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Markt i), den Sonnabend-Wochenmarkt. Als sie, mit diesem Erfolge noch nicht zufrieden, noch einen zweiten freien Markt verlangten, ward der Kaiser sehr aufgebracht und fuhr sie hart an: „Ihr Buben, wollt ihr meine Stadt ver derben?" Auch gebot er, man solle einigen von ihnen die Köpfe abschlagen. Sein Zorn besänftigte sich erst wieder, als die Ratsherren für sie um Gnade baten. Die Unzufriedenheit mit der Stadtobrigkeit machte sich auch um 1485 besonders laut bemerklich. 119. Gitter der Bötlgerschen Gruft (von 1710) auf dem Alosterfriedhof. Steins Abreise in die Gans (siehe Ein Mann, namens Johann Bapst, der kurze Zeit Bürgermeister gewesen war, wiegelte die Zünfte gegen den Rat auf. Die Unruhestifter pflegten sich in einem Kause auf der Queck- wiese (südöstlich vom Frauenkirchhos) zu versammeln, weshalb man sie „Wiesenherren" nannte. Der da malige Landvogt von Stein, der dem Ausrührer Bapst merkwürdigerweise sehr gewogen war, wurde heimlich gebeten, diesem und seinem Anhang (von Bautzen her) zu Kilfe zu kom men. Trotzdem behaupteten die Tuch macher, Fleischer, Schuster und Bäcker, von einer Ankunft des Landvogts nichts zu wissen, ja man erbot sich sogar, dem Rat in der Wahrung seiner Rechte bis zum äußersten bei zustehen. Als der Erwartete jedoch eintraf, führte man ihn aufs Rat haus und zum Kaufhause, wo an einer Säule zu lesen war, was der „ungetreue" Rat aus dem Stadtsäckel für Wein und Lebensmittel veraus gabt habe. Der Landvogt lächelte dazu, aber er tat den Empörern den Gefallen und setzte mehrere Ratsherren samt dem Bürgermeister Bernhard ab. Einen von ihnen, Michael Zeutsch, steckte man nach >eite 114), die andern wurden in den Böhmischen Turm gebracht. Einem Ratsherrn gelang es zu entfliehen. Bernhard ließ man gegen Bürgschaft wieder frei, er mußte jedoch die Stadt verlassen und durfte erst nach einigen Jahren zurückkehren. Ientsch, den der Landvogt beschuldigt hatte, ihn und den Kaiser geschmäht zu haben, hatte besonders unter dem Kaß und Übermut der Aufrührer zu leiden. Er wurde in der „Tuchmacherbastei" bei der Wasserpforte 7 Stunden lang grausam gefoltert. Man brannte ihn an beiden Seiten und zerbrach ihm einen Arm. Die Empörer hofften Aussagen von ihm zu erpressen, die die Ratsherren ') Auch Wenzel IV. „begnadete" die Stadt (1408) mit einem freien Brot- und Fleischmarkte.