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— 100 — wie für behagliche, geschmackvolle Innenausstattung der Muser aufgewandt werden. Als die Zahl der Bewohner wuchs und der Baum innerhalb der Ringmauer knapper wurde, begann man ihn mehr und mehr auszunuhen. So wurde bereits 1359 nach einem großen Brande der Marktplatz an der Süd- und Westseite verkleinert. An der Nordseite ward eine Muserreihe vor gebaut. Kier stand schon 1561 die Stadtapokheke und westlich daneben das Midenreichsche Wohnhaus (s. Kap. 35). Gassen überwölbte man. um über den Schwibbogen Wohnraum zu gewinnen (Apothekergäßchen 1567, Bader gasse 1582, Iustgäßchen 1683, Schmeidetgäßchen l). Zittaus Straßen waren ursprünglich sehr schlecht und unsauber. Bei nassem Wetter bedeckten sie große Pfützen und undurchdringlicher Kot 2). Allerhand Getier spazierte behaglich schnatternd oder gackernd oder auch wohl grunzend darin herum. 1545 mußte man zwischen dem Markt und dem Iohanniskirchhofe (der erst 1616 ummauert, 1703 gepflastert ward) eiserne Stangen anbringen, damit „die schweyne nicht öffn Kirchhofs kunnen tauffen." Aller Unrat der Käufer ward auf die Straße befördert; es war das einfachste Mittel, sich seiner zu entledigen. Um 1348 fing man indessen schon an, einzelne Straßen zu pflastern. Später suchte man die Gerinne durch Gräben nach dem Wallgraben hin abzuleiten. Unterirdische Kanäle grub man erst in neuerer Zeit. 1796 begann man mit der Anlegung von Bürgersteigen. 3) Vor 1813 waren die Straßen stockfinster. Eine wohltätige Ruhe ver breitete sich draußen, sobald die Sonne untergegangen war. Dann erschien der Wächter mit Laterne und Spieß, um seinen Rundgang anzutreten. Allstünd lich ertönte nun von den Kreuzwegen her sein Kornruf und Gesang, bis am frühen Morgen sein letzter Vers erklang: „Der Tag vertreibt die finstre Nacht, Ihr lieben Christen, seid munter und wacht Und lobet Gott, den Kerren!" 23. Die Bewohner Zittaus in alter Zeit. Die Bevölkerung der Stadt bestand in alter Zeit im wesentlichen aus den vornehmen Geschlechtern oder „Patriciern" und den Kandwerkern. Jene bildeten den kleineren, aber bevorzugten Teil der Stadtbevölkerung. Sie waren die altangesessenen Kandelsbürger. Sie führten das Stadtregiment, denn aus ihrer Zahl wurden die Schöffen, Raksherren und Bürgermeister gewählt. Die Kandwerker, die vielfach auch Grund- und Kausbesitzer waren, hießen zwar auch Bürger, besaßen aber diese Vorrechte nicht. Doch gelangten auch sie nach und nach zu Wohlstand, besonders als sie sich zu gegenseitiger Unter stützung zu Zünften oder Innungen zusammenschlossen. Nun beanspruchten sie gleiche Rechte wie die Geschlechter, insbesondere Teilnahme am Stadtregiment, was zu vielfachen Streitigkeiten führte. (S. Kap. 28.) Reiche Bürger er warben vielfach Landgüter. Dann wurden sie mit der Zeit dem Adel gleich ¬ 's Siadtrichler Schmeidel -j- 1674.— 1568 gab es in der inner» Stadt 570 (mehr als in jeder andern Sechsstadt), in der äußeren 459 Wirte (8e). 2) Seit 1733 gab es hier Sänften, wozu der Rat Träger besoldete. -h Im I. 1826 wurden Gassentäfelchen angebracht, 1804 Kausnummern eingesührt.