Volltext Seite (XML)
XXl. Jahrgang. „ELEKTROTECHNISCHE RUNDSCHAU.“ No. 7. 1903/1904. 73 daß es gegenwärtig tatsächlich nur sehr wenige Arbeiten giebt, für welche nicht die Einführung von Preßluftbetrieb direkt wesentliche Ersparnisse mit sich bringt, und daraus folgt von selbst, angesichts der großen Masse von mittel großen Betrieben, welche diesen Fortschritt der Technik noch nicht eingeführt haben, dis außerordentlich große Bedeutung der Preßluftwerkzeuge für den Na tionalwohlstand. Am häufigsten finden Preßlufihämmer zum Nieten (Fig. 1), Meißeln (Fig. 2), und Y rstemmen (Fig. 3) Anwendung. Was die Rentabilität einer Preßluftanlage anbelangt, so wird diese be dingt durch die Größe der Anlage, den örtlichen Verhältnissen, der Art der Arbeit sowie der TJebung der Arbeiter. Bei reichlichen Abschreibungen, sowie Verwendung des teuersten Kompressorsystems dürfte sich bei einer mittleren Anlage ein Aufwand von Mk. 2.— pro Werkzeug und Tag nötig machen. Nimmt man niedrig gerechnet die Leistung eines Werkzeuges als die drei- bis vier fache eines Handarbeiters an, so läßt sich ausrechnen, daß die Preßluftanlage Fig. 2. an den Lohnersparnissen bezahlt wird, abgesehen von der besseren Arbeit der Preßluftwerkzeuge. In Amerika ist fast kein größerer Betrieb ohne Preßluftanlage, auch in Deutschland macht die Einführung derselben wesentliche Fortschritte, und liegt die Zeit nicht fern, wo auch bei nns die Handarbeit, soweit dies angängig ist, durch die Verwendung von Preßluftwerkzeugen ersetzt sein wird. Ein kleines Preßluftwerkzeug fabriziert die Firma Collet & Engel hardt , Offenbach a. M., die uns auch die übrigen Cliches zur Verfügung stellte, Fig. 3. unter dem Namen „Vibrator“ (Fig 4). Dieser kleine sehr nützliche Apparat wird vorzüglich von Werkstätten verwendet, welche Arbeiten wie z. B. das Ab klopfen des Kesselsteins schnell zu verrichten haben. Diese Arbeit läßt sich in ungefähr einem Viertel der Zeit ausführen, die von Handarbeit beansprucht Fig. 4, würde. Durch die hohe Schlagzahl von ca. 4800 Schlägen in der Minute in Ver bindung mit unserer Patent-Steuerung bat die Firma erreicht, dass der Apparat eine solche Feinheit im Schlage besitzt, daß er beim Arbeiten das Arbeitsstück nicht angreift. Der Luftverbrauch des Apparats ist ein so geringer, daß er an eine jede bestehende Anlage angebracht werden kann, selbst wenn der Kompressor überlastet sein sollte. Um die Maschine leicht handlich zu machen, kann dieselbe mit einem Rohrhandgriff mit Regulierhahn versehen werden. Polytechnische Notizen. Gesetzliche Vorschriften für Heizungsanlagen schlug Geh. Reeierungsrat Prof. Rietschel auf der letzten Versammlung der Heizungs-und Lüftungsfachmänner in Dresdin nach folgenden Leitsätzen vor: Schornsteine, die in Außenwänden liegen, dürfen für Dauerb'andöfen mit fallende Rauchzügen nicht ben ützt wer den. 2. Daue brandöfen mit f illend n Rau<hzügen, durch welche die Rauchgase in eine tiefere Lage als die Lage des Rostes geführt werden, müssen in einer beliebig in Benutzung zu nehmenden Ableitung der Rauchgase unter Umgehung der fallenden Rauchzüge versehen weiden. 