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— 98 — 22. Markt, Käufer und Straßen in Zittau in alter Zeit. So klein das ursprüngliche Stadtgebiet war, so besah es doch einen ziemlich groben Marktplatz l). Er reichte ursprünglich im 8., und bl. über den heutigen Rahmen hinaus. Frei auf dem Platze, nach Westen zu, stand das älteste, hölzerne Rathaus. Archer ihm erhoben sich als wichtige Gebäude am Markt die Iohanniskirche und neben ihr der Kreuzhof. Seine Bewohner, die Johanniter, hatten nach den Kreuzzügen in unserer Stadt Unterkunft ge funden. Sie besahen hier eine „Kommende", die mit Ackern, Wiesen und Gärten ausgestattet war, zu deren Bewirtschaftung der Komturhof diente. Der Komtur, ihr Vorgesetzter, amtierte hier als Stadtpfarrer. (Auch in Kirschfelde gab es Johanniter, deren Besitz 1570 die Stadt kaufte.) An einer alten Kapelle auherhalb der ältesten Stadtgrenze siedelten sich um 1244 Franzis kaner an, erweiterten das Gotteshaus und bauten ihr Kloster. In einem nahen Turme der Stadtmauer richteten sie ihre Bibliothek ein »d und legten einen bedeckten Gang an, der vom Kloster aus hin- führte. Nach der Reformation ging dieses ein, und der Besitz kam (t554) an die Stadt. (Der letzte Mönch hieb Michael Reinstein.) Lange Zeit behielt Zittau dörfliches Aussehen. Die s Käufer hatten in engem Kofraum vielfach Schuppen und Ställe. U ) i Die Kerden wurden vom Gemeindehirten hinaus auf die Vieh- ' S weide getrieben. In vielen Wohnungen wurde gesponnen und Dk- 8 gewebt. ß! N Die Käufer wurden ursprünglich fast sämtlich aus Kolz R errichtet und mit Stroh 2) oder Schindeln gedeckt. Diese Bau- weise war noch 1569, wie man auf dem ältesten Stadtbilde se. Mönch. sieht, die übliche. Die meist niedrigen Gebäude kehrten ihren Giebel der Strohe zu. Sehr breite Käufer besahen 2, bisweilen sogar 3 Giebel. Dor solchen Gebäuden, bei denen das Obergeschoh über das untere Stockwerk vorragte, befanden sich bedeckte Gänge oder „Lauben", wie dies hier und da in Reichenberg, Görlitz und anderen Städten noch an alten Gebäuden zu sehen ist. Die Kausfluren waren ursprünglich meist sehr groh, die Stuben jedoch oft nur klein und zuweilen gewölbt. Backöfen ragten bis weilen in die Zimmer und dienten als Tische. Kleine Bühnen unter der Stubendecke, zu denen Wendeltreppen emporführten, vertraten vielfach die Stelle unserer Schlafkammern. Statt der Dielen gab es Fuhböden aus gestampftem oder mit Brettern geschlagenem Lehm. Noch 1491 wurden sogar in der königlichen Burg in Prag Lehmschlager benötigt. Wie spät mag da in einfachen Käufern die Dielung üblich geworden sein! Auch die Wändet) mögen anfangs auhen >) Bei den älteren Städten im ostdeutschen königlichen Gebiet wurde der Markt meist unmittelbar an der Keerslrahe angelegt, deren Verbreiterung er bildete (8e). -) Strohdächer gab es in Zittau bis ins 18. Iahrh., Kolzgiebel (am Markt) noch 1612. ") In der 2. Kälste des >5. Jahrhunderts ward es in manchen Gegenden Brauch, die Wände der besseren Stuben in Bürgerhäujern mit Kolztäsetungen zu verkleiden und sie auch mit kunstvollen Schnitzereien zu versehen. Im 17. Jahrhundert bedeckte man sie mit Teppichen oder Tapeten aus Stoss, Leder oder Papier. Aus den Sims der Täfelung stellte man Leuchter. Trinkgesähe und andern kleinen Kausrat, soweit er nicht im Wand schrank oder auf dem „Kandelbrett" Platz hatte.