Volltext Seite (XML)
126 - 28. Empörungen der Zünfte gegen die Stadtobrigkeit. So einmütig die Bürger der Stadt in Kriegszeiten gegen äußere Feinde zusammenstanden, im Frieden kam es nicht selten zwischen dem Bat und den Handwerkern zu Streitigkeiten. Denn den »Meistern Klug" und den »Hansen Haberechk" konnte es jener selten recht machen. Schon im 14. Jahrhundert, als namentlich die Tuchmacher durch Zahl und Wohlhabenheit großes Ansehen gewannen, gab es nicht selten zwischen der Obrigkeit, die das gemeine Beste ins Auge faßte, und den Zünften, die den Vorteil ihres Standes immer kräftiger wahrzunehmen suchten, Anlaß zu Reibereien. Einen solchen bot u. a. die Versorgung der Bürger mit Bier. Man braute solches im Winter zum sofortigen Genuß und im März ein Lagerbier für den Sommer. Die reicheren Bürger konnten sich für diese Jahreszeit genügend mit Vorrat versehen, die Handwerker, deren Sommerbier bald zu Ende ging, mußten dann zu ihnen kaufen gehen. Daher wollten sie, daß auch im Sommer gebraut werden sollte. Das konnte aber wegen der Feuers gefahr nicht geduldet werden. Ganz be sonders erhitzten sich die Gemüter, als der Rat eine Stadtwage errichtet hatte, von welcher Einrichtung man das Verderben des Handwerks befürchtete. Man wollte die Wage nicht dulden, hielt aufrührerische Reden in der „Mandau" (wohl eine Tuch macherherberge in der Gegend des Man- dauer Berges) und steckte als Zeichen der Empörung eine Fahne aus ihr heraus. Ein dritter Grund zu Zwistigkeiten ergab sich, als die Tuchmacher einen der Ihrigen, der schlechte Ware gefertigt hatte, selbst ab straften, indem sie 15 Stück »Flocken tuche" i) von ihm auf dem Markt verbrannten. Dazu waren sie nicht berechtigt. Darum machte ihnen ein Bürger Vorwürfe, worauf ein großer Streit entstand. Als während desselben ein Tuchmacher starb, steckten ihn die streitenden Bürger in ein Faß, wobei sie ihm die Beine zerbrachen. Auf diese Vorgänge hin kam 1361 der böhmische Stadthalter Erzbischof Dietrich von Magdeburg nach Zittau, um Ruhe und Frieden zu stiften. Als er einen Tuchmacher um eines geringen Vergehens willen hart bestrafte, wagten es die Stadtschöppen, sich ihm zu widersetzen. Da ward der Bischof so zornig, daß alle erbebten. Indem er einen Brief des Kaisers heroorzieht, befiehlt er, die Stadtwage zu dulden, sowie einen Kuttelhos (Schlachthof) und Fleischbänke zu errichten und dem Kaiser ein »Haus" vor der Stadt als Wohnung zu erbauen. Am nächsten Morgen berät sich der Rat mit den Handwerkern, wie man diese Erpressung vereiteln könne, und als der Bischof die abgebrochene Verhandlung fortsehen 117. Toroerzierung im Empire-Stil. (Aolel zum Bad Jonsdorf.) ') Tuche von Abfallwolle.