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104 - Stadt und Land Zittau. Dies bezeugen die aus unserer Gegend stammenden urelterlichen Kleidungsstücke, die — leider nur in sehr geringer Anzahl — auf unsere Tage gekommen sind. Aus der Biedermeierzeit bewahrt unser Stadtmuseum mehrere Kleider aus weißer Leinwand und Tüll (mit Stickerei), aus der Rokokozeit (um 1750) einige Taillen aus Brokatstoff sowie ein seidenes gemustertes Festkleid. Ferner enthält das Museum zahlreiche zur Volkstracht des 19. Jahrh. gehörende mit Gold und Silber verzierte Kauben mit langen Bändern (siehe Bild 100). Dazu gehört der faltige, gestärkte Rock, die Bluse und das seidene, bunt gemusterte Brusttuch, das mit einem dreieckigen Zipfel und Fransen über Rücken und Schultern herniederhing. Für Bräute aus dem Lande war es unerläßlich, sich vor der Kochzeit eine weiße Leinenschürze und ein weißes Schultertuch mit reicher Stickerei zu fertigen. Für Bräute waren auch silberne Filigran krönchen mit Draht und Flitter bestimmt, die an der Stelle des später gebräuch lichen Myrtenkranzes zu Ende des 18. Jahrhunderts auf dem Kaupt getragen wurden (lVI.). Um 1690 kam der Sonnenschirm, um 1770 der Regenschirm auf. 24. Die Obrigkeiten der Stadt und des Landes Zittau. Die Landesherren der Oberlausitz von der sorbischen Zeit bis 1635. Nachdem die Milzener, die sorbischen Bewohner der Oberlausih, im Auf trage des deutschen Königs ums Jahr 1000 vom meißnischen Markgrafen Eckehard völlig unterworfen worden waren, wurde der Gau Milsca (oder Milzane) der Mark Meißen angegliedert und zum Deutschen Reiche geschlagen. In Milzane, dem Budissiner Lande, war um diese Zeit bereits der Gau Besunzane, das Land Görlitz, mit aufgegangen. Im 15. Jahrh. kam nach und nach der Name „Oberlausih" für diese Gebiete zur Anwendung, bis dahin hatte man unter der Lausitz (— Sumpfland) nur die Niederlausih verstanden. Im Frieden zu Budissin (1018) erhielt der Polenkönig Boleslaw die Ober lausih als Lehen. 1076 wurde sie wieder meißnisch. In diesem Jahres belehnte damit Keinrich IV. den Böhmenherzog Wratislaw, den er 1086 zum König erhob. Um 1253 wurde der Gau an Brandenburg verpfändet. Nach Aussterden der Askanier daselbst (1319) schlossen sich die Oberlausiher an Böhmen an. Die Görliher hatten zwar vorzeitig dem Kerzoge Keinrich von Iauer gehuldigt, Budissin, Kamenz und Löbau aber sich sogleich an dessen Schwager Johann von Böhmen gewandt, der ihnen zum Lohn für ihr Ent gegenkommen die von den Brandenburgern ihnen verliehenen Vorrechte be stätigte. Auf dieses gegenseitige Übereinkommen, den sogenannten „Urstaats vertrag" der Oberlausih, der später auch auf die übrigen Sechsslädte aus gedehnt wurde, gründete sich die Selbständigkeit dieses Landes (P). Im Jahre 1355 wurde das Gebiet von Karl IV. der Krone Böhmens einoerleibt. Für seinen Sohn Johann begründete er ein Kerzogtum Görlitz, das von 1377 bis 1396 bestand. Böhmen aber regierte nach Karl (ch 1378) sein Sohn Wenzel IV. und alsdann (von 1419 an) dessen Bruder Siegmund. 1437 kamen die Lausihen an Albrecht von Österreich und 1439 an dessen nachgeborenen Sohn Wladislaw. 1459 huldigten die Oberlausiher Städte dem hussitischen Könige Georg von Podiebrad, sie fielen aber 1467 wieder 9 Die Westoberlausitz war von 1086 bis 1136 im Lehnbesih der Grasen o. Groitzsch.