Wien und Brüssel) ein. Nach diesem Muster bildete sich dann allmählich auch das sächsische Post wesen aus. Die Postkutsche war ein gelb oder rot angestrichener Wagen, der mit einer Plane überspannt war. Auf dem Kutschbock saß der schwefelgelb gekleidete Postillon, auch „Schwager" genannt. Der Personenverkehr war anfangs mehr Nebensache. Eine Fahrt im Postwagen war nicht nur ziemlich kostspielig, sondern auch höchst lang weilig und unbequem. Wenn der für Pakete an der Kinterseite des Wagens bestimmte Platz nicht aus reichte, so wurden solche auch im Innenraum mit untergebracht. Rollte nun der Wagen auf der meist schlech ten, holperigen Straße dahin, so schwankte er gar bedenklich hin und her; die Gepäckstücke kamen ins 122. Alle Postkutsche. Rutschen und Schweben, und der gerüttelte und geängstigte Fahrgast dankte Gott, wenn er mit heiler Kaut und gesunden Gliedern endlich ans ersehnte Ziel gelangte. Ratsherren, Ratsboten und Kaufleute reisten gewöhnlich zu Roß. Doch benutzte man im 18. Jahrhundert auch zu größeren Reisen bisweilen Kutsch wagen und Schlitten. Fürsten kamen gewöhnlich mit großem Gefolge nach Zittau. Als z. B. Kaiser Rudolf II. am 29. April 1577 um 22 Uhr t) auf der Kuldigungsreise nach Bautzen hier eintraf, brachte er 1520 Personen und 1029 Pferde mit. Im Gefolge des Kurfürsten Christian II., der am 3. Juli 1607 unsere Stadt besuchte, befanden sich 488 Personen und 389 Pferde. (Vergl. Kap. 38 A.) 1392 zog der spätere englische König Keinrich IV. auf einer Reise nach Palästina durch Zittau. Sehr umständlich und zugleich unsicher war ehemals auch die Beförde rung von Briefen und Geld. Wollten die Zittauer Kaufleute z. B. ihren Nürnberger Geschäftsfreunden eine Mitteilung machen, so mußten sie entweder selbst Hinreisen oder auf ihre Kosten jemand hinschicken oder aus irgend eine Gelegenheit warten. Ilm 1702 vermittelte ein Kerwigsdorfer Siebhändler, der bisweilen nach Norddeutschland reiste, den Briefverkehr zwischen hier und dort. Ilm 1670 war noch ein besonderer Dresdner, 1710 ein Wittenberger Bote nötig. Zu kleineren Botengängen waren die Bewohner der benachbarten Dörfer den Städtern verpflichtet. Ratspersonen wurden bisweilen mit Geld- tz Die alte böhmische Uhr ging bis 24.