3. Die Rauchgase von Dauerbrand öfen mit fallenden Zügen dürfen nicht durch Kachelöfen geleitet werden, die Rauchgase von Dauerbandöfen ohne fallende Zi ge nur dann, wenn auch die Kachelöfen keine fallenden Züge besitzen. Das Einlaufen von Luft in Schorn steinröhren zu Zwecken der Lüftung der Räum- oder zur Regelung der Ver brennung bei Dauerbrandöfen i>t nur statthaft, wenn die Oefen keine fallenden Ziige besitzen. 5. In ein gemeinsames Schorn-teinrohr dürfen nur Rauchgase von Oefen ein und desselben Stockwerks ge'eitet werden. 6. Gasöfen mit ent- leuchteter Flamme, sowie solche mit fallenden Zügen der Verbrennungsprodukte bleiben von der Anwendung am geschlossen. 7. Die Abzugröhren für die Ver brennung sprodukte bei Gasöfen müssen mindestens 1,5 Meter über Dachfirst j münden und sind mit Reflektoren zu versehen 8. Die Abzug röhren für die Ver brennungsprodukte der Gasöfen dürfen nicht in Außenwänden liegen. 9. Feuer- luftbeizapparaie. sowie alle übrigen Feuerungsanlagen von Zentralheizungen, so weit sie in Räumen untergebracht sind, in deren Nachbarschaft sich bewohnte Räume befinden, dürfen mit Raue Schiebern nur dann versehen werden, wenn di-se eine Vorrichtung erhalten, die das Schließen während des winterlich n Be triebes nur auf °/ I0 des Querschnittes für den Rauehabzug gestattet. Der Ver schluß des Schornsteines im Sommer darf nur durch eine Vorrichtung erfolgen, die ein tei weises Verschließen des Querschnittes nicht gestattet. 10. Beimeng ung von Spiritus unter das Wasser der Heißwasserheizung ist nicht gestattet. 11. Ein jeder nach dem Dampfkesselgesetz unter dem Begriff „Kochkessel“ ent fallende Kessel muß ein den Bestimmungen entsprechendes Standrohr erhalten. Die Arbeiten am Simplon-Tunnel. Bei einem Unternehmen wie dem Simplon- Tunnel ist das Vorkommen unerwarteter Störungen für den Faehmaun nicht auf fällig. Ohne die verschiedenen Arbeiterausstände und vor allem ohne den Wasser durchbruch im Südtunnel, der die Arbeiten für fast ein halbes Jahr unterbrach, würde das rastlos fortschreitende Werk wahrscheinlich den ursprünglichen Tei • min für die Eröffnung — Mai 1904 — haben einhalten können. Neuer ings ist, wie wir dem „Tiefbau“ entnehmen, dieser Zeitpunkt auf den Anfang des Jahres 1905 verschoben worden. Wie genau gearbeitet worden ist, geht daraus hervor, daß sich bei der im April v. Jahres vorgenommenen Achsenprüfung des 9 km langen Nordtunnels eine Abweichung von nur 2 cm ergab! Als ein denkwür diger Tag wurde auch der 2. März angesehen, an dem — Nord- und Süitunnel zusammengerechnet — die Durchbohrung der des Gotthatdtunnels (14 991 m) gUici kam. Wegen des erwähnten Wasserdurchbruches war die Südseite sehr in Rückstand gekommen. Am ersten Januar v. Js. hatte man von Norden her 8480 und von Süden her 5950 m erbohrt; am 1. Juli lauteten die Zahlen 9427 und 6766. Am 1. August blieben im Ganzen noch 3145 m. zu durchbrechen, da von den im Ganzen 19 770 m 16625 fertiggestdlt waren. Wird so weiter gearbeitet, wie in letzter Zeit, d. h. werden die Stollen von Norden und Süden zusammen täglich durchschnittlich um 10 m voregtrieben, so kann die Durch bohrung etwa in Jahresfrist vollendet sein, vorausgesetzt, daß nicht neuerdings Naturgewalten dazwischen treten. Neuer Gewindeschneider. William Scott in Boston hat einen Gewinde schneider pate tiert erhalten, bei dem der Spannring am Kopfe eines die Feder- : arme c hülsenartig umgebenden Gliedes sitzt, das aus zwei gegeneinander | verstellbaren Teilen g, k besteht und folglich in der Längsrichtung einstellbar ist. Der Spannring kann daher in einer bestimmten Stellung über den geneigten Flächen gegen das Bestreben der Federn, ihn zurückzubewegen, verriegelt werden, und somit können die Schneidebacken d genau gegeneinander eingestellt werden. Verfahren zum Verschliessen der Risse eines gusseisernen Zylinders. Das „Bulletin de ia Societe des Ingenieurs eivils“ veröffentlichte kürzlich eine Mitteilung, Jules Garnier’s über ein Verfahren zum Verschliessen der Risse eines gußeisernen Zylinders, » elches bei vielen Fällen der industriellen Anwen- du gen geeignet ist. Garnier wurde zu diesem Kntschlusse bei der Reparatur des äußeren Mantels des Zylinders eines Automobils gebracht, welcher in Folge von Frost bedeutend gesprungen war. Er verwandte hierzu die Eigenschaften der Kupfersalze, welche ihr metallisches Kupfer im Kontakt mit Eisen nieder- schlagen. Nachdem er die Zylinder demontiert und sie über einen Rezipienten ge legt, füllte er den Mantel mit einer konzentrierten Schwefelkupfer-Lösung; dieselbe trat Anfangs im Ueberfluß durch die Risse aus und floß in den Rezi pienten, wo sie aufgenommen und in den Mantel übertragen wurde. Der Ab fluß des Sulfats, welcher bald geringer «ar, wurde ein einfaches Ausschwitzen und bei Komprimieren der Luft über der Flüssigkeit im Innern des Mantels erhält Garnier in etwa einem Tage die vollständige Ausfüllung der Risse. Die Mantelabdichtung genügt seitdem vollkommen Man könnte die Erfolge dieses Verfahrens anzweifeln, denn wenn das Kupferatom 63,5 und das des Eisens 56 wiegt, ist die Kupferd'chte 8,8 und die des Eisens 7,7, so daß das Volumen des niederschlagenden Kupfers einem fast gleichem Eisenvolumen entsprechen müßte. Dennoch ergiebt es einen entschiedenen Vorteil für das Kupfer, um so mehr, als dieses beim Niederschlagen leicht schwammig, das Gußeisen dagegen fester ist. S. Der Nutzeffekt der Tangentialräder. Die „Electrical World“ vom 29. August veröffentlicht einen Auszug einer Denkschrift G. G. Henry’s über den Wirkungsgrad der Antriebsturbinen, deren Type das Petton’sche Rad ist. Die Bedingungen, welche die Verluste auf ein Minimum reduzieren, sind: Anwendung von Zellen, deren Eintrittsfläche Tangente des Wasserstrahles ist und deren Ausgangsfläche von 180" der Art angeordnet ist, daß die Entladung der vor hergehenden Zelle entweicht; Benutzung von glatten Zellen, welche den leichten Abfluß des Wassers gestatten ; Herstellung eines gleichförmigen Wasserstrahles, welcher größten Teils von dem Querschnitt der Scheidewand der Zellen abhängt; Reduktion der Reibungen gegen die Oberflächen und die Luft. Der Verfasser veröffentlicht eine Reihe von Momentaufnahmen, «eiche verschiedene Betriebseinzelheiten zeizen. Er giebt einige Details über die Zer-törung der Zellen, welche nach seiner Ansicht nicht nur von der Wirkung des fortgerissenen Sandes, sondern auch von einer chemischen Tätigkeit her rührt, welche der Freiwerduug des in dem komprimierten Wasser zurückgehal tenen Sauerstoffes zuzuschreinen ist. Er empfiehlt die Wichtigkeit des Anstriches der Zellen, welche unter diesen Verhältnissen unbegrenzt ausdauern. S